An den Bürgermeister der Gemeinde Kleinmachnow                        20.12.2003

 

Betr.:     Offener Brief der „WIR" zur Schulentwicklungsplanung von Kleinmachnow

Thema: Widersprüchliche statistische Zahlenwerke ohne Nachhaltigkeit und Planungssicherheit

              (Teilaspekte Gymnasium und Grundschule)

 

 

Sehr geehrter Herr Blasig,

 

„WIR“ treibt die erhebliche Sorge um, dass die statistisch prognostizierten Planungsgrundlagen

(Schulentwicklungspläne der Region) ungenügend erhoben und gesichert wurden.

 

I. Gymnasialbereich

 

1.-Innerhalb kürzester Fristen (2 Monate nach Auflegen der neuen Planung) finden ohne Begründung

Veränderungen der Vorgabezahlen durch den Kreis (H.Hohmann) statt.(s.a. Schulkonferenzprotokoll

des Weinberg-Gymnasiums im November 2003)

 

2.-U.a. beziehen sich diese Divergenzen auch auf den im August vorgestellten SEP 2003-2008/9

zu dem seit 1999 vorgestellten und bis 2005 projektierten Schulentwicklungsplan der Gemeinde,

dessen Ansätze schon im Schuljahr 2001/2 im Grundschulbereich völlig überholt waren.

Zu 1 z. B.:

SEP/08,  S.87              155 Übergänge z. Gymnasium Kl.7 für 2005/6 Einr.-Faktor 5,53 Klassen

Hohmann/SEP11.03    133 Übergänge z. Gymnasium Kl.7 für 2005/6 Einr.-Faktor 4,77 Klassen

 

Grundsätzlich ist festzustellen, dass die prozentualen Einrichtungsgrößen der 7.Jahrgänge/Gym. bis 2008

vom Leiter der Planungsbehörde Belzig konsequent nach unten korrigiert wurden, was eine statistische

Fortschreibung  von 5-6 Jahren bedeutet.(bis zum Ende der Schulzeit dieser seinerzeit 7. Klasse)

 

WIR stellt diesen Reduzierungsansatz in Frage und bittet um dezidierte Begründung bzw. Rücknahme!

 

Als Planungsvorgabe wurde durchgängig (bis zum Abitur) für das Gymnasium von einer 28er Klassenfrequenz ausgegangen.

 

WIR hält diesen Ansatz für zu hoch und diese Klassengröße für lernschädlich!

 

Darüber hinaus ist anzumerken, dass der angenommene „Gymnasial-Trendschlüssel“ von 50% aller

in die SEK 1 wechselnder Schüler in der Region noch zutreffend sein mag, obwohl eine diesbezügliche

genauere Evaluierung nicht durchgeführt wurde und man auch hier nicht mit „Vergangenheitstrends“

argumentieren sollte. (Zitat: “Trend der letzten Jahre“) Das Vorhalten

 

einer Manövriermasse an Schulplätzen ist sicherlich jetzt und für die Zukunft realistischer.

Weitere erhebliche Baumaßnahmen mit Zuzügen für 2004-2006 sind kein „Trend“ sondern Fakt.

 

Die Daten für Kleinmachnow gehen von 60% Gymnasialsch. in Kl.7 aus . (SEP S. 85)

Durch die nivellierende Regionalbewertung (50%) können ein Großteil der Klm-Schüler (innen)

nicht in Kleinmachnow z.B.(Weinberg-Gymnasium) aufgenommen werden. In den kommenden Jahren ist von

etwa 100-120  Kleinmachnower 7-Klässler auszugehen, die ein Gymnasium besuchen werden.

Wohin mit unserem Bildungsnachwuchs?!

 

Ebenfalls sind unseres Erachtens die Schüler (innen) nicht berücksichtigt, die auf Grund des mageren Gymnasialangebotes

der Region (geringe Wahlmöglichkeiten bzgl. Sprachenfolge, Profil etc.) und des erschwerten Zuganges zum Weinberggymnasium

(Numerus clausus-ähnliches Aufnahmeverfahren) nach Berlin abwandern, aber in Kleinmachnow wohnen.

Die nicht näher belegte Zahl von 20-30 pro Jahrgang („Berechnungsgrundlage“ des Kreises) aus der Gesamtregion wird,

so unsere Prognose, schon bald von Kleinmachnow allein erreicht werden.

Auch hier zeigt sich  erneut, dass die o. g. Berechnungsgrundlage durch mangelhaft recherchierte Vorgabedaten statistisch

ungenau und mitunter hypothetisch ist.

Planungseffizienz und –sicherheit sind so sicherlich schwer zu erreichen!

 

WIR fordert eine zumutbare Sicherstellung von Gymnasialplätzen auch in Kleinmachnow und fordert Sie auf, bei dem

Bürgermeistergespräch in Belzig am 7. Januar 2004 initiativ zu werden!

 

II Grundschulbereich

 

Bis heute ist keine Entscheidung darüber gefallen (s.a. Ausschuss Schule/Kultur/Soziales vom 16.11.2003,

Stellungnahme von Herrn Dietrich), ob der Bau der im SEP 03 ausgewiesenen, dringend notwendigen 3.

Grundschule endlich durch die Gemeindevertretung verabschiedet wird.

            WIR können uns nicht vorstellen, dass Sie konform gehen mit den Äußerungen von Herrn Hohmann,

dass nämlich eine Kapazitätserweiterung absolut unnötig sei...Zitat:“Es liegt ja eine regionale Planung

(Kleinmachnow, Teltow, Stahnsdorf) einvernehmlich zu Grunde, so dass die in Teltowkanalnähe wohnenden

Kleinmachnower Grundschüler ohne weiteres Teltower oder Stahnsdorfer Grundschulen aufsuchen können...“

 

Also, Herr Blasig, setzen Sie sich vehement und umgehend für eine dritte Grundschule in Kleinmachnow bei der

nachweisbaren Unterversorgung an Grundschulplätzen unseres Ortes ein!

 

Grundsätzlich ist anzumerken, dass die „Halbwertzeiten“ des SEP 99-05 schon dramatisch zu nennen sind.

Geht doch der Plan (S.23) z. B. für die Eigenherd-Grundschule für das Schuljahr 2001/2 von 70 Schulanfängern  bei 3 ersten Klassen aus.

Fakt ist die Einrichtung dieses Schuljahres mit 5 ersten Klassen mit ca. 125 Schülern (innen).

Das Gleiche passierte im Schuljahr 2002/3; auch hier wurden bei prognostizierter Dreizügigkeit 5 Lernanfängerklassen (70 Kinder)

mit ähnlicher Gesamtfrequenz wie im Jahr zuvor eingeschult.

Und: Der gesetzlich vorgegebene Raumschlüssel wird an dieser Schule schon jetzt nicht eingehalten.

Die zu spät und in Hektik beschlossenen Ausbaumaßnahmen wären bei einer fundierten Entwicklungsplanung unter

Berücksichtigung der Zuzugszahlen zu Gunsten eines Neubaues vermieden worden. Die Schüler(innen) hätten ihren

übersichtlichen Schulstandort bei 2-3-Zügigkeit (max..  430 Kinder) behalten, der bedrohlichen Verkehrssituation

könnte man besser begegnen und ein sicherer Schulweg wäre einfacher zu organisieren. (Von der Einbuße der

Lernqualität durch die Jahre dauernden Baumaßnahmen ganz zu schweigen.)

Die im SEP 03 undeutlich ausgewiesene Klassenprognose pro Jahrgang (>3) für 2003/4 ist heute schon teilweise erreicht,

auch sind die Widersprüche zum Schulentwicklungsplan von 1999 evident.

Folgerungen aus WIR-Sicht:

- Schulentwicklungspläne sind nachweisbar nur als eine Orientierungsgröße zu interpretieren. Sie zeigen signifikante

Aussageschwächen, sie sind speziell für Kleinmachnow nachzubessern.

 

- Auch der „neue“ SEP basiert mit ungenügender Trennschärfe für Kleinmachnow letztendlich auf gesamtregionale Planungsdaten.

 

- In keinem Fall wird ersichtlich, inwieweit die außerordentlich hohe Bebauungs- und Zuzugsrate von Familien mit

Kindern durch statistische u. faktische Vorhaltemaßnahmen für den Raum Kleinmachnow differenzierten Niederschlag

z. B. auch schon in der 99er Kleinmachnower Schulplanung fand.

 

- Dieser Schulentwicklungsplan zeigte deutliche Prognosefehler schon nach einer 2-3jährigen Laufzeit.

Die Erschließung und Bebauung großer Flächen mit den entsprechenden Folgen für den Bildungsstandort 

Kleinmachnow waren auch im Jahr 1999 kein Geheimnis und vorhersehbar.

 

-Erfahrungsbedingt  kann so das Vertrauen in die neue 03er Planung nicht besonders groß sein. Der seit August 03 vorliegende

SEP (und die kommentierenden  Äußerungen des „Chefplaners“ Hohmann) vernachlässigen die besondere Bevölkerungs- und

Zuzugstruktur in unserer Gemeinde und lassen deren spezifische Fragestellungen (im nivellierten, regionalen Planungsbrei)

in den Hintergrund treten.

(Sinngemäß:„Der regionale Zusammenschluss sei ja schließlich politisch so gewollt, bei Kapazitätsengpässen in

Kleinmachnow sind eben die Nachbargemeinden gefragt...“)

 

- Ein weiteres Aussitzen bzgl. der notwendigen Bauentscheidung (3. G.) wird letztendlich auf den Rücken der Kinder

ausgetragen und führt zu unzumutbaren Mammutschulen. (Frequenz 700(+)

 

- Ein im Jahre 2012 folgender prognostizierter Rückgang der Zuzugszahlen rechtfertigt nicht die jetzige und auf

Jahre (bei Untätigkeit)  festgeschriebene Qualitätseinbuße von Schule u. Bildung.

 

-         Die WIR bittet und fordert Sie mit Nachdruck auf, die spezifischen Kleinmachnower Interessen im

-         Schul/Bildungsbereich bei dem avisierten Planungsgesprächen am 7. Januar gegenüber dem Kreis und den

-         Nachbargemeinden vehement und unmissverständlich zu vertreten, um eine nachhaltige und am

-         Wohl der Kleinmachnower Schulkinder orientierte Planung und Umsetzung umgehend einzuleiten.

Sehr geehrter Herr Blasig, über eine dezidierte Antwort zu diesem Schreiben bis zum 12.01.2004

sind wir Ihnen sehr verbunden!

 

Mit freundlichen Grüßen

 

i.A.

Christian Neumann

WIR-Sprecher Schule u.Bildung