Kleinmachnow, kurz vor
Warschau . . .
Der Kabarettist Frank Lüdecke über sein neues Zuhause in der Provinz bei
Berlin
„Also gleich mal vorab: Entgegen anders lautenden Gerüchten – es gibt in
Kleinmachnow selten Schießereien. Auch körperliche Auseinandersetzungen
zwischen Alt- und Neubürgern sind eigentlich nicht an der Tagesordnung.
Die Lage ist ruhig. Auch grüßen sich die Menschen auf den Straßen. Vielleicht
ist alles nur Maskerade, aber ich möchte das allgemeine Klima mit ,freundlich’
umschreiben.
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Für die Nordberliner:
Kleinmachnow liegt direkt hinter Zehlendorf-Süd. Für die Rheinländer: ungefähr
kurz vor Warschau.
Nach meiner Einschätzung sind es zwei bevorzugte Personengruppen, die nach
Kleinmachnow ziehen. Die einen sind über vierzig. Die anderen unter vierzehn.
Für alle anderen ist das Leben hier nicht spektakulär genug. Es gibt zwar im
neuen Ortszentrum einen Springbrunnen und eine „Innova“-Filiale. Aber die Cafés
sind nicht das, was man in Mitte ,hip’ nennen würde.
Ja, ein neues Ortszentrum hat Kleinmachnow bekommen. Es ist erst vor kurzem
fertig gestellt worden. Ich habe es schon mal gesehen. In Gütersloh, glaube
ich. Oder war es Clausthal-Zellerfeld? Da habe ich sofort wieder verstanden,
warum die ostdeutschen Gemeinden so wunderschön sind. Weil hier 40 Jahre lang
niemand das Geld hatte, seinen Geschmack durchzusetzen.
Ich wohne jetzt seit fünf Jahren mit meiner Familie hier. Und diese
Entscheidung gehört zweifelsohne zu den besseren, die wir in unserem Leben
getroffen haben. Vorher wohnten wir viele Jahre direkt am Winterfeldtplatz in
Schöneberg. Auch eine tolle Gegend. Aber mit vier Kindern wird den
Erziehungsberechtigten eine verdammt schnelle Reaktionszeit abverlangt. In
Kleinmachnow dürfen die lieben Kleinen auch mal alleine auf den Gehweg.
Ich habe zwei Lieblingsorte. Der eine ist nicht öffentlich. Das ist meine
Terrasse. Der andere ist der ,Buschgraben’. Das alte Grenzgebiet zwischen Ost
und West, heute ein Biotop. Hier kann man wunderbar spazieren gehen oder
joggen. Ich möchte es Ihnen aber ausdrücklich nicht empfehlen. Bleiben Sie
bitte im Grunewald oder im Spandauer Forst. Auch tolle Gegenden...“.
Aufgezeichnet von C. -P. Steinmann