PNN 9.5.14
Auf der Wahlliste fehlen alte Namen, eine ganze Wählergruppe tritt nicht mehr an
Kleinmachnow - Politik ist Handwerk. Das weiß Jens Klocksin. Der Kleinmachnower SPD-Politiker ist dafür bekannt, seinen Standpunkt ausbreiten zu können wie ein Bäcker den Plätzchenteig. Wortgewaltig, gestenreich, immer einen Tick lauter als der politische Gegner hat der frühere Landtagsabgeordnete jahrelang in der Kleinmachnower Gemeindevertretung für seine Positionen geworben. Nach zehn Jahren tritt er nicht mehr an. Damit ist er in diesem Jahr in der diskussionsfreudigen Gemeinde nicht allein.
Wenn die Kleinmachnower am 25. Mai auf ihren Wahlzettel schauen, werden sie den einen oder anderen altbekannten Namen und sogar eine ganze Wählergruppe vermissen: Denn nicht nur für Jens Klocksin ist Schluss, auch für die seit dem Jahr 2003 aktive Gruppe „Wir für Kleinmachnow“. Der Zusammenschluss von parteiunabhängigen Kleinmachnowern hatte zuletzt vier Mandate errungen und war drittstärkste Kraft in der Vertretung, nach SPD und CDU.
„Kleinmachnow ist abgehakt“, so Wir-Fraktionschef Frank Musiol. Die Gruppe habe ihre Ziele erreicht, unter anderem mehr Tempo-30-Zonen im Ort. Nun sei die Luft raus. „Der zeitliche und emotionale Aufwand als Gemeindevertreter ist riesengroß“, sagt Musiol.Auch Jens Klocksin hatte in der Vergangenheit über die hohen Anforderungen an das Ehrenamt geklagt. Zuletzt fünfeinhalb Jahre als Gemeindevertreter hätten Kraft gekostet – offenbar hat der Politiker da auch für seine Fraktion gesprochen. Während andere etablierte Parteien in Kleinmachnow auf Kontinuität setzen, tauscht sich die SPD aus: Von fünf Gemeindevertretern treten vier nicht mehr an. Nur John Christall stellt sich zur Wiederwahl. Die langjährigen Gemeindevertreter Susanne Krause-Hinrichs, Klaus Nitzsche, Michael Scharp und eben Jens Klocksin tauchen ab – dabei war Klocksin noch 2008 als Spitzenkandidat ins Rennen gegangen und erzielte 1084 Stimmen, das viertbeste Ergebnis im Ort. Barbara Sahlmann kam für die Grünen auf 1190 Stimmen, Ludwig Burkardt für die CDU auf 1643 und Klaus-Jürgen Warnick für die Linke auf 1911 Stimmen. Alle drei sind auch in diesem Wahljahr dabei.
Nachdem die Union bereits zur Bundestagswahl in Kleinmachnow abgeräumt hatte, ist damit zu rechnen, dass die bürgerlichen Kräfte künftig eine stärkere Rolle spielen könnten – zumal sie seit einigen Monaten eng mit der einzigen verbliebenen FDP-Politikerin, der Landtagsabgeordneten Marion Vogdt, kooperieren. So konnten CDU und FDP ihre Mehrheit auf sieben von 28 Sitze erhöhen.
Der Anschluss der FDP-Politikerin an die CDU erfolgte eher unfreiwillig. Wie auf Bundesebene hat die FDP-Kleinmachnow zuletzt eine eher unglückliche politische Rolle gespielt: Mit einem guten Ergebnis von 1036 Stimmen allein für die damalige Spitzenkandidatin Kornelia Kimpfel hatte die Partei 2008 drei Mandate errungen. Doch über die Zeit zerstritt sich die Fraktion. Kimpfel warf als Fraktionschefin hin und wechselte zur eurokritischen AfD. Für die steht sie nun in Kleinmachnow erstmals zur Wahl.
Neu auf der Wahlliste sind die Piraten. Mit Andreas und Raoul Schramm treten Papa und Sohn an. Als Einzelkandidatin bewirbt sich Viktoria Brammer. Die Kioskbesitzerin und frühere Gemeindevertreterin will es noch einmal wissen. Und noch weitere bekannte Namen lassen sich auf dem Stimmzettel lesen: Die SPD setzt mit Spitzenkandidat Matthias Schubert auf seine Kompetenz als Fluglärmgegner. Außerdem tritt der Leiter der Eigenherd-Grundschule, Bernd Bültermann, an. Mit Walter Haase, Jahrgang 1930 – dem ehemaligen Präsidenten des Landesumweltamtes – stellt die SPD den ältesten Kandidaten. Zur Wahl für die Grünen stehen unter anderem Michael Martens als Vorkämpfer der Kammerspiele, Herbert Franke als Chef des Seniorenbeirats und der Schüler Alan Oeff als jüngster Bewerber – Jahrgang 1996.
Die Wählergruppe „Bürger für gute Lebensqualität in Kleinmachnow“ schickt wieder den erfahren Roland Templin ins Rennen und hat den Diakon Martin Bindemann aufgestellt. Die Wahlliste der CDU führt eine Frau an: Angelika Scheib. Darüber hinaus hat die CDU mit 33 Kandidaten so viele wie keine andere Partei angemeldet. Sie tritt mit all ihren jetzigen Gemeindevertretern wieder an – von Ermüdung keine Spur. Tobias Reichelt