PNN 30.4.14
Kleinmachnow ehrt Landrat Wolfgang Blasig
Potsdam-Mittelmark - Er steht auf bunten Gummimatten in Familienzentren, bekommt staubige Schuhe auf Spargelfeldern und sucht nach Kompromissen, wenn es Proteste gibt. Seit sechs Jahren ist Wolfgang Blasig (SPD) als Landrat unterwegs. Seit einem Vierteljahrhundert ist er in der Politik. Man kennt seinen Rauschebart und seine Schiebermütze. Mit Pfeife im Mund sieht man ihn nur selten. Er ist kein Mann der großen Worte, hört lieber zu, spricht leise und nimmt sich Zeit für sein Gegenüber.
Pünktlich zu seinem 60. Geburtstag wird er für sein politisches Werk in seinem Heimatort Kleinmachnow geehrt. Dort war er 14 Jahre lang Bürgermeister. Heute trägt er sich in das Goldene Buch der Gemeinde ein. Dort steht sein Name dann neben dem des ehemaligen Innenministers Jörg Schönbohm.
Mit seinen 60 Jahren ist Blasig kein bisschen leise. Im Gegenteil: Er will es noch einmal wissen. In zwei Jahren tritt er wie berichtet erneut zur Wahl an. Dann wählen die Mittelmärker ihren Landrat direkt. „Ich habe genug Kraft in mir, um dem Landkreis ein paar Impulse zu geben“, so Blasig im Gespräch mit den PNN.
Er setzt auf seine Visionen, mit denen er bei den Wählern punkten will. „Wir werden weniger und älter, also müssen wir junge Menschen überzeugen, auf dem Land zu leben.“ Attraktiv sei ein Landkreis, wenn er eine gute Infrastruktur und einen gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr biete. Wichtig sei auch schnelles Internet. Wer sich bei den Behörden des Kreises melde, sollte freundlich behandelt werden, sagt Blasig. „Aber es ist bei 1000 Mitarbeitern ein zäher Prozess, einen anderen Stil einzubringen.“
Blasig will weg von dem Denken vieler Kommunen und Mittelmärker gemäß dem Motto „Wir hier unten und die da oben“. Die Bürgermeister der Umlandgemeinden möchte er stärker in die Kreispolitik miteinbeziehen. Blasig kam selbst mal „von da unten“.
Bis zur Wende arbeitete der studierte Physiker als Entwicklungsingenieur im Carl-von-Ossietzky-Werk in Teltow. „Nach der Wende bin ich zur Politik gekommen wie die Jungfrau zum Kinde.“ Kurz vor dem Mauerfall organisierte er kritische Bürgergespräche, danach saß er am Runden Tisch in Kleinmachnow. „Wir wussten damals, dass Jammern nicht hilft.“ Also packte er mit an.
In der Wendezeit zählte Kleinmachnow nur 12 000 Einwohner, der Ort hatte keine Mitte, die Jugend zog weg. „Und die Rückübertragungsansprüche lagen bei über 90 Prozent – das ist heute ganz vergessen.“ Blasig baute mit auf. „Wir hatten allerhand Visionen auf einmal.“ Bis Ende der 90er-Jahre dann langsameres Wachstum von den Kleinmachnowern gefordert wurde.
Mit Forderungen kennt sich Blasig aus, er ist mit ihnen politisch groß geworden. „Jede neue Straßenbaustelle war in Kleinmachnow mit Bürgerprotesten verbunden“, formuliert er spitz. So habe er das Handwerk gelernt. Heute kann er genauer hinhören, schneller vermitteln, Kompromisse finden. In zwei Jahren will er wissen, ob das bei den Mittelmärkern ankommt. Eva Schmid