PNN 19.3.14

Zum Abitur einmal über die Straße

von Tobias Reichelt

Teltow und der Kreis wollen neuen Schulstandort für Oberschule und Oberstufenzentrum entwickeln

Teltow - Noch ist es nur eine Brache, bald schon könnte auf der Fläche gegenüber des Teltower Oberstufenzentrums ein neuer Schulstandort entstehen: Die Stadt Teltow plant an der Potsdamer Straße den Bau einer Oberschule. Der Neubau soll die alte Oberschule in der Teltower Wohnstadt ersetzen und gegenüber dem bestehenden Oberstufenzentrum des Landkreises entstehen. Dort, wo Lehrlinge derzeit ihre Ausbildung in technischen Berufen absolvieren, sollen sie gemeinsam mit den Oberschülern in Zukunft ein Abitur ablegen können. Solch ein Abschluss würde dem an einem Gymnasium in nichts nachstehen – allerdings drei statt zwei Jahre dauern.

Am Montagabend hatte Michael Belkner, Fachbereichsleiter für Schule und Soziales im Rathaus, die Pläne im Sozialausschuss öffentlich gemacht. Von der direkten Nachbarschaft der beiden Einrichtungen erhoffen sich Teltow und der Kreis viele Synergien und Kostenersparnisse. Nicht nur dass die neue Oberschule mit einem Neubau und einem neuen Nachbar an Attraktivität gewinnen würde, die Schüler beider Einrichtungen könnten auch die gleiche und ebenfalls neu geplante Zwei-Feld-Sporthalle und den gleichen geplanten Sportplatz nutzen.

Beides soll neben der neuen Oberschule entstehen. „Die Fläche an der Potsdamer Straße ist geradezu ideal“, so Belkner. Der Stadt gehört am dortigen Kreisverkehr zur Saganer Straße ein 18 000 Quadratmeter großes Grundstück. „Wir würden das alles dorthin bekommen.“ Sogar auf teure Änderungen des Bebauungsplans könne verzichtet werden.

André Hohmann, Leiter des Schul- und Gebäudemanagements im Landratsamt, bestätigte die Überlegungen. Eine zweizügige gymnasiale Oberstufe am Teltower Oberstufenzentrum für Technik könnte das Bildungsangebot abrunden. Zuerst müsse aber der Kreistag darüber beraten. Frühestens zum Schuljahr 2016/17 könnten die ersten Abiturjahrgänge eröffnet werden.

Die Mitglieder des Teltower Sozialausschusses begrüßten den Vorschlag indes bereits mit breiter Mehrheit. Am 9. April soll in der Stadtverordnetenversammlung abschließend abgestimmt werden. Demnach könnte Teltow im kommenden Jahr die nötigen Millionen für den Neubau einplanen und im Jahr 2016 mit dem Bau beginnen. Fachbereichsleiter Belkner schätzt, dass der neue Schulstandort mit mindestens zehn Millionen Euro zu Buche schlagen wird. Genaue Kostenschätzungen stehen noch aus. „Wir sind Hals über Kopf zu dieser Variante gekommen“, erklärte Belkner.

Grund dafür war die erst vor wenigen Tagen öffentlich ausgelöste Debatte um die Zukunft der alten Mühlendorf-Oberschule. Wie berichtet hatte die CDU beantragt, die Schule in der Albert-Wiebach-Straße zur Gesamtschule zu wandeln, damit dort das Abitur abgelegt werden kann. Doch für die zusätzlichen Jahrgänge gibt es an der Schule keinen Platz. Deshalb machten Stadt und Kreis nun die Idee des Neubaus öffentlich.

Der neue Campus hätte noch einen weiteren Reiz: Das alte Gebäude der Mühlendorf-Oberschule will die Stadt künftig als vierte kommunale Grundschule nutzen. Wie berichtet braucht Teltow bis zum Jahr 2018 eine solche Schule. „Anderenfalls laufen wir Gefahr, mit der Entwicklung der Schülerzahlen nicht mehr Schritt halten zu können“, sagte Belkner.

Der SPD-Stadtverordnete Marc Bomhoff begrüßte deshalb den Vorschlag der Stadt: „Wir finden die Intention richtig, weil wir damit verschiedene Fliegen mit einer Klappe schlagen.“ Auch CDU-Politiker Ronny Bereczki ging auf den Vorschlag ein. „Nicht alle Schüler können, wollen oder müssen auf ein Gymnasium“, sagte er. Deshalb gelte es, gute und attraktive Alternativen zu bieten.

Derzeit werden an der Teltower Mühlendorf-Oberschule 220 Schüler unterrichtet. Etwa 20 bis 30 Prozent von ihnen schaffen den Sprung zum Abitur – bislang ausschließlich über einen Wechsel nach der zehnten Klasse an ein Oberstufenzentrum außerhalb Teltows oder an eine Gesamtschule. Davon hat die Region allerdings nur eine in Kleinmachnow.

Der Teltower Grünen-Politiker Eberhard Adenstedt mahnte zur Eile: Die Kleinmachnower Gesamtschule sei in diesem Jahr gefragt wie nie. Die Schule biete 107 Plätze für die angehenden Siebtklässler, jedoch seien 159 nachgefragt worden. Mit neuer Oberschule und gymnasialer Oberstufe am Oberstufenzentrum könnte die Nachfrage künftig abgefedert werden