PNN 12.3.2014
Ab 2015 wird die Biotonne Pflicht. In Mittelmark gibt es sie schon. Sie wird aber noch selten genutzt.
Potsdam-Mittelmark - Mülltrennung kann so einfach sein: stinkende Windeln, benutzte Taschentücher oder volle Staubsaugerbeutel gehören in den Hausmüll. Kartoffelschalen, Kaffeesatz, Essensreste, Hamsterstreu, alte Blumen und fauliges Obst nicht. Solch organischer Müll soll auf den Kompost – oder wie in Potsdam-Mittelmark seit 2005 möglich – in die Biotonne. Leider nutzen die noch immer wenige Haushalte – dabei soll der Kreis mit seiner Biotonnenstrategie als Vorbild für Brandenburg dienen.
Die ab kommendem Jahr bundesweit geltende Biotonnen-Pflicht soll in Brandenburg laut Umweltministerium mit Augenmaß umgesetzt werden – ähnlich dem Vorbild aus Mittelmark. Es werde keinen Anschlusszwang für abgelegene Häuser und Höfe geben, sagte der Abteilungsleiter für Umwelt, Klimaschutz und Nachhaltigkeit, Günter Hälsig. Vielmehr wolle das Land die Verhältnismäßigkeit wahren und sich auf Ballungsräume, Mittel- und Oberzentren konzentrieren. „Wir wollen die Biotonne dort einführen, wo die Voraussetzungen am besten sind“, sagte Hälsig.
Das dachte sich einst auch der Landkreis Potsdam-Mittelmark. Seit fast zehn Jahren gibt es dort die Biotonne – bislang leider mit magerem Erfolg, sagt Steffi Kuhnke vom öffentlichen Entsorgungsträger. Gerade 8437 Biotonnen sind im Kreis für die Privathaushalte aufgestellt worden – es gibt fast neunmal so viele Restmülltonnen. „Wir wünschen uns, dass mehr Bürger die Biotonne nutzen würden“, sagt Kuhnke. Wie das Land will der öffentliche Entsorger weiter auf Freiwilligkeit setzen. Der Kompost im Garten wird nicht verboten, einen Sortierzwang soll es nicht geben – dabei würde sich das Sortieren lohnen.
Etwa die Hälfte des Mülls aus den Restmülltonnen Mittelmarks hätte kompostiert werden können, sagt Steffi Kuhnke. Das wäre nicht nur für die Kunden günstiger, sondern auch schonender für die Umwelt. Denn anders als Restmüll muss organischer Müll nicht verbrannt werden, sondern gelangt über die Kompostierung zurück in den Umweltkreislauf. Biomüll kann unter anderem zu Humus oder Biogas verarbeitet werden. „Es ist ein Beitrag zum Umweltschutz, den jede Familie leisten kann“, sagt Kuhnke.
Um möglichst viele Haushalte von der Biotonne zu überzeugen, setzt der Kreis auf Werbung, Service und niedrige Gebühren. So schlägt die 120-Liter-Biomülltonne mit 4,50 Euro zu Buche, die gleich große Restmülltonne kostet 5,13 Euro. Beantragen kann die Biotonne jeder Haushalt, sie wird kostenlos gestellt. Moderne Behälter sorgen dafür, dass wenig bis gar kein Geruch entweicht. Die Tonnen sollen dafür alle sechs bis acht Wochen geleert werden. Dazu reicht ein kurzer Anruf beim Entsorger (siehe Kasten). Sogar einen Wasch-Service gibt es für die Tonnen.
Trotzdem haben sich die Biomülltonnen nicht durchgesetzt. Lediglich in Ballungsgebieten wie Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf werden sie gut angenommen, sagt Kuhnke. In Kommunen wie Werder (Havel) oder Michendorf eher schlecht – was auch mit der Grundstücksgröße zu tun hat. Nicht jeder hat Platz für einen Kompost, für eine Biotonne schon. Immerhin zeichnet sich in der aktuellen Abfallbilanz des Kreises ein kleiner Aufwärtstrend ab: Im Jahr 2013 ist die Zahl des Biomüllaufkommens auf 2128 Tonnen im Jahr gestiegen, noch 2012 waren es 1587 Tonnen.
Doch das ist zu wenig: Mit durchschnittlich 2,5 Kilogramm Biogut pro Einwohner und Jahr liegt das Land Brandenburg bundesweit abgeschlagen auf dem letzten Platz. In Spitzenreiter-Bundesländern wie Hessen (80 Kilogramm) und Rheinland-Pfalz (73 Kilogramm) landet deutlich mehr Bio-Abfall in dafür vorgesehenen Tonnen. (mit dpa)