PNN 4.3.14
Cola, Kuchen und Kekse: Im Kleinmachnower Schülercafé "CupCake" führen Jugendliche den Betrieb
Kleinmachnow - Die Regeln sind klar und stehen schon an der Eingangstür zum Kleinmachnower Schülercafé: „Erwachsene über 20 Jahre haben nur in Begleitung ihrer Kinder Zutritt“. Etwas anderes würden die Jugendlichen im „CupCake“ auch nicht akzeptieren, sagt der 18-jährige Jasper und blickt streng zu einer Mutti im Türrahmen. Kurz winkt sie noch ihrem Nachwuchs hinterher, ehe der in der Kuschelecke des Cafés verschwindet und sie sich wieder umdreht und geht. So ist es richtig, sagt Jasper. „Das ist ein Café für Kinder.“
Vor knapp einem halben Jahr hat in einem kleinen Ladenlokal in der Hohen Kiefer 32 Kleinmachnows erstes Schülercafé eröffnet. Was als ein Versuch mit viel Engagement der gemeindlichen Sozialarbeiter und einer Vielzahl Schüler begann, hat sich etabliert. Die Jugendlichen haben nicht nur die Räume in ihrer Freizeit gepinselt und eingerichtet, sondern sorgen auch weiterhin für den Betrieb im Café: entspannen, reden, Freunde treffen, kickern, Hausaufgaben machen und Ordnung hinter dem Verkaufstresen halten. All das und noch viel mehr gehört zum Besuch des Schülercafés dazu.
Das Experiment ist geglückt, sagt auch der 35-jährige Sozialarbeiter Markus Sander. Gemeinsam mit seiner 27-jährigen Kollegin Janina Gronowsky begleitet er die Kinder im Schülercafé durch den Tag. Wohlgemerkt: begleiten, nicht betreuen. Das Café sei kein Hort, sondern ein Treffpunkt. „Wir übernehmen hier nicht die Aufsichtspflicht.“ Trotzdem sei immer mindestens ein Sozialarbeiter da, wenn das Café wochentags von 13 bis 18.30 Uhr geöffnet ist. Die einzigen Erwachsenen im Laden helfen aus und haben ein offenes Ohr für Sorgen und Nöte, wie Streit, Liebeskummer oder das erste Mal. Geholfen wird aber auch bei Hausaufgaben oder bei der ersten Bewerbung. „Unser Ziel ist, dass die Jugendlichen, so viel sie können, selbst erledigen.“
Ordnung halten, die kleinen Kunden bedienen, den Ofen aufwärmen, die Kasse abrechnen. Jasper und sein 17-jähriger Schulfreund Luis haben darin mittlerweile Übung, sagt Jasper und reicht eine kleine Rolle Pringles-Chips zu einem Jungen, dessen Nase gerade so über den Tresenrand reicht. 70 Cent macht das. „Alles, was wir hier anbieten, ist günstig“, sagt Luis. Ein heißer Kakao kostet 60 Cent und ein Latte Macchiato für die Größeren schlägt mit 80 Cent zu Buche. „Wir machen hier keinen Profit“, sagt Luis – und das soll auch so sein. Wer will kann von zu Hause auch eine Pizza mitbringen und sie im Ofen aufbacken. Nur selbst Essen zubereiten und das dann verkaufen, das dürfen die Kinder nicht.
Das „CupCake“ soll und will keine Konkurrenz zu den etablierten Cafés in der Nachbarschaft sein, sagt Sozialarbeiter Sander – und genau das macht den Charme für die Schüler aus: „Die Kinder kommen hierher und setzen sich wie die Großen hin und trinken eine Cola.“
Noch bis Mitte kommenden Jahres darf das „CupCake“ in der Hohen Kiefer bleiben. Dann muss die Gemeinde über die Finanzierung des Projektes beraten. Etwa 23 Gäste zählt das Café täglich im Schnitt. An den Wochenenden ist geschlossen. Kommen darf jeder, der mindestens 10 und nicht älter als 19 Jahre alt ist – und kann auch Verantwortung übernehmen, aufpassen oder Musik auflegen. „Die Kinder sind hier die Chefs“, so Sander. Und das immer im Wechsel mit anderen.
Jasper hat seinen Dienst für heute beendet und wird von der 12-jährigen Jana abgelöst. Gerade noch hat sie mit ihren Schulfreundinnen Jeany und Mary-Ann Karten am Cafétisch gespielt. Die drei sind oft im „CupCake“, erzählt Mary-Ann. Das Schülercafé sei gemütlich. „Wir sind hier wie eine kleine Familie“, sagt Mary-Ann – nur ohne Erwachsene. Tobias Reichelt
Geöffnet ist das „CupCake“ wochentags immer von 13 bis 18.30 Uhr in der Hohen Kiefer 32.