PNN 16.1.2014

Platzsparend zum Abitur

von Tobias Reichelt

In den drei Gymnasien der Region Teltow wird es eng, weil der Kreis auf den Bau eines vierten Standortes aus Kostengründen verzichten will

Region Teltow - Die Gymnasiasten in der Region Teltow müssen zusammenrücken. Weil sich der Landkreis Potsdam-Mittelmark vom Bau eines vierten Gymnasiums verabschiedet hat, werden die Schüler in den drei kreislichen Gymnasien in Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf auf lange Sicht deutlich weniger Platz zur Verfügung haben, als es das brandenburgische Bildungsministerium empfiehlt. Betroffen ist nicht nur die jetzige Schülergeneration, sondern noch mindestens zwei weitere.

Die Situation soll sich erst 2027/28 wieder entspannen. Das wurde am Dienstagabend im Kreisbildungsausschuss bekannt. Vor Schulleitern und Abgeordneten hatte die Kreisverwaltung dargestellt, wie mit dem Schülerboom umgegangen werden soll. Klar ist: Der Kreis will angesichts millionenschwerer Kosten kein viertes Gymnasium bauen.

Gemeinsam mit den Schulleitern der drei bestehenden Gymnasien habe sich die Verwaltung auf einen Kompromiss geeinigt, sagte Thomas Schulz, Schulfachbereichsleiter im Kreis. Demnach sollen alle drei Schulen weitere Jugendliche aufnehmen und dafür weitere Klassenräume erhalten. In Stahnsdorf und Teltow sollen die Räume auf dem Schulhof in Systembauweise entstehen. Dabei handele es sich um feste Bauten, keine Blechcontainer. Zudem ist eine neue Sporthalle für das Kleinmachnower Gymnasium geplant – allerdings in Teltow. Der Kreis will dafür insgesamt fünf Millionen Euro bereitstellen. Trotzdem bleibt es eng: Angesichts der Schülerzahl wird die Zahl der Räume unter der Empfehlung des Landes liegen. Die sieht je Klasse 1,5 Unterrichtsräume vor. In der Region wird es im Schnitt 1,3 Räume je Klasse geben.

Bereits am Dienstagabend stieß der Kompromiss deshalb auf heftige Kritik des Vorsitzenden des Kreisschulbeirates, Matthias Höppner. Mit Schülern und Eltern sei definitiv noch nicht über die Lösung gesprochen worden. „Ein Raumfaktor von 1,3 wird die Qualität der Bildung mindern, das wird zulasten der Schüler gehen.“ Auch der Kleinmachnower Kreistagsabgeordnete Peter Weiß (BIK) sieht die Debatte noch nicht am Ende. „Es kann sein, dass langfristig noch mehr Bedarf besteht“ – ein viertes Gymnasium also doch nötig wäre, so Weiß.

Wie berichtet soll die Zahl der Gymnasiasten in der Region bis zum Jahr 2020 so weit ansteigen, dass für sie theoretisch ein viertes Gymnasium mit 33 Unterrichtsräumen gebaut werden könnte. Angenommen wird aber auch, dass die Schülerzahl nach 2020 wieder sinkt. Deshalb und auch wegen der Kosten scheut der Kreis den Neubau – erst im vergangenen Jahr war für 17 Millionen Euro das neue Stahnsdorfer Gymnasium eröffnet worden.

Weil die drei vorhandenen Gebäude aber nicht endlos ausgebaut werden können, müssen die Schüler zusammenrücken. Das gilt schon ab dem nächsten Schuljahr, wenn in der Region bereits sechs Unterrichtsräume fehlen.

Statt bisher drei Klassen je Jahrgang wird es auf lange Sicht vier, zeitweise sogar fünf Klassen an jedem Gymnasium in jedem Jahrgang geben. Damit könnten die Schulleiter leben, sagte Fachbereichsleiter Schulz. „Es kann vernünftiger Unterricht angeboten werden.“ Nicht die Zahl der Räume sei entscheidend, sondern die Qualität der Lehrer. Für Thomas Breiding, dem Sprecher des Brandenburgischen Bildungsministeriums, steht aber auch fest: Die Schulen müssen einverstanden sein, wenn die Zahl der Unterrichtsräume unter der Empfehlung des Ministeriums liege. Zudem müsse sichergestellt werden, dass alle Aufgaben des Unterrichts erfüllt werden können, also beispielsweise immer genügend Fachkabinette vorhanden sind. Verpflichtend sei zudem die Größe der Unterrichtsräume: Jedem Schüler stehen in jedem Klassenraum 1,7 Quadratmeter Arbeitsfläche zu.

Das soll an den drei Gymnasien gegeben sein. Weil es für die Schüler aber trotzdem eng wird, soll ihnen im Gegenzug ein Pendeln zwischen verschiedenen Schulstandorten erspart bleiben. Die sogenannte Filiallösung, bei der ein Teil des Unterrichts in nahe Mieträume ausgelagert wird, soll es nicht geben.

Das ist bislang am Kleinmachnower Weinberg-Gymnasium der Fall. Der Mietvertrag für die Ausweichräume am Schwarzen Weg soll ab dem Jahr 2018 nicht verlängert werden, kündigte Schulz an. Der einzige Weg, der dann noch für die Kleinmachnower Gymnasiasten bliebe, wäre der zu ihrer neuen Sporthalle. Die soll bis dahin am nahen Oberstufenzentrum in Teltow entstehen.