PNN 31.12.13
Das war das Jahr 2013 in Potsdam-Mittelmark: Bei Bushido hat’s gebrannt, eine junge Werderanerin lässt für den Playboy die Hüllen fallen und in Kleinmachnow sollen unsichtbare Farbkleckse Diebe zur Strecke bringen
Neuer Schlossherr in Petzow
13. Januar - Die Potsdamer Bauträger G+G kauft das Kähnsche Herrenhaus in Petzow und will dort fünf Millionen Euro investieren. Der Kaufvertrag sei unterschrieben, bestätigte die Familie von Axel Hilpert, dem das Schloss bis dahin gehörte. Im August wird bekannt, dass laut Bauantrag der G+G erhebliche Eingriffe in die denkmalgeschützte Substanz des Schinkelbaus geplant sind. So ist vorgesehen, das komplette Dach des Petzower Schlosses abzureißen. Die Dachbalken sollen mit einem DDT-Präparat behandelt worden sein, das bis 1988 in der DDR hergestellt wurde.
5. Februar - Ein neues Zuhause in Teltow: Mit Einkaufstüten, in denen das wenige Hab und Gut verpackt ist, ziehen die ersten 40 Flüchtlinge in das neue Asylbewerberheim in Teltow ein. Die rund 230 Plätze in der Potsdamer Straße sind schnell belegt. Auch in Beelitz-Heilstätten wird ein Heim mit 36 Plätzen eingerichtet. Im Jahresverlauf ergibt sich auch eine Lösung für das marode Flüchtlingsheim in Bad Belzig: Es soll für rund 4,5 Millionen Euro erweitert und saniert werden. Bis zu 120 Menschen sollen dort künftig wieder aufgenommen werden.
Versunkene Autos
26. Februar - Unachtsamkeit am Steuer: Völlig ungebremst fährt ein 53-jähriger Mann an der Anlegestelle der Ketziner Fähre mit seinem Auto in die Havel. Er hat Glück und kann sich rechtzeitig befreien. Der Unfall ist nicht der erste: Im Dezember 2012 rutschte bereits ein 42-jähriger Berliner bei schlechter Sicht und glatter Fahrbahn mit seinem Auto in das kalte Wasser.
Hilfe aus Spanien
1. März - Auch wenn noch nicht alle Vokabeln sitzen: Fünf spanische Krankenschwestern treten ihren Dienst in einem Kleinmachnower Seniorenheim an. Die 22 bis 26 Jahre jungen Frauen sind mit die Ersten einer größer werdenden Gruppe von ausländischen Pflegefachkräften in Deutschland. Maria, Alba, Desiree, Delia und Raquel bekommen im Senioren- und Pflegeheim Senvital einen Deutsch-Kurs und Stadtführungen, ehe es richtig an die Arbeit geht.
Krankenhaus verkauft
16. Mai - Potsdam greift Bad Belzig unter die Arme: Das Krankenhaus der Kreisstadt trägt den Namen „Ernst von Bergmann Klinik“. Die Johanniter haben ihren Mehrheitsanteil an der Kreisklinik ans Potsdamer Bergmann-Klinikum verkauft. Ziel der Übernahme ist es, in Belzig wieder schwarze Zahlen zu schreiben, sagt der neue Geschäftsführer Steffen Grebner. Die Konsolidierung soll ohne Personalabbau und Einkommensverluste, dafür mit drei neuen Abteilungen gelingen.
Spargel auf dem Ortsschild
22. Mai - Jetzt ist es amtlich: Als eine der ersten Kommunen in Brandenburg hat Beelitz auf seine Ortseingangsschilder den Namenszusatz „Spargelstadt“ aufgedruckt. Erst seit Mitte März dürfen Kommunen sich die offiziellen Namenszusätze verpassen – vorausgesetzt, Drei Viertel der Abgeordneten stimmen zu. Vorher waren in Brandenburg nur Zusätze wie Landes- und Kreisstadt gestattet. In Werder (Havel) und Teltow will man auf die kreativen Beinamen „Blütenstadt“ und „Rübchenstadt“ zumindest offiziell verzichten.
Finger verschwunden
18. Juni - Der verlorene Zeigefinger des Fichtenwalder Zahnarztes Marcus B. gibt den Ermittlern auch im Jahr 2013 Rätsel auf: Blass und mit einem Handtuch um die Hand gewickelt hatte sich der Arzt im März 2012 von seiner Praxis in einen nahen Supermarkt geschleppt. Unbekannte sollen ihn überfallen, mit einer Gartenschere bedroht und den Finger abgeschnitten haben. Alles Quatsch, befand im Juni eine Richterin vor dem Potsdamer Amtsgericht. B. habe sich verstümmelt, um seine Versicherung um 850 000 Euro zu betrügen. Marcus B. hat Berufung eingelegt.
Königsgemüse für Mr. President
19. Juni - Die Obamas lassen es sich munden: Bei ihrem Berlinbesuch tischt ihnen der Berliner Sternekoch Tim Raue bei einem Festessen im Schloss Charlottenburg echten Beelitzer Spargel auf. Die First Lady Michelle Obama ist begeistert und verspricht wiederzukommen. Dem „leichten und aromatischen Essen“ sei Dank.
Giftalarm in Seddin
5. Juli - Bei einem Giftunfall werden 20 Mitarbeiter des Rangierbahnhofs Seddin verletzt. Aus einem Loch in einem Kesselwagen tropft Hydrazin, das unter anderem zur Produktion von Raketentreibstoff dient. Schon bei einer Temperatur von 20 Grad kann es mit der Luft ein giftiges Gemisch bilden, bei über 38 Grad besteht Explosionsgefahr. So weit kommt es zum Glück nicht. Die Arbeiter klagen aber über Atembeschwerden und Übelkeit. 150 Feuerwehrleute ziehen einen Sperrkreis um den Wagen, das Leck wird abgedichtet. Den Arbeitern geht es schon bald wieder besser.
Werderaner Playmate
19. Juli - Bekannter als die Werderaner Baumblütenkönigin: Auf Sifnos, einer griechischen Insel in der Ägäis, planscht die 25-jährige Sarah Domke nackt im Pool, räkelt sich in schicken Autos und lächelt reizend in die Kamera. Die junge Werderanerin hat es zum August-Playmate des Männermagazins Playboy geschafft. Bereits 2012 war sie von den Netzfreunden des Playboy zum „Cybergirl des Jahres“ gewählt worden. Im Herbst eröffnet sie mit ihrer Freundin Nadine Zechlin in Werder eine italienische Boutique.
Die Nieplitz spielt den Wolfgangsee
4. August - Im Salzkammergut, da kann man gut lustig sein. Das Motto machte sich im Sommer die Stadt Beelitz zu eigen und verlegt das berühmte Singspiel „Im weissen Rössl“ vom Wolfgangsee an die Nieplitz. Unter freiem Himmel werden die ersten Beelitzer Festspiele erfolgreich gefeiert. Insgesamt 2400 Karten werden für die fünf Vorstellungen mit Schlagergrößen wie Dagmar Frederic und Peter Wieland verkauft.
Neues Loriot-Gymnasium
6. August - „Wussten Sie schon, dass die Alpen einen ganz erbärmlichen Anblick bieten, wenn man sich die Berge einmal wegdenkt.“ Das Zitat von Vicco von Bülow (1923 bis 2011) alias Loriot prangt im Treppenhaus des neuen Stahnsdorfer Gymnasiums. Im Beisein von Loriots Tochter Susanne von Bülow wird der neuen Schule feierlich der Name des berühmten Karikaturisten verliehen. 17,3 Millionen Euro wurden in den Bau inklusive Sporthalle investiert.
Pinselstrich gegen Diebe
21. August - Unverwechselbare Farbkleckse sollen Einbrecher und Autodiebe in Kleinmachnow überführen. Das Rathaus verkauft jetzt mit der Polizei künstliche DNA. Aufgetragen auf Laptops, Fahrrädern oder Autoteilen soll die Farbe helfen, Diebesgut dem Besitzer zuzuordnen. Vor allem soll der Pinselstrich aber Diebe abschrecken. 97 Hauseinbrüche zählte die Polizei im Jahr 2012 in Kleinmachnow – bis zum Sommer 2013 schon 65. Auch deshalb ist die Polizei jetzt mit 20 zusätzlichen Einsatzkräften im Dienst.
Üble Gerüche im Rathaus
27. August - Es stinkt zum Himmel: Ein beißender, leicht säuerlicher Geruch weht durch das Hauptgebäude der Nuthetaler Gemeindeverwaltung. Die Mitarbeiter klagen über Übelkeit, brennende Augen, Kopfschmerzen. Schuld an dem gesundheitsgefährdenden Mief sind Aldehyde. Sie sollen laut einem Gutachten aus der Gebäudesubstanz des vor 23 Jahren als Provisorium errichteten Baus dringen. Vorerst ist ein Teil der Verwaltung im geruchsneutralen Standesamt und in angemieteten Ladeflächen untergebracht worden.
Richtfest für die Blütentherme
29. August - In Werder wird mit etwa 500 Gästen das Richtfest für die neue Blütentherme am Großen Zernsee gefeiert. Die kurvigen Formen, der weite Blick und der Übergang in die Landschaft – es sei „eine stimmige Geschichte“, heißt es bei den Baustellenrundgängen. Aus dem Eröffnungstermin zum Jahresende, der beim Richtfest noch vermittelt wird, wird dann doch nichts. Zum Jahresende wird die Eröffnung auf Ostern 2014 verschoben. Außerdem beginnt ein Streit der Stadt mit dem Projektpartner, der Kristall Bäder AG, über die steigenden Baukosten und den Anteil, den die Stadt davon übernehmen soll. Und zwischen dem Generalunternehmer und einigen Subunternehmen gibt es Ärger wegen schleppender Begleichung von Rechnungen.
Ehrenhain in Geltow
8. Oktober - Ein mit Stelen gesäumter Fußweg, mehrere Gedenksteine und ein „Wald der Erinnerung“ – so wird der Ehrenhain, der in der Geltower Kaserne entsteht, einmal aussehen. Im Einsatzführungskommando wird das Projekt vorgestellt. Zum Volkstrauertag im kommenden Jahr soll der Ehrenhain fertig sein. Er soll zum zentralen Gedenkort für Bundeswehrsoldaten werden, die bei Auslandseinsätzen getötet wurden. Der von Deutschen im nordafghanischen Kundus errichtete Ehrenhain wurde nach der Übergabe des Bundeswehr-Feldlagers an einheimische Sicherheitskräfte abgebaut und nach Geltow verschickt.
Toter Säugling in Glindow
22. Oktober - Grausiger Fund: In einer Siedlung in der Rosa-Luxemburg-Straße in Glindow wird die Leiche eines Babys gefunden. Eine Bewohnerin des mit zwei Einfamilienhäusern bebauten Grundstücks hat das wenige Tage alte Kind in einem Kompostierer im Garten entdeckt. Die 34-jährige Mutter gesteht die Tat. Sie soll das Neugeborene erstickt haben. Die Frau gilt als psychisch labil, bei ihrer Festnahme soll sie verstört gewesen sein und psychologische Betreuung erhalten haben.
Anlegen in Teltow
28. November - Kleine Jachten segeln über den Teltowkanal. Ein paar Angler werfen vom Steg des neuen Stadthafens ihre Ruten aus – Teltows maritime Zukunft rückt in greifbare Nähe. Die Stadtverordneten beschließen den Bau eines Stadthafens mit 39 Liegeplätzen. Wo heute am Zeppelinufer das Unkraut wuchert und Überbleibsel der Berliner Mauer lagern, sollen bald Bootsbauer, Wassertouristen und Angler eine neue Heimstätte finden. Auch eine Gaststätte mit Biergarten und Sitzgelegenheiten soll entstehen. Im Herbst 2014 könnte mit dem Bau begonnen werden. Kostenpunkt: 6,5 Millionen Euro.
Bushido hat Stress in Kleinmachnow
12. Dezember - Der Berliner Skandal-Rapper Bushido wird in seiner neuen Wunschheimat Kleinmachnow nicht heimisch: Unbekannte legen ein Feuer in seiner im Umbau befindlichen Villa am Zehlendorfer Damm. Aus Sicht des Rappers ist mit dem Brand ein seit Monaten schwelender Streit eskaliert. Nicht wenige Kleinmachnower hadern offen mit seinen Umzugsplänen. Bushido selbst spricht von einer Hexenjagd und berichtete von einer Vielzahl von Paketen, die mit Kot gefüllt an den Zaun seines Grundstücks gehängt worden seien. Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert bietet dem Musiker ein Gespräch im Rathaus an.
Durchatmen und Gas geben
16. Dezember - Zwei Polizeiwagen mit Blaulicht, gefolgt von einem Transporter und einem Skoda, sind um 11.18 Uhr die ersten Fahrzeuge, die über den frischen Asphalt bei Güterfelde rollen durften. Mit Tempo 100 geht es auf der neu gebauten Umgehungsstraße in einer langen Kurve an dem bislang vom Schwerlastverkehr geplagten Dorf vorbei. „Die Güterfelder sind froh“, sagte Ortsbürgermeister Dietrich Huckshold. „Endlich wird es ruhiger.“ Fast 18 Jahre mussten sie auf diesen Moment warten. Insgesamt wurden 42 Millionen Euro für die vierspurige Straße investiert. Sie verbindet Potsdam mit dem Großflughafen BER.