PNN 20.11.13

Nur das Nötigste

von Tobias reichelt

Landkreis weist Kritik an schlechtem Zustand der Kleinmachnower Förderschule zurück

Kleinmachnow - Der Landkreis hat die Kritik am schlechten baulichen Zustand der Kleinmachnower Förderschule „Am Schleusenweg“ zurückgewiesen. Andre Hohmann, der Leiter des Schul- und Gebäudemanagements im Landratsamt, bezeichnete die Vorwürfe der menschenunwürdigen Zustände als an den Haaren herbeigezogen. Nachdem am vergangenen Donnerstagabend ein Teil einer Zwischendecke in einem der Räume heruntergekracht war, habe man den Zustand der Schule sofort untersuchen lassen. Die dort unterrichteten Kinder wurden nicht verletzt und seien nicht gefährdet, sagte Hohmann den PNN am Dienstag.

Wie berichtet war der Schaden in der Schule für Kinder mit Lernschwierigkeiten nach dem Besuch des Kleinmachnower CDU-Landtagsabgeordneten Ludwig Burkardt bekannt geworden. Im Hauswirtschaftsraum hatten sich quadratmetergroße Gipsplatten von der Decke gelöst. Der Linken-Abgeordnete Jürgen Maresch kritisierte den Zustand des Hauses danach als menschenunwürdig. Wie sein CDU-Kollege forderte auch er den Kreis als Schulträger zum Handeln auf. Der hat den betreffenden Raum inzwischen gesperrt. Das sagte Gebäudemanager Hohmann gegenüber den PNN.

Der Unfall sei höchstwahrscheinlich auf die derzeit im Haus stattfindenden Baumaßnahmen zurückzuführen. Demnach hätten sich die Gipsplatten nach Elektroarbeiten gelöst. Der Zustand des Hauses sei akzeptabel, könne aber nicht mit dem Standard der drei nahen kreislichen Gymnasien in der Region Teltow verglichen werden, sagte Hohmann. Der Kreis müsse mit Augenmaß in den Bau investieren. Richtig sei allerdings, dass „über Jahre hinweg nur das Nötigste gemacht wurde“. Dies sei im Hinblick auf die Zukunft der Förderschule geschehen, die schon im kommenden Jahr unter dem Dach der Potsdamer Oberlinschule fortgeführt werden könnte.

Wie berichtet will Oberlin den Förderschulunterricht in Kleinmachnow im kommenden Schuljahr übernehmen, der Kreis hingegen will sich zurückziehen. Der freie Träger werde dann viel Geld in die Hand nehmen, um das Haus zu modernisieren, sagte Hohmann. Bis dahin stecke der Kreis die Summe von rund 370 000 Euro in das Gebäude am Schleusenweg, um den Brandschutzbestimmungen gerecht zu werden.

Tatsächlich gehen derzeit Bauarbeiter in dem Flachbau ein und aus – was auch nötig scheint. Von außen macht das Haus einen miserablen Eindruck. Die weiße Farbe des Putzes blättert großflächig ab, auch im Inneren wirkt das Haus alles andere als modern. Selbst wenn die Lehrer nicht über den Zustand der Schule reden wollen, sprechen die Fotos vom Gebäude, die ihre Schüler gleich neben dem Eingangstor in die Fensterscheiben gehängt haben, Bände. Unter dem Ausstellungstitel „Objekte“ haben sie einen Baumangel nach dem anderen fotografiert. Von verschlissenen Fensterrahmen bis zum abgeblätterten Außenputz.

Eine, die sich bereits seit Jahren für die Förderschüler in Kleinmachnow engagiert, die Grünen-Politikerin Barbara Sahlman, kennt den katastrophalen Zustand des Hauses genau, wie sie sagt. Der Kreis habe das Gebäude bewusst verfallen lassen. Das gelte nicht nur für die Förderschule im Schleusenweg, sondern auch für die zweite Förderschule im Ort, der Albert-Schweitzer-Schule im Erlenweg. Systematisch hätten Kreis und Schulamt darauf hingearbeitet, die Schulen bei den Eltern schlechtzureden. So sei die Nachfrage gesunken. Die Schweitzer-Schule für Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung soll nun zum Ende des Schuljahres geschlossen werden. Nur noch sechs Kinder werden hier derzeit unterrichtet, früher waren es 30 bis 40, sagt Sahlmann.

Die Kinder sollen künftig ebenfalls unter das Dach von Oberlin am Schleusenweg schlüpfen. „Damit zieht sich der Kreis aus seiner Verantwortung“, sagt Sahlmann. Auch der Staat habe ein Angebot für Kinder mit Handycap vorzuhalten. „Doch leider haben die Kinder keine Lobby.“

Das gelte übrigens auch für die Lehrer der beiden Förderschulen. Zwar hat Oberlin ihnen ein Übernahmeangebot in Aussicht gestellt, trotzdem würden viele lieber weiter für das staatliche Schulwesen arbeiten – und zwar in Kleinmachnow, sagt Sahlmann. An den beiden Förderschulen, für deren Erhalt und Modernisierung sie schon so lange kämpfen.