PNN 7.11.2013
Kleinmachnow - Die Gegner des Kirchenneubaus im Alten Dorf in Kleinmachnow mobilisieren kurz vor der Entscheidung der Gemeindevertreter nochmals alle Kräfte. Mitte Dezember wird nämlich entschieden, ob die Evangelische Kirchengemeinde ein Gotteshaus für rund 400 Personen im Landschaftsschutzgebiet bauen darf. Dem Förderverein „Landschaftsschutzgebiet Buschgraben/Bäketal“, der seit geraumer Zeit gegen die Pläne kämpft, passt das gar nicht: Bei einer Veranstaltung am Dienstag im Rathaus legte er seine Bedenken dar. Demnach gefährde das Bauprojekt massiv die schützenswerte Landschaft des Bäketals und zerstöre den historischen Gutshof.
„Der Bebauungsplanentwurf verstößt gegen geltendes Baurecht“, so der Architekturhistoriker Ingo Sommer, der am Dienstagabend zum Denkmalschutz referierte. Nach dem Baugesetzbuch sollten Bauleitpläne Denkmal- und Umweltschutz berücksichtigen. „In Potsdam oder Berlin wäre das, was hier gerade passiert, niemals möglich gewesen“, so Sommer. Der Architekturhistoriker kritisierte zudem die Eile der Kommune, mit der jetzt das Neubauvorhaben vorangetrieben werde. Im Gegensatz zu den Schlossprojekten in Potsdam und Berlin bleibe in Kleinmachnow für Ausgrabungen keine Zeit mehr. Jahrhunderte alte Geschichte werde somit kulturlos überbaut. Ärgerlich sei auch, dass die Neubaupläne über die historischen Grundrisse hinausgehen würden. Das sei eine unsensible Aufblähung. Auch das Landschaftsbild und der Alleencharakter am Zehlendorfer Damm gingen verloren, wenn Bäume für Freiflächen und Stellplätze gefällt würden.
Mit seiner Sorge war der Architekturhistoriker am Dienstag nicht allein. Etliche Gemeindevertreter unterschiedlicher Fraktionen, die das Projekt kritisieren, bekräftigten die Bedenken des Landschaftsfördervereins. Jens Klocksin (SPD) appellierte auch an die Kirchenmitglieder, ihre Kirchenobersten umzustimmen. Vorstellbar und finanzierbar sei aus seiner Sicht ein Anbau am jetzigen Kirchenstandort im Jägerstieg. Zusätzlich könnten Parkplätze auf dem nahe liegenden Bauhofgelände geschaffen werden, „wenn der Bauhof wie geplant dort wegzieht“. Würde die neue Kirche in das Alte Dorf kommen, dann hätte man eine Verlierersituation, so Roland Templin von der BIK. Nachteile hätten alle: die Kirchengemeinde, die weite Wege in Kauf nehmen müsste, die Kommune, die einen wertvollen historischen Platz verlieren würde, und das umliegende Landschaftsschutzgebiet, das stark unter dem Verkehrsaufkommen leiden werde. Für den neuen Standort sprach sich am Dienstag indes die ehemalige Grünen-Bundestagsabgeordnete Cornelia Behm aus. Sie ist überzeugt, dass der Bebauungsplan im Dezember beschlossen wird. Auch die Gemeindeverwaltung geht davon aus, dass dem Kirchenneubau nichts mehr im Wege steht. Das ist das Ergebnis einer ersten Prüfung aller von rund 530 Anwohnern eingebrachten Argumente für oder gegen den Bau am Zehlendorfer Damm.
Wie berichtet sucht die Kleinmachnower Kirchengemeinde seit über zehn Jahren nach einer Lösung für einen Neubau. Der Platz für die mittlerweile 5500 Mitglieder im Jägerstieg ist beengt. Um auch im Alten Dorf ausreichend Platz zu haben, will die Kirche von der Gemeinde zusätzliche 1000 Quadratmeter Bauland kaufen. Eva Schmid