PNN 24.10.13
In der Region Teltow wird ein viertes gebraucht, denn an den Schulen wird es trotz An- und Umbauten eng
Region Teltow – Es wird knapp, sehr knapp, und das schon ab dem nächsten Schuljahr. Anders als von den Statistikexperten des Landes und dem Landkreis in den vergangenen Jahren vorausgesagt, werden die Schülerzahlen in der Region Teltow weiter steigen. So wird wohl ein viertes Gymnasium gebraucht. Der Ansturm ist so groß, dass die weiterführenden Schulen der Region ihn nicht bewältigen können. Das gilt nicht nur auf kurze Sicht, sondern über das Jahr 2030 hinaus. Es wird eng – sogar trotz geplanter millionenschwerer An- und Umbauten an den drei Gymnasien in Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf.
„Ein weiteres zweizügiges Gymnasium würde locker in die Region passen“, sagte der Leiter des Schul-und Gebäudemanagements im Kreis, Andre Hohmann, am Mittwoch auf Nachfrage den PNN. Schon im kommenden Schuljahr könnte es Bedarf für ein viertes Gymnasium geben. In Spitzenzeiten könnten dort sogar drei bis vier zusätzliche Klassenzüge lernen. Der Kreis sei von der Entwicklung überrascht worden. Noch Ende 2011 hieß es auf Grundlage der statistischen Vorhersage, dass die Schulkapazitäten der Region ausreichen. „Dieser Satz gilt nun nicht mehr“, sagte Hohmann. „Wir müssen zu schnellen Lösungen kommen.“
Wie die aussehen, das kann der Kreis als Schulträger der Gymnasien derzeit nicht beantworten. Am Mittwochabend erbat sich der Fachbereichsleiter für Soziales, Jugend und Schule im Kreis, Thomas Schulz, deshalb Zeit bei den Kreistagsabgeordneten des Bildungsausschusses. Bis Dezember wolle die Kreisverwaltung fünf Varianten prüfen lassen, wie man dem Schülerboom in der Region Teltow begegnen kann. Entscheidend sei dabei die Frage, ob der Kreis in einen Neubau investieren will.In der Region Teltow selbst war die Skepsis angesichts der bislang zurückhaltenden Zuwachszahlen des Landkreises schon länger groß. So entschied sich die Gemeinde Kleinmachnow für den Bau einer weiteren Grundschule, obwohl der Kreis Zweifel am Bedarf laut machte. Die Gemeinde sollte recht behalten.
Zur Ironie des Schicksals gehört auch, dass sich der Kreisbildungsausschuss am Mittwoch just im neuen Stahnsdorfer Gymnasium traf. Beim Rundgang durch den im August in Betrieb genommenen Neubau wurde klar: Schon jetzt ist das Vicco-von-Bülow-Gymnasium zu eng.
Rund 550 Schüler lernen hier. Im kommenden Schuljahr sollen weitere 110 dazukommen. Dann sollen an dem Gymnasium erstmals auch Abiturprüfungen stattfinden. Damit die neuen Siebtklässler unterkommen können, muss ein Anbau her, sagte Schulleiter Ulrich Klatt. Pläne für einen Zeit- und kostensparenden Systembau auf dem Schulhof lägen dem Kreis bereits vor. Beschlossen sind die Baupläne noch nicht.
Und noch ein weiteres Problem macht dem Schulleiter zu schaffen: Als sein neues Schulhaus in Planung und Bau ging, rechnete man mit Klassenstärken von maximal 24 Schülern in der Sekundarstufe II. Weil das Land aber inzwischen kräftig an Lehrern spart, zählen die Klassen nun meist 28 Schüler.
Die neugebauten Kursräume in Stahnsdorf sind dafür aber nicht ausgelegt. Sie sind zu klein. Selbst wenn man wollte, könnte man zu den 24 Stühlen und 12 Tischen, die dort genau hineinpassen, keine weiteren stellen. Insgesamt sechs Räume an dem neuen Gymnasium seien betroffen, so Klatt. Weil hier nur noch Nischenfächer wie der Religionsunterricht, der Teilungsunterricht oder Nachhilfe am Nachmittag angeboten werden können, stehen die mit neuester Technik ausgestatteten Räume teilweise ganze Tage leer – während am Weinberg-Gymnasium Klassenzimmer fehlen.
Bereits seit einigen Jahren muss der Kreis zwei zusätzliche Fachkabinette und Schulräume für die Kleinmachnower Gymnasiasten anmieten. Physik und Chemie gibt es erst nach einem Fußmarsch zum nahen Schulcampus der Evangelischen Hoffbauer-Stiftung. Am Mittwoch stimmten die Mitglieder des Bildungsausschusses einer Verlängerungsoption des Mietvertrages um weitere zwölf Jahre zu. Dabei ist bereits ein Anbau an das Weinberg-Gymnasium geplant.
Monatlich würde die Außenstelle 6167 Euro Kaltmiete kosten. Hochgerechnet auf zwölf Jahre macht das 888 000 Euro. Geld, das man in einen Neubau investieren könnte, sagte der SPD-Kreispolitiker Thomas Hartmann.
Beton oder Übergangslösung, das sei nun die Frage, sagte Schulgebäudemanager Hohmann. Inwieweit es angesichts der Debatte um ein neues Gymnasium zur Mietverlängerung für das Weinberggymnasium kommt, ist fraglich. In der Kreisverwaltung herrscht Stillschweigen über die fünf Varianten, die geprüft werden. Denkbar wäre wohl auch, dass einige der geplanten Um- und Anbauten an den drei Gymnasien (siehe Kasten) zugunsten des Neubaus eines vierten fallengelassen werden könnten.
Möglich wäre nicht zuletzt, einen Plattenbau an der Teltower Warthestraße wieder zu aktivieren. Dort waren bis August die Schüler des Stahnsdorfer Gymnasiums untergebracht, ehe sie ihren Neubau an der Heinrich-Zille-Straße beziehen konnten.