PNN 23.9.13
Katherina Reiche rund um Potsdam weit vorAndrea WickleinDeutliche Stimmenverluste für SPD, Linke und LiberaleWerders Bürgermeister Große könnte mitGroßer Koalition leben
Wahlkrimi im Wahlkreis 61: So knapp wie zwischen Andrea Wicklein (SPD) und Katherina Reiche (CDU) ging es nur noch nebenan zwischen Frank-Walter Steinmeier (SPD) und Andrea Voßhoff (CDU) zu. Unabhängig davon, wer das Direktmandat im Potsdamer Wahlkreis gewinnen sollte, gab es einen Sieger: die CDU. Katherina Reiche legte gegenüber 2009 eine beispiellose Aufholjagd hin. Und die CDU wurde, vor allem durch die Wähler in den Potsdamer Umlandgemeinden, stärkste Kraft.
Gab es von den Potsdamer Wählern etwa 27 Prozent der Zweitstimmen, so gab es keine andere Kommune im Wahlkreis, in der nicht deutlich über 30 Prozent der Wähler die CDU im Bundestag sehen wollten. In Werder zum Beispiel gab es 37,8 Prozent der Zweitstimmen, in Kleinmachnow 36,7 und in Teltow 34,7 Prozent. In Ludwigsfelde, wo die Partei vor vier Jahren 20,2 Prozent der Zweitstimmen bekam, wurde sie diesmal von 32,8 Prozent gewählt. In Großbeeren waren es 43,5 Prozent, ein Rekord.
Unabhängig von einem Sieg Katherina Reiches, der am späten Abend wahrscheinlich erschien, hat die CDU-Kandidatin ein Ergebnis erreicht, von dem sie früher nur träumen konnte. Außer Potsdam und Ludwigsfelde hat sie in sämtlichen Kommunen abgeräumt und ihr Ergebnis von 2009 um etwa acht Prozent verbessern können.
Werders Bürgermeister Werner Große (CDU) sprach von einem Super-Ergebnis füt die Christdemokraten. „Ich hoffe, dass es für die CDU allein reicht, ansonsten bin ich für eine Große Koalition. Die war ja in der vorletzten Legislaturperiode nicht schlecht“, so Große. Die deutlichen Stimmengewinne für die CDU und ihre Direktkandidatin in Werder führte er auch auf eine erfolgreiche Kommunalpolitik seiner Partei zurück. „Für die anstehende Kommunalwahl ist das ein wichtiges Signal“, so Große. Auch Michendorfs Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) freute sich über deutliche Zugewinne seiner Partei in der Gemeinde. „Sie sind wohl auch auf das schlechte Abschneiden der FDP zurückzuführen“, sagte er. „Die Wahl zeigt eindeutig den Wunsch vieler Bundesbürger: Angela Merkel soll Bundeskanzlern bleiben“, so Mirbach.
Was die Zweitstimmen angeht, war der Wahltag besonders für die Linken, die Sozialdemokraten und die Liberalen ein schwarzer Tag. Mittelmarks SPD-Kreischef Sören Kosanke zeigte sich enttäuscht. „Die Sozialdemokraten vor Ort haben alles gegeben, doch mitunter haben sie den Rückenwind von der Bundespartei vermisst.“ Für eine detaillierte Auswertung werde noch Zeit benötigt.
FDP-Kreischef Hans-Peter Goetz sprach von einem betrüblichen Ergebnis. Auch im Wahlkreis sei die FDP nicht gegen den Trend angekommen. „Die CDU hat ihren Partner verloren, muss neue Mehrheiten sichern und wird dabei Federn lassen.“ Für die kommende Kommunalwahl müsse sich die mittelmärkische FDP jedoch keine Sorgen machen. „Das wird eine Personenwahl, in dieser Beziehung sind wir gut aufgestellt“, so Goetz.
Die bisherige Kleinmachnower Bundestagsabgeordnete für die Grünen, Cornelia Behm, hat nicht wieder kandidiert. Sie zeigte sich enttäuscht vom Wahlergebnis. Zwar hatten die Grünen zumindest im Wahlkreis mit neun Prozent nahezu ihr 2009er Ergebnis erreicht. Bundesweit gab es aber Einbußen von 2,5 Prozent. „Wir haben zu viel über Steuern und zu wenig über Umwelt geredet“, sagte Behm. Ein kleines Trostpflaster für sie: In Kleinmachnow liegt das Ergebnis der Grünen mit 12,9 Prozent über dem Bundestrend.
Mit Stand um 20.50 Uhr deutete sich an, dass die CDU bei Erst- und Zweitstimmen in den sieben mittelmärkischen Kommunen des Wahlkreises das Rennen macht. „Wir haben super gekämpft. Auch die Direktkandidatin war prima“, sagte CDU-Kreischefin Saskia Ludwig. Im Vorfeld hatte sie das Ringen um die Direktkandidatur gegen Reiche verloren.
„Das ist ein irres Ergebnis“, erklärte Thomas Singer, Fraktionschef der Linken im mittelmärkischen Kreistag. „Wir haben uns im Bundestag gehalten und sind drittstärkste Partei in Deutschland.“ Allerdings mit erheblichen Schrammen: Auf Bundesebene gab es Verluste von etwa 3,5 Prozent, im Wahlkreis lagen die Einbußen bei etwa acht Prozent. Besonders im Umland haben die Linken Federn gelassen.