PNN 21.9.2013
Die Seeberg-Grundschüler erhalten ein neues Haus. Zweifler sagen: Es wird nicht gebraucht
Kleinmachnow - Die Farbtupfer im Zuschauerraum werden dem Kleinmachnower Gemeindeparlament wohl fehlen. Mit roten Schul-T-Shirts hatten Eltern und Kinder der Grundschule „Auf dem Seeberg“ seit einem Jahr in etlichen Gemeindevertreter- und langatmigen Ausschusssitzungen auf ihre Notlage aufmerksam gemacht. In zwei Jahren brauchen sie eine neue Schule. Sie mahnten die sonst oft zerstrittenen Lokalpolitiker, im Sinne der Schüler möglichst schnell zu einer Lösung zu finden. Seit Donnerstagabend wissen sie: Sie haben es geschafft.
Ohne Gegenstimmen haben die Kleinmachnower Gemeindevertreter den Bau einer neuen Grundschule beschlossen. Das Haus für bis zu zwölf Klassen und genug Platz für einen Hort soll noch bis zum Start des Schuljahres 2015 am Adolf-Grimme-Ring entstehen. Es wird den Kindern der Grundschule „Auf dem Seeberg“ als Ersatz für ihr bisheriges Domizil auf dem Gelände der Internationalen Schule dienen. Die hatte vor einem Jahr den Mietvertrag über das einst von der Gemeinde hergerichtete Schulhaus auf dem Seeberg nicht mehr verlängert und stattdessen Ansprüche für die eigene Nutzung angemeldet.
In Rekordtempo und auf Druck der Elternschaft haben die Gemeindevertreter nun den Bau eines neuen Schulhauses, nur wenige Gehminuten vom alten entfernt, auf einem schmalen Grundstück hinter dem Rathaus beschlossen. Insgesamt wird Kleinmachnow rund 8,5 Millionen Euro für den Zweigeschosser und das Grundstück ausgeben. Das Haus soll in Stahlbetonbauweise errichtet werden, das spart Zeit und Geld.
Nicht nur angesichts der großen Investitionsumme hatte es im Ort bis zuletzt Vorbehalte gegen den Bau der dritten kommunalen Grundschule gegeben. So hatte der Leiter der Eigenherd-Grundschule, Bernd Bültermann, immer wieder auf leer stehende Klassenräume in seinem Haus hingewiesen. Auch an der zweiten kommunalen Grundschule im Steinweg sind die Schülerzahlen wie im gesamten Ort leicht rückläufig. Darauf weist ganz aktuell auch der Landkreis in seinem Schulentwicklungsplan hin.
Demnach gelten zwar alle Schulstandorte in Trägerschaft Kleinmachnows langfristig als gesichert, trotzdem müsse sich die Kommune ebenso wie ihre Nachbarn in Teltow, Stahnsdorf und Nuthetal, auf neue Herausforderungen und zum Teil gravierende Einschnitte vorbereiten.
Ab dem Jahr 2020 seien Rückgänge bei den Schülerzahlen zu erwarten. Bis zum Jahr 2030 wird sich die Zahl der Grundschüler in Kleinmachnow fast halbieren, in Stahnsdorf um knapp ein Drittel sinken. Leicht ist der Rückgang auch in Nuthetal. Lediglich in Teltow werden aufgrund des Bevölkerungswachstums mehr Schüler erwartet. Doch selbst dort werden die kommunalen Grundschulen weniger Einschüler aufnehmen, weil inzwischen fast ein Viertel der Eltern ihre Kinder auf Schulen freier Träger schicken. Nicht zuletzt hat das Oberlinhaus angekündigt, eine neue Förderschule in Kleinmachnow zu eröffnen, die für alle Grundschüler offen sein soll.
In Kleinmachnow schenkt man den Prognosen des Kreises wenig Glauben. Bereits seit zehn Jahren habe der Kreis daneben gelegen, sagte BIK-Politiker Roland Templin und erntete Zustimmung. Noch 2008 hieß es, man benötige kein weiteres Gymnasium im Raum Teltow, ein Jahr später wurde der Bau beschlossen, sagte Ludwig Burkhardt (CDU). Bis zu 550 Schüler haben dort Platz, die Nachfrage ist höher als das Angebot.
Auch Bürgermeister Michael Grubert (SPD) ist skeptisch. „Ich habe meine Probleme mit der Planung des Kreises“, sagte er. Die Kinderzahlen würden sich wesentlich stärker entwickeln als prognostiziert. Wolfgang Nieter (CDU) machte auf die hohe Fluktuation im Ort aufmerksam: Jährlich ziehen 1000 Menschen aus Kleinmachnow weg, oft sind es Ältere ohne Kinder. Im gleichen Zuge kommen etwa 1000 neue Menschen hinzu, meist junge Familien. „Die Erfahrungen zeigen, dass wir von der Wirklichkeit überholt werden.“ Kleinmachnow sei für viele Familien attraktiv, nicht zuletzt durch den Bau einer ganz neuen Grundschule.