PNN 20.9.13
Das Oberlinhaus will den Unterricht an Kleinmachnows Förderschulen fortführen, als Grundschule im Schleusenweg für alle Kinder
Kleinmachnow - Gemeinsam lernen an einer Schule für jedes Kind. Egal wie gut es lernt, wie gut es sehen, hören, verstehen oder sprechen kann. Inklusion einmal andersherum gedacht, das ist es, was Uwe Plenzke für die Schulzukunft vorschwebt. Während das brandenburgische Bildungsministerium Förderschulen mit dem Verweis auf das gemeinsame Lernen an den Grundschulen sukzessive schließen will, plant der Leiter der Oberlinschule in Potsdam hingegen die Eröffnung einer neuen.
Es gibt gute Nachrichten für die Eltern von lern- oder geistig beeinträchtigten Kindern in Kleinmachnow: Der freie Schulträger Oberlinhaus will den Unterricht der bisher kreislichen Förderschulen im Ort fortführen. Das erklärte Uwe Plenzke jetzt gegenüber den PNN. Demnach werde das Oberlinhaus noch im September einen Antrag auf Schulneugründung beim brandenburgischen Bildungsministerium stellen. Stimmt das Land zu, soll die neue Förderschule zum Schuljahr 2014/15 ihren Betrieb am alten Standort im Schleusenweg aufnehmen. Dort könnten dann neben den dort bereits unterrichteten Kindern mit Lernschwierigkeiten auch die Schüler der Albert-Schweitzer-Förderschule für geistig behinderte Kinder- und Jugendliche vom Erlenweg betreut werden. Langfristig soll der neue Oberlin-Standort im Schleusenweg zudem zur offenen Grundschule erweitert werden.
„Wir wollen eine Schule für alle Kinder“, so Plenzke. Beim Land werde man deshalb die Neugründung einer Schule mit sonderpädagogischem Profil beantragen. Zwar soll der Unterricht zunächst mit Förderschülern starten, im Laufe der Zeit wolle man das Haus aber öffnen, beispielsweise für Geschwister, Freunde und andere Kinder im Grundschulalter.Hatte das Land zuletzt den Ansatz verfolgt, alle Förderschüler auf die Grundschulen zu verteilen, will Plenzke den umgekehrten Weg gehen. Er will auf Freiwilligkeit und verlockende Angebote setzen und so Eltern überzeugen: Kleine Klassen mit 11 bis 15 Schülern, eine familiäre Atmosphäre und eine besondere Schulausstattung. „Wir werden einen Gemütlichkeitsfaktor bieten.“ Lehrer würden auf diese Weise nicht überfordert und Eltern zu nichts gezwungen.
Wäre es mit der Bildungsbürokratie nicht so kompliziert, hätte es die Schule bereits geben können, sagt Plenzke. So hatten der Landkreis und die Oberlinschule die Übernahme der Förderschulen bereits zu diesem Schuljahr geplant. Das lehnte das Bildungsministerium aus formalrechtlichen Gründen ab und verwies auf eine nötige Schulneugründung. Das koste Zeit, in der die Verunsicherung vieler Eltern wuchs, so Plenzke.
In den Augen der Kleinmachnower Grünen-Bundestagsabgeordneten Cornelia Behm habe das Ministerium Prinzipien geritten. In einer „unglaublich kalten, fast zynischen Art und Weise“ sei man auf die Probleme der Förderschulen eingegangen, so Behm. Denn Kreis und Oberlinschule waren sich bereits einig, angesichts sinkender Schülerzahlen an beiden Einrichtungen zusammenzuarbeiten.
Demnach hätte Oberlin den Unterricht an beiden Förderschulen übernommen. Doch das ist nicht möglich, erklärte der Sprecher des Bildungsministeriums, Stephan Breiding. Der Kreis könne seine Pflichten als Schulträger nicht abgeben.
Deshalb wird es kompliziert: Der Kreis muss zunächst beide Förderschulen schließen und den Kindern eine andere öffentliche Förderschule anbieten, beispielsweise in Potsdam. Parallel könnte das Oberlinhaus die Förderschule am Schleusenweg eröffnen. Die Eltern hätten dann die Wahl, unter neuem Träger am alten Standort zu bleiben oder die Schule zu wechseln. „Wenn das Oberlin-Konzept alle Anforderungen erfüllt, wird es genehmigt“, sagte Breiding. Schließlich habe man mit Oberlin gute Erfahrungen gemacht.
Läuft alles wie gewünscht, würde der Kreis dem Träger Oberlin rund 300 000 Euro bereitstellen, um das Schulhaus am Schleusenweg herzurichten, sagte Plenzke. Unter anderem müssen Brandschutz und Elektrik erneuert werden. Darüber hinaus sei eine Sanierungssumme von rund zwei Millionen Euro vom Träger aufzubringen. Die Schule für rund 100 Kinder würde dann nicht nur neue Farbe, neue Fenster und neue Heizungen bekommen, sondern auch neue Therapie- und Rückzugsräume. Auch den alten Lehrern will Plenzke anbieten, in der neuen Schule zu arbeiten. Dann mit allen Kindern, die diese Schule und ihre besonderen Schüler mögen.