PNN 14.9.2013

Teufelskreisel schreckt Stahnsdorf auf

von Hagen Ludwig

Gemeinde pocht auf S-Bahn-Anbindung

Stahnsdorf / Teltow - Die Nachricht hat Stahnsdorfs Bürgermeister Bernd Albers (Bürger für Bürger) aufgeschreckt. Wie berichtete bahnt sich jetzt eine Lösung für die lang ersehnte Sanierung der Ruhlsdorfer Straße in Teltow an. Das Problem ist, dass sie die Freihaltetrasse für eine mögliche S-Bahn-Verlängerung nach Stahnsdorf kreuzt. Genau am Schnittpunkt plant das Land im Zuge des Straßenausbaus einen Kreisverkehr. In Teltow scheint man bereit, diese Kröte zu schlucken – mehrheitlich empfahl der Bauausschuss, ein entsprechendes Abkommen mit dem Land zu unterzeichnen. Eine S-Bahn-Verlängerung würde damit perspektivisch zumindest erschwert.

Zu diesem Thema werde er jetzt das Gespräch mit seinem Teltower Amtskollegen Thomas Schmidt (SPD) suchen, sagte Albers am Freitag den PNN. „Ich sehe ja ein, dass der Leidensdruck bezüglich der maroden Ruhlsdorfer Straße groß ist, doch wir waren der Stadt Teltow immer dankbar, dass sie bisher auf den Kreisel verzichtet hat“, so Albers. Die Chancen auf eine S–Bahn-Verlängerung nach Stahnsdorf dürften auf keinen Fall verbaut werden. „Nicht zuletzt würde auch die Stadt Teltow damit einen zweiten Haltepunkt an der Iserstraße bekommen“, so Albers.

Erst am Donnerstagabend hat die Stahnsdorfer Gemeindevertretung auf Antrag der CDU einstimmig beschlossen, das Land aufzufordern, den gestiegenen Anforderungen an die Infrastruktur in der Region Teltow Rechnung zu tragen. Das gelte insbesondere für eine S-Bahn-Verlängerung von Teltow nach Stahnsdorf, hieß es. Das Land hatte indes jüngst mehrmals erklärt, dass es keinen S-Bahn-Ausbau in der Region plane. Die Gemeindevertreter haben jetzt ihren Bürgermeister beauftragt, mit der DB AG und den Interessenvereinigungen der Bahnkunden Gespräche über einen S-Bahn-Anschluss für Stahnsdorf zu führen. Zudem soll er beim Infrastrukturministerium intervenieren.

„Zu überlegen ist auch, welche Infrastrukturmaßnahmen Stahnsdorf selbst umsetzen kann, um einen S–Bahn-Anschluss zu erleichtern“, regte Gunnar Schilling (SPD/Grüne) auf der Gemeindevertretersitzung am Donnerstag an. Bis zum Mauerbau gab es eine S-Bahnstrecke vom Bahnhof Wannsee zum Stahnsdorfer Südwestkirchhof. Ein Ringschluss über Teltow war schon vor dem Zweiten Weltkrieg geplant.

Auch die Kommunale Arbeitsgemeinschaft (KAT) hatte jüngst die Forderungen nach einem S-Bahn-Ausbau in der Region Teltow bekräftigt. Wie berichtet haben Gemeindevertreter und Stadtverordnete aus Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf Anfang September ihre Bürgermeister aufgefordert, sich erneut für eine bessere Schienenanbindung der Region bei der Landesregierung starkzumachen. Ziel sei es, dass stillgelegte Trassen wie die Friedhofs- und die Stammbahn nachträglich in den Landesnahverkehrsplan der Jahre 2013 bis 2017 aufgenommen werden. Das gilt als eine Voraussetzung dafür, dass eines Tages wieder Züge über die alten Gleise rollen können.

Hagen Ludwig