PNN 13.9.13

Ein Teufelskreisel

Marode. Nach mehr als 15 Jahren Planungszeit und endlosen Debatten zwischen der Stadt Teltow und dem Land Brandenburg könnte die Ruhlsdorfer Straße jetzt saniert werden.

Jetzt gibt es eine Lösung zum Ausbau der Ruhlsdorfer Straße – doch die stellt Teltows Stadtverordneten vor die Qual der Wahl: Straße oder S-Bahn ?

Region Teltow - Genervte Autofahrer hatten damit schon gar nicht mehr gerechnet. Nach mehr als 15 Jahren Planungszeit und endlosen Debatten zwischen der Stadt Teltow und dem Land Brandenburg ist der Ausbau der stark befahrenen und malträtierten Ruhlsdorfer Straße zum Greifen nah. Hinter den Kulissen haben das Rathaus und der Landesbetrieb Straßenwesen an einer Vereinbarung zum Straßenausbau gearbeitet, die am Mittwochabend im Bauausschuss vorgestellt wurde. Das Ergebnis stellt die Stadtverordneten vor eine schwere Entscheidung: Straße oder S-Bahn.

Das Problem mit der Ruhlsdorfer Straße liegt im Detail. Wer einen Blick auf die Landkarte wirft, wird erkennen, dass die holprige Landesstraße die Freihaltetrasse einer möglichen S-Bahnverlängerung nach Stahnsdorf kreuzt. Genau dort, nämlich an der Gonfrevillestraße, plant das Land im Zuge des Ausbaus einen Kreisverkehr. Der sei günstiger als eine Ampelkreuzung, könnte der Stadt und der Region aber teuer zu stehen kommen. Der Kreisverkehr würde die Freihaltetrasse verbauen, warnen viele Teltower Stadtpolitiker. Sollte man eines Tages die S-Bahn verlängern, wäre es deutlich preiswerter, eine Brücke für eine Ampelkreuzung zu errichten, als einen gewaltigen Kreisverkehr zu untertunneln. Solch ein Bauprojekt würde die ohnehin schon hohen Kosten für eine mögliche S-Bahn-Verlängerung in die Höhe treiben. Das wäre ein Grund mehr für Land und Bahn, die von den Kommunen in der Region so sehr gewünschte Schienenverlängerung weiter abzulehnen.

So blieb den meisten Teltower Politikern die Freude über den ersehnten Ausbau der Ruhlsdorfer Straße im Halse stecken. SPD-Fraktionschefin Christine Hochmuth war die erste, die das Rathaus auf den Teufelskreisel aufmerksam machte. Zwar begrüße und wünsche man sich den zügigen Ausbau der Straße sehr, aber den Nachbarn in Stahnsdorf und Kleinmachnow habe man versprochen, alles dafür zu tun, die S-Bahn nicht zu verbauen. Fraktionskollegin Andrea Scharrenbroich pflichtete ihr bei: „Eine Verlängerung der S-Bahn ist dann kostenmäßig nicht mehr realisierbar.“ Axel Szilleweit (Linke/Umweltaktive) erkundigte sich nach den Möglichkeiten, auf den Kreisel zu verzichten.

Aber das ist kaum möglich. Im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens zum Straßenausbau habe die Stadt bereits Einspruch gegen den Kreisverkehr eingelegt. Ohne Erfolg. Damit seien alle Möglichkeiten ausgeschöpft, hieß es vonseiten des Rathauses. Bleibt nur noch eine: Teltow lehnt die Vereinbarung mit dem Land über den Straßenausbau ab. Dann bleibt die Trasse frei und die Ruhlsdorfer Straße, wie sie ist: löchrig.

Das will das Rathaus mit aller Macht verhindern. Teltows 1. Beigeordnete, Beate Rietz (SPD), appellierte an alle Stadtverordneten, der Vereinbarung zuzustimmen. „Wir zerreden alles zu einem Zeitpunkt, der nicht dafür geeignet ist.“ Seit Jahren werde über den Ausbau diskutiert, im Rathaus werde auf Hochtouren an einer Lösung gearbeitet. Nun ist sie da und droht zu scheitern? „Wir müssen auch an die Kinder denken“, sagte Rietz und setzte eine ernsthafte Miene auf. Die Vereinbarung zwischen Stadt und Land sehe schließlich auch den Ausbau der Geh- und Radwege vor.

Aber warum überhaupt so viele Gedanken machen? Das Land selbst hebt die Arme: Man habe sowieso keinen S-Bahn-Ausbau in der Region Teltow geplant, wiederholte der Sprecher des Verkehrsministeriums Jens-Uwe Schade gegenüber den PNN. „Wir werden unsere Meinung nicht über Nacht ändern.“

Der Schwarze Peter liegt also bei der Stadt: Die Mitglieder des Bauausschusses stimmten dem Abkommen mit dem Land schließlich mehrheitlich zu – die Hälfte enthielt sich der Stimme. „Die Lage ist prekär“, sagte Ausschussleiter Peter-Joachim Trog (CDU). „Wir müssen eine Kröte schlucken, die aber korrigierbar ist.“ Sollten sich Bahn und Land tatsächlich für den S-Bahn-Ausbau von Teltow nach Stahnsdorf entscheiden, werde auch der Kreisverkehr ein lösbares Problem sein – „zumindest mit hoher Wahrscheinlichkeit.“