PNN 11.09.13

Kein Ort für die Ortsgeschichte

von Kirsten Graulich

Bürgermeister Grubert verspricht Heimatverein neues Domizil – in fünf Jahren

Kleinmachnow - Noch immer stehen Fragezeichen hinter der künftigen Adresse des Kleinmachnower Heimatvereins. Aber zum 25. Jubiläum des Vereins – also 2018 – soll klar sein, wo das Heimatmuseum sein wird. Das versprach Bürgermeister Michael Grubert (SPD) auf der Festveranstaltung, die anlässlich des 20-jährigen Vereinsjubiläums am Montagabend im Rathaus stattfand – und erntete prompt einen Zwischenruf: „Da sollen wir also noch fünf Jahre warten?“

Die Nachfrage löste Heiterkeit bei den rund 100 Gästen im Saal aus. Verlegen schob der Bürgermeister nach: „Ich bin in der Verwaltung und weiß daher, dass das immer etwas länger dauert.“ Viel Geduld hatte der Verein schon in den letzten Jahren aufbringen müssen, mehrere Quartiere waren im Gespräch, Konzepte wurden eingereicht und nach etlichen Diskussionen verworfen, weil andere Nutzer der Gemeinde dringlicher erschienen.

 

Nur einen kleinen Raum hat der Verein, der derzeit 70 Mitglieder zählt, im Seniorentreff „Toni Stemmler“. Dort ist kaum Platz, weshalb die Angebote von Nachlässen abgelehnt werden müssen. Immerhin konnte der Schreibtisch von Walter Janka notdürftig untergebracht werden. Eine Heimatstube im herkömmlichen Sinne mit Spinnrad und Sammeltassen wird das künftige Museum wohl nicht sein. Das haben bisherige Ausstellungen, Publikationen und Aktivitäten des Vereins gezeigt, der sich, wie der Bürgermeister in seiner Festrede betonte, „auch nicht scheute, die dunklen Seiten der Ortsgeschichte aufzuarbeiten“.

Zudem würde das Material der fleißigen Ortschronisten ausreichen, um über Jahre hinaus alle paar Monate Ausstellungen zu verschiedenen Themen zu bestücken. „Bewahrenswertes Kleinmachnow“ ist der Titel der aktuellen Ausstellung, die bis 15. September im Rathaus zu sehen ist. Neben herausragenden Persönlichkeiten des Ortes werden Baudenkmale vorgestellt. Eines davon, das Holzhaus in der Karl-Marx-Straße 117, ist seit einem Jahr im Gespräch als künftiges Museum und Domizil des Heimatvereins.

Die 1931 errichtete Immobilie war eine der ersten in der Sommerfeld-Siedlung und gehört der Gemeinde. Als Muster- und Geschäftshaus hatte es der Berliner Unternehmer Adolf Sommerfeld errichten lassen, um Kaufinteressenten zu locken. Das Haus mit Flachdach-Anbau und liegenden Fenstern gilt als „typischer Entwurf der Zwischenkriegszeit“. Zugleich dokumentiert es die Vermarktung des Siedlungsbaues.

Eine Rathausvorlage weist 500 000 Euro für eine Komplettsanierung aus. Darin steht auch, dass der Heimatverein künftiger Nutzer sein sollte. Doch dieser Satz sei im jüngsten Bauausschuss gestrichen worden, sagte Gemeindevertreter und Vereinsmitglied Axel Müller (Grüne). Unklar sei, ob weitere Nutzer vorgesehen sind. So will man sich auch im Heimatverein nicht festlegen und hat schon ein weiteres Wunschobjekt im Auge: das Herrenhaus im alten Dorfkern.

Bis 2020 soll es neu errichtet werden auf seinen alten Grundmauern. „Wir könnten uns vorstellen, eine Etage darin zu beziehen“, sagt Müller, der die Pläne für die Karl-Marx-Straße 117 aber noch nicht aufgeben will. Optimistisch schaut auch Heimatvereinschef Rudolph Mach in die Zukunft: „Ich hoffe, in fünf Jahren im Museum sitzen zu können.“ Er werde sich schon mal ein Bandmaß kaufen, um die verbleibende Zeit im Blick zu haben. Kirsten Graulich