PNN 23.8.13
Die Altstadt-Marina ist für Teltow ein Prestigeprojekt, in einem Jahr ist der erste Spatenstich geplant – auch das Land gibt Geld. Doch jetzt befürchten Stadtpolitiker: Große Lastkähne könnten die Wassertouristen vertreiben
Teltow - Lastkähne und Paddelboote, das passt nicht zusammen. Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) hat sich skeptisch gegenüber der erneuten Forderung von Vertretern von Wirtschaftsverbänden und Baulobbyisten der Initiative „Weitblick“ gezeigt, die Kleinmachnower Schleuse auf eine Länge von 130 Metern auszubauen. Die damit zu erwartende Zunahme des industriellen Schiffsverkehrs auf dem Teltowkanal widerspreche den Plänen der Stadt, Teltow als Urlaubsziel für Wassertouristen zu etablieren.
Wie berichtet will die Stadt am Rande ihrer Altstadt eine Marina für Freizeitkapitäne bauen. Der Hafen mit 39 Liegeplätzen, davon 20 für Gäste und Wasserwanderer, soll zwischen Jahn- und Badstraße am Zeppelinufer entstehen. „Uns wäre nicht geholfen, wenn hier ein Schlepper nach dem anderen über den Teltowkanal fährt“, sagte Schmidt den PNN.
Wie berichtet hatten sich Unternehmer, Binnenschiffer und Hafenbetreiber erst vor einer Woche erneut für den Ausbau der über einhundert Jahre alten und zum Teil denkmalgeschützten Kleinmachnower Schleuse am Teltowkanal ausgesprochen. Alles andere würde Hunderte Arbeitsplätze, zahlreiche Unternehmensstandorte, Investitionen in Millionenhöhe und die Umwelt gefährden, so ihre Argumente.
Dabei war das Thema eigentlich schon vomTisch: Vor drei Jahren hatte sich Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) von den Plänen zum Schleusenausbau auf eine Länge von 190 Metern verabschiedet. Umweltschützer hatten massiv gegen das 48 Millionen Euro teure Projekt protestiert. Der Bund will die Schleuse nur noch sanieren.
Das ist den Binnenschiffern und Hafenbetreibern jedoch zu wenig. Sie fordern einen Ausbau von 85 zumindest auf 130 Meter, damit große Schubverbände den Teltowkanal noch schneller passieren können. Der Bund hat aber auch diese Variante bereits abgelehnt und liegt mit Teltow auf einer Wellenlänge: Das Schiffsaufkommen auf dem Teltowkanal falle mit rund einer Million Gütertonnen pro Jahr gering aus. Im Gegenzug beobachte man, dass sich der Kanal im Bereich des Wassertourismus zunehmender Beliebtheit erfreue.
Genau diese Entwicklung hat man vor Jahren auch schon im Rathaus registriert und deshalb die Hafenpläne aufgelegt. 5,5 Millionen Euro wurden bereits für den Bau der Marina im Stadthaushalt eingeplant, nach neuesten Schätzungen könnten die Kosten auf 6,4 Millionen Euro steigen. Rund eine Million Euro der Baukosten sollen von der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) gefördert werden.
Ein endgültiger Förderbescheid liegt derzeit noch nicht vor, sagte ILB-Sprecher Matthias Haensch den PNN. „Die Chancen auf einen Zuschuss stehen aber gut.“ Die Prüfungen seien abgeschlossen, um die genaue Fördersumme zu ermitteln, müsse die Stadt noch fehlende baufachliche Unterlagen nachreichen. „Von unserer Seite kann es mit der Förderung aber schnell gehen“, so Haensch.
Trotz der guten Signale dürfte das Hafenbauprojekt in Teltow selbst aber umstritten bleiben. Linke, Grüne, BiT und die freien Mandatsträger machen ihre Kritik an der Millionenausgabe regelmäßig deutlich. Sie bezweifeln, dass der Hafen wirtschaftlich betrieben werden kann und sehen andere, freiwillige Leistungen der Stadt gefährdet. Eine Mehrheit der Stadtverordneten steht dennoch hinter dem Projekt. Sie sehen mehr Chancen als Risiken.
Im September sollen deshalb die Beratungen über den Bau der Marina in den Gremien der Stadt fortgeführt werden, kündigte Bürgermeister Schmidt an. Geplant ist der erste Spatenstich für die Marina in einem Jahr. Wo heute am Zeppelinufer noch das Unkraut wuchert und Überbleibsel der Berliner Mauer lagern, sollen dann Bootsbauer, Wassersportler und Angler ihre neue Heimstätte beziehen können – von Lastkähnen weitgehend ungestört.