PNN 23.8.13
Zum Monatsende starten in Potsdam-Mittelmark einige Kunstevents. Los geht es am kommenden Wochenende mit der Kunsttour in Caputh und der Kunstwoche in Kleinmachnow
Potsdam–Mittelmark - Ein alter knorriger Baum, ein Steg am Seeufer und ein Webstuhl. Das sind Kindheitserinnerungen von Menschen aus Schwielowsee, die zwei Caputher Künstlerinnen in Reportagen und Fotos am kommenden Wochenende auf der Kunsttour in Caputh zeigen werden. Sorgfältig suchen Malou von Simson und Barbara Tauber die letzten Fotos aus, auf denen ihre Interviewpartner und deren Erinnerungen aus ihrer Kindheit abgelichtet sind.
Auch in dem rekonstruierten Landarbeiterhaus in Kleinmachnow laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren: Dort kann man in der kommenden Woche vier Künstlern bei der Arbeit über die Schulter schauen. Danach geht es in der Nachbargemeinde weiter: Ab dem 7. September stellen zum vierten Mal rund 50 Künstler ihre Arbeit auf der Stahnsdorfer Kunstmeile aus.
Von wegen Kulturödnis – das Interesse an Kunst im Potsdamer Umland wächst. „Die Region prosperiert und das lockt eben auch immer mehr Künstler an“, erklärt der Künstler und Vorsitzende des Kleinmachnower Kunstvereins „Die Brücke“, Rainer Ehrt. Seit über 20 Jahren organisiert er im Ort Ausstellungen. Auch eine Gruppe von Kleinmachnower und Stahnsdorfer Künstlern arbeitet seit über einem Jahrzehnt auf dem „Art Event“ zusammen, ob unter freiem Himmel oder in einer leer stehenden Immobilie, wie dem Landarbeiterhaus. Das Haus wird wie berichtet seit diesem Jahr dank des Kleinmachnower Kunstvereins als Kunst- und Kulturort genutzt. „Unser Ziel ist es auch, mal Berliner hier herauszulocken“, erklärt die Initiatorin der Stahnsdorfer Kunstmeile, die Künstlerin Gudrun Angelika Hoffmann. Die ländliche Idylle habe im Gegensatz zu den weißen Berliner Galeriewänden auch ihren Reiz: „Kunst in einem rustikalen Ambiente zu zeigen, ist etwas Besonderes.“ Nicht nur das Interesse der Besucher, auch das der Künstler steigt stetig: „Wir erhalten immer mehr Bewerbungen von Berufskünstlern, die bei uns mitmachen wollen“, erklärt Christina Faix, Projektleiterin der Caputher Kunsttour.Viele der ausstellenden Künstler haben der Stadt vor Jahren den Rücken gekehrt: „In Berlin arbeitet jeder für sich hin, hier in Caputh ist das anders, man tauscht sich aus“, sagt die dänische Fotografin von Simson. Sie lebt seit zwei Jahren in Caputh. Zusammen mit der Journalistin Barbara Tauber, die im Ort die Schreibwerkstatt ManuSkriptur leitet, will sie das gemeinsame Kindheitserinnerungs-Projekt als Buch verlegen. Für die beiden Frauen hat das Umland seine Vorteile: „Man hat hier viel Platz und viel Natur um sich herum“, so von Simson.
Ob Kunsttour, Kunstmeile oder Werderaner Kunstinsel, ein Ziel eint derartige Projekte: Sie sollen Zugezogene und Alteingesessene zusammenbringen. „Über die Kunst kann man sich mit einem Ort identifizieren“, so Hoffmann aus Stahnsdorf. Wie das funktioniert, erleben derzeit die beiden Caputher Frauen bei ihrer Arbeit: „Es ist ein wahrer Reichtum, den uns die Leute hier aus der Gegend durch ihre Erinnerungen geschenkt haben“, erzählt Barbara Tauber, die seit 20 Jahren am Schwielowsee wohnt. Bisher habe sie sich als Zugezogene gefühlt, langsam taucht sie in die Geschichte der Orte rund um den See ein und versteht die Einheimischen immer besser. Eva Schmid
Zur Kunsttour in Caputh sind am kommenden Wochenende und am 31. August und 1. September die Ateliers von 12 bis 19 Uhr geöffnet. Am 24. und 25. August wird auf der Insel Werder Kunsthandwerk von 11 bis 18 Uhr ausgestellt. Die Kleinmachnower Kunstwoche startet am kommenden Sonntag um 12 Uhr am Zehlendorfer Damm 200. Am 7. September lädt die Kunstmeile in Stahnsdorf ab 14 Uhr auf den Dorfplatz und den Pflanzenhof in der Ruhlsdorferstraße 14-16 ein. Am 8. September ist die Meile von 11 bis 18 Uhr geöffnet.