PNN 2.8.13
Seit Donnerstag gilt der Kita-Rechtsanspruch. In Kleinmachnow gibt es damit kein Problem.
Potsdam-Mittelmark - Die kleine Luise ist ein Jahr und neun Monate alt. Am Freitagmorgen ist sie zum ersten Mal bei ihrer Tagesmutter Sieglinde Jantc zu Gast. Quietschvergnügt tobt sie im großen Garten des Kleinmachnower Einfamilienhauses, der zum Großteil ein Spielplatz ist. Rutsche, Schaukel, Puppenwagen – alles wird getestet. Eingewöhnungsprobleme hat Luise offensichtlich nicht. Sieglinde Jantc ist eine von 24 Kleinmachnower Tagesmüttern, die derzeit 99 Kinder betreuen. Auch ihnen ist es zu verdanken, dass in der Gemeinde der seit Freitag geltende Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz für Kinder ab einem Jahr ohne Probleme erfüllt werden kann.
Für Zugereiste scheint Kleinmachnow nicht nur wegen der Tagesmütter oft ein wahres Betreuungsparadies. Insgesamt unterhält die Kommune acht Kitas, hinzu kommen sieben Einrichtungen freier Träger. Dazu zählen die evangelische und die katholische Kirche ebenso wie die Hoffbauer-Stiftung. Die Waldorf-Kita hat erst im vergangenen Jahr ein wunderschönes neues Gebäude bezogen.
„Wir haben uns in der Gemeinde frühzeitig auf die Einführung des Rechtsanspruchs vorbereitet, deshalb läuft bei uns alles vollkommen unproblematisch“, sagt Gemeindevertreterin Kathrin Heilmann (CDU), die dem Aufsichtsrat für den kommunalen Kita-Verbund vorsitzt und zum Pressetermin bei der Tagesmutter eingeladen hatte.
Kleinmachnow ist eine prosperierende Gemeinde, in den vergangenen Jahren sind viele junge Eltern mit kleinen Kindern zugezogen. Und die Kommune hat kräftig investiert. Vier der acht kommunalen Kitas seien in den vergangenen Jahren neu gebaut oder erweitert worden, sagt die Leiterin des Kita-Verbundes, Susanne Feser. Allein in den kommunalen Kitas werden aktuell 549 Kinder bis zum Schuleintritt betreut, 144 davon im Alter von ein und zwei Jahren. Gerade der Anteil dieser Kinder sei in den vergangenen Jahren gestiegen. Der Kita-Verbund hat darauf reagiert und weitere Mitarbeiter speziell für die die Betreuung von Krippenkindern an der Evangelischen Hochschule Berlin schulen lassen.
130 Erzieherinnen und Erzieher sind derzeit beim Kleinmachnower Kita-Verbund angestellt. „Wir haben derzeit sogar noch einen Überhang von fünf Stellen“, sagt Feser. Die jedoch würden benötigt, wenn im Laufe des Jahres weitere Kinder das erste Lebensjahr erreichen und in die Kitas aufgenommen werden. „Die Erzieher müssen sich jetzt darauf einstellen, dass sie das ganze Jahr über Kinder zur Eingewöhnung haben“, so Feser. Andererseits würden sie ins neue Kitajahr oft mit kleineren Gruppen starten.
Im Landratsamt geht man davon aus, dass es auch in anderen mittelmärkischen Kommunen keine größeren Probleme mit dem Rechtsanspruch gibt. „Nicht immer wird jedoch die Wunsch-Kita frei sein“, sagte die Pressesprecherin des Landratsamtes, Andrea Metzler. Beschwerden von Eltern, die keinen Kita-Platz bekommen haben, liegen im zuständigen Fachdienst jedoch nicht vor. Ohnehin war die Betreuungsquote im Landkreis bereits sehr hoch. Zum Stichtag im Sommer wurden 2656 von 3429 Kindern im Alter von ein bis drei Jahren in Kitas betreut, das sind 77 Prozent. In den vergangenen Monaten öffneten neue Kitas in Werder (Havel), in Nuthetal und Teltow, weitere sollen folgen (siehe Kasten).
Das ebenfalls zum 1. August von der Bundesregierung eingeführte Betreuungsgeld hat indes bisher kaum Niederschlag gefunden. Wie berichtet können Eltern 100 Euro monatlich erhalten, wenn sie ihr Kind zu Hause behalten. Im Landkreis seien bisher erst zwölf formlose Anträge eingegangen, offizielle Antragsformulare habe man vom Bund noch nicht bekommen, so Metzler. In Kleinmachnow rechnet man aufgrund der hohen Beschäftigungsquote ohnehin nicht mit Auswirkungen durch das Betreuungsgeld. „Das Wort ist bisher bei Gesprächen mit Eltern nicht einmal gefallen“, sagt Susanne Feser.
Auch für die Mutti der kleinen Luise war das keine Alternative. „Wir haben uns aber bewusst für die Tagespflege entschieden, weil der Übergang für das Kind hier wahrscheinlich entspannter ist als in einer großen Einrichtung“, sagt sie. Tatsächlich wirkt bei Sieglinde Jantc alles sehr familiär. Sie hat drei eigene Kinder großgezogen, heute betreut sie bis zu fünf Jungen und Mädchen täglich von 7 bis 16 Uhr. „Ich kann mir keinen schöneren Beruf vorstellen“, sagt sie.
„Im Kita-Verbund betrachten wir die Tagesmütter auf keinen Fall als Konkurrenz“, sagt Feser. Sie seien ein wichtiger Teil eines breiten Angebots. Grundsätzlich hätten die Eltern Wunsch- und Wahlrecht. „Darauf stellen wir uns bei der Beratung ein, und bisher haben wir noch für alle Eltern eine Lösung gefunden.“
Luise scheint mit der Wahl ihres Betreuungsplatzes jedenfalls sehr zufrieden. Schnell nimmt sie im Garten Kontakt zu Kian und Pauline auf, die schon länger von Sieglinde Jantc betreut werden. Die Hand ihrer Mutti hat sie längst losgelassen.