PNN 30.7.13
Kleinmachnows Ruderklub will seit Jahren eine neuen Steg. Das Wasser- und Schifffahrtsamt sagt Nein
Kleinmachnow - Erbitterter Streit um ein paar Holzbalken: Seit fünf Jahren will der regionale Ruderklub KST seine provisorische Steganlage am Teltowkanal, in unmittelbarer Nähe zur Kleinmachnower Schleuse, erneuern. Doch das Berliner Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA), das auch die Schleuse betreibt, gab dafür bislang keine Genehmigung. Der 17,50 Meter lange Steg liege im Gefahrenbereich der Schifffahrt, meint die Behörde. Am Montag brachte die Bundestagsabgeordneten Andrea Wicklein (SPD) die Streitparteien am Teltowkanal zusammen – dort präsentierte jeder zunächst seine Wunschlösung.
Ein kleines Modell zeigt, wie es nach den Plänen des WSA in Zukunft an der Schleuse aussehen könnte: Denn ihr Anleger für Sportboote, der im Schleusenbereich liegt, soll von bisher 15 auf 50 Meter ausgebaut werden. Grund sei der zunehmende Wassertourismus, erklärte Jörg Augsten von der Berliner Behörde. „Pro Saison fahren mittlerweile 4000 Sportboote durch die Schleuse.“ Die Freizeitkapitäne sollten sicher anlegen können. Bereits Ende September werde ein erster Teil des Wartesteges ausgebaut.
Dort gebe es zusätzlich Platz für die Ruderer: Sie könnten laut Miniaturmodell des WSA ihren Steg einfach an die ausgebaute Anlage andocken. Der Vorteil: „Beide Steganlagen würden so in einem verkehrsberuhigten Bereich liegen“, erklärte Augsten. Die Freizeitkapitäne kommen dort den großen Kähnen der Berufsschifffahrt nicht in die Quere.
Dass auch trotz der gekippten Schleusen-Ausbaupläne nach wie vor reger Verkehr herrsche, stellt Gerrit Riemer vom Berliner WSA klar: „Unter den jährlich 3000 Berufsschiffen sind auch immer wieder Schubschiffe, die ihre angehängten Ladungen einzeln durch die Schleuse bringen“. Für die Ruderer werde es dann gefährlich, wenn die großen Kähne beim Herausfahren aus der Schleuse Probleme mit ihrer Steuerung haben. „Das kommt immer mal wieder vor – und dann könnten sie direkt hier drauf fahren.“ Riemer deutet dabei einen Winkel in Richtung Ruderklub an. Besonders bei den Tankschiffen, die die Schleuse passieren, sei das ein Risiko.
Die Ruderer überzeugen die Sicherheitsbedenken nicht: Seit fast zehn Jahren hat der Ruderklub mit rund 100 Mitgliedern vor der Schleuse seinen provisorischen Steg. „Bis jetzt wurde die Sicherheit noch nie bemängelt“, sagte der Vereinsvize, Martin Beilfuß. Die Gefahr am Teltowkanal sei gering: „Schauen sie sich mal die Strömung und den Verkehr auf dem Rhein an – das ist wirklich gefährlich“, forderte er die beiden Behördenmitarbeiter auf.
In einem dicken Aktenordner hat er Dokumente der letzten Jahre gesammelt, darunter seitenweise Satellitenbilder von Wasserstraßen in ganz Deutschland. „In Hannover, Kleve und Emden sieht man deutlich, wie nah die Stege von Ruderklubs an Schleusen liegen – wieso geht das bei uns nicht?“, fragte Beilfuß.
Die 200 Meter entfernte Steganlage des Schifffahrtsamtes mitzunutzen, sei aus seiner Sicht keine Lösung: „Wir können unsere zum Teil 200 Kilo schweren Boote nicht so weit schleppen oder dorthin schieben.“ Das sei zu aufwendig. Auch der spontane Vorschlag der Behörde, am Ufer einen Unterstand für die Boote zu errichten, überzeugte den Vizechef der Ruderer am Montag nicht. „Man kann auf dem kleinen Uferweg die langen Boote schlecht rangieren.“ Das störe zudem Rad- und Fußgänger.
Verärgert über den Streit mit der Behörde sind die Ruderer vor allem deshalb, weil sie eigentlich grünes Licht haben: Vom Landkreis liegt eine Genehmigung vor. Selbst das WSA, dem ein solches Vorhaben nur angezeigt werden muss, hatte innerhalb der gesetzlichen Frist nicht widersprochen. Der fehlende Widerspruch lag, wie jetzt bekannt wurde, jedoch nur daran, dass das Amt die Frist versäumte. „Daraufhin haben sie uns erklärt, dass schon unser provisorischer Steg vertragslos errichtet wurde“, berichtete Beilfuß verärgert. Denn für den Steg im Vorhafen der Schleuse bestehe nicht nur eine Anzeigepflicht. Man bräuchte einen Nutzungsvertrag, den das WSA aufgrund der Sicherheitslage nicht abschließen will, so der Vizechef des Ruderklubs. Der Fall wird derzeit vor dem Potsdamer Amtsgericht verhandelt.
Um die Gemüter vor Ort etwas zu beruhigen, hat Schlichterin Andrea Wicklein am Montag einen Vorschlag eingebracht, der nun vom Schifffahrtsamt geprüft werden soll: Demnach könnte der neue Vereinssteg durch schützende Metallpfähle gesichert werden. Eva Schmid