PNN 25.6.13

Die Ochsenzungen und der Urweltmammutbaum

von Eva Schmid

 

Ein neu gestalteter Naturlehrpfad in Kleinmachnow erzählt vom Reichtum des Bäketals

Kleinmachnow - Gelbe Königskerzen, rosa farbene Grasnelken und blaue Ochsenzungen. Ein buntes Blumenmeer aus dem es zwitschert und zirpt. Gleich hinter der Kleinmachnower Bäke brummen laut die Lastkraftwagen auf der Potsdamer Allee vorbei. Den Kleinmachnower Biologen und Umweltschützer Gerhard Casperson stört das nicht.

„Es ist ein bisschen wie im Spreewald hier“, sagt Casperson, Mitinitiator des Fördervereins „Landschaftsschutzgebiet Buschgraben/Bäketal“. Er zeigt auf eine Schwarzerle, um deren Äste sich dicke Lianen einer Hopfenpflanze ranken.

„Wir wollen auch noch einen Lageplan herausbringen und weitere Tafeln aufstellen“, kündigt Casperson an. Bisher seien nur die Gehölze gekennzeichnet; der Rest blüht und wächst unerwähnt vor sich hin. „Für mehr hat die Kraft der Ehrenamtlichen und das Geld nicht ausgereicht“, so der Biologe. Insgesamt 2400 Euro habe die Erneuerung des Pfades gekostet, sagt Rathaussprecherin Martina Bellack. Der Lehrpfad sei vor allem für Kitagruppen und Schüler gedacht, erklärt Casperson. Mit der Erneuerung wolle man aber auch die Verwaltung in die Verantwortung nehmen. „Sie dürfen nicht vergessen, dass das Bäketal ein wertvolles Stück Natur ist“, mahnt der 83-jährige Naturschützer. Die Gemeinde komme einmal pro Jahr für die Pflege auf. „Eigentlich müsste mehr gemacht werden“, mahnt Casperson. Nur in Kleinmachnow sei noch etwas von der Bäke übrig. Streckenweise wurde der Teltowkanal in das Bachbett gebaut.

Wenn der ehemalige Gemeindevertreter vom Bäketal erzählt, wird klar, wie sehr er mit dem Ort verbunden ist. Er kennt nicht nur die Geschichte einzelner Bäume, sondern auch die Geschichte des Ortes. „Die Festwiese ist eigentlich mit der Wiederinbetriebnahme des Teltowkanals nach dem Krieg in den 80er-Jahren entstanden.“ Um den Kanal wieder schiffbar zu machen, musste Kriegsmaterial geborgen und der Kanal ausgebaggert werden. Der Schlamm wurde in das naheliegende Erdreich gepumpt. Die so entstandene Wiese sollte in der DDR als Paradeplatz für die Maifeier dienen. „Um es dort hübscher zu machen, wurden in den 80er-Jahren auch exotische Bäume gepflanzt.“ Doch bei der Parade geschah das Unglück: „Je mehr die marschierten, umso stärker kam das Wasser aus dem Boden hoch.“ Selbst die Schaubuden versanken im Schlamm. „Alle haben nasse Füße bekommen“, ganz umsonst habe man in die große Tribüne investiert. Der damals angelegte Rundweg und die Bäume waren indes eine gute Investition: Die aus Nordamerika stammende Sumpfzypresse, die serbische Fichte und der 1947 als lebendes Fossil wiederentdeckte Urweltmammutbaum ergänzen bis heute die einheimischen Bäume im Kleinmachnower Bäketal.

Um das Gebiet in seiner Pracht zu erhalten, spricht sich Casperson auch gegen die aktuellen Kirchenneubaupläne aus. „Wenn die Dorfkirche und die Bäkemühle aus dem Landschaftschutzgebiet herausgenommen werden, dann wird das Bäketal entwertet.“ Eva Schmid