PNN 27.5.13
Mit einem "Masterplan Fahrrad" will Kleinmachnow den Radleranteil im Ort von 27 auf 35 Prozent erhöhen
Kleinmachnow - Kleinmachnow soll ein gut ausgebautes, gut ausgeschildertes, vor allem aber sicheres, rund 50 Kilometer langes Radverkehrsnetz bekommen. In seltener Eintracht hat die Gemeindevertretung dazu auf ihrer jüngsten Sitzung einstimmig ein 115 Seiten starkes Papier verabschiedet. Die Umsetzung dieses „Masterplans Fahrrad“ wird die Gemeinde rund 2,8 Millionen Euro kosten. Das Ziel: den Anteil des „Binnenradverkehrs“ in Kleinmachnow in den nächsten zehn Jahren von 27 auf 35 Prozent zu erhöhen. Zugleich soll die Zahl der Radverkehrsunfälle zumindest nicht ansteigen, die mit schweren Personenschäden sollen abnehmen.
Keine leichte Aufgabe, doch Kleinmachnow hat ganz gute Voraussetzungen, wie die Fachleute meinen. Selbst wenn immer noch fast die Hälfte der Einwohner auch innerorts aufs Auto setzten: Die meisten Ziele sind schnell und leicht mit dem Fahrrad zu erreichen, der Durchgangsverkehr konzentriert sich auf wenige Achsen. Darüber hinaus ist das Verkehrsaufkommen für die Lage am Rande Berlins überschaubar.
Die Verzahnung mit den Nachbarn Teltow, Stahnsdorf und Steglitz-Zehlendorf erleichtert Pendlerbeziehungen und der ÖPNV ist nicht besonders attraktiv. Andererseits konstatieren die Verkehrsplaner erheblichen Nachholbedarf für die Fortbewegung per Pedales: Kleinmachnows Radwege sind häufig zu schmal, löchrig und schlecht markiert, die Ausschilderung ist dürftig. Viele Radlerpisten, vor allem die zahlreichen Zweirichtungsradwege, sind mit den Knotenpunkten schlecht verkoppelt, die Vorfahrtsregeln an den Nebenstraßen sind oft völlig undurchsichtig. Außerdem fehlen, besonders an Schulen, schlicht die Abstellmöglichkeiten für Fahrräder.
Der Masterplan schlägt insgesamt 100 Einzelmaßnahmen vor, um die Defizite abzubauen. Allein die dringendsten Verbesserungen würden mit 1,3 Millionen Euro zu Buche schlagen. Besonders den Schülerverkehr und die Sicherheit hat man dabei im Blick. An Straßenrändern sollen Schutzstreifen markiert, Pflasterstraßen seitlich asphaltiert und Zweirichtungsradwege zum Teil aufgehoben werden. Radler sollen Querungshilfen bekommen, hohe Bordsteine abgesenkt werden. Viele der wichtigsten Einzelmaßnahmen kosten jeweils nicht mehr als 20 000 Euro. Das teuerste Projekt wäre im Zehlendorfer Damm, nördlich der Förster-Funke-Allee, umzusetzen. In Fahrtrichtung Süd soll der Geh- und Radweg zulasten des Grünstreifens verbreitert werden, in Fahrtrichtung Nord ein Schutzstreifen auf der Straße markiert werden, wobei der Geh- und Radweg weiter nutzbar bleiben soll. Die Kosten dafür werden mit 220 000 Euro beziffert.
Ein großer Stellenwert wird im Masterplan besseren Parkmöglichkeiten für Radfahrer beigemessen, besonders an den Schulen und am Kleinmachnower Freibad herrscht das Chaos. Empfehlung an die Gemeinde: künftig jedes Jahr etwa 10 000 Euro für eine neue Fahrradabstellanlage im Haushalt einplanen. Außerdem wird ein neues Fahrradwegeleitsystem aus Wegweisern und Orientierungstafeln empfohlen, 25 000 Euro würde das kosten. Und um das „Fahrradklima“ in der Kommune zu verbessern, empfehlen die Experten, geeignete Aktivitäten mit jährlich 6000 Euro zu unterstützen. Um das Thema nicht aus den Augen zu verlieren und einen Ansprechpartner zu haben, sollte die Gemeinde, so ein letzter Vorschlag des Masterplans, nach dem Vorbild anderer Kommunen einen „Fahrradbeauftragten“ benennen.
Erste kleinere Projekte des Papiers sollen schon in diesem Jahr umgesetzt werden, wie Bauamtsleiterin Barbara Neidel erklärte. Über größere werden die Gemeindevertreter separat zu beschließen haben.