PNN 25.5.13

Straßenbau auf eigene Faust Dreilindener wollen keine Sandpisten mehr

von Tobias Reichelt

 

Kleinmachnow - Das sind keine Straßen für einen Porsche, sagt Thomas Dreger. Ein Loch nach dem anderen reiht sich auf den Kleinmachnower Siedlungswegen Tannengrund, Rehwinkel und Römerbrücke. Im Sommer sind sie holprig und staubig, im Winter matschig und glatt. In sieben Jahren habe er an seinem Sportwagen drei Achsschenkel und zwei Querlenker wechseln müssen, sagt Dreger. Dann hat er in einen Smart investiert. Dessen Stoßdämpfer hielten auch nicht lange. Doch jetzt soll alles bald besser werden.

In Dreilinden kämpft eine Bürgerinitiative darum, die Sandpisten vor ihrer Haustür auf eigene Faust ausbauen zu dürfen. Während der anwohnerfinanzierte Straßenbau in Nuthetal und Teltow gang und gäbe ist, wäre das in Kleinmachnow eine Premiere. Bürgermeister Michael Grubert (SPD) zeigte sich gegenüber den PNN offen für die Idee. Allerdings würden die Anwohner dabei kaum sparen. Die Gemeinde müsste einen hohen Ausbaustandard festlegen, weil sie im Anschluss für die Instandhaltung zuständig sei.

Davon wollen sich die Dreilindener nicht abschrecken lassen. Seit Jahren hätten sie um den Ausbau ihrer holprigen Straßen gerungen, sagt Initiativensprecher Michael Ahlhorn. Nun müssten die Straßen endlich ausgebaut werden, denn so schlecht waren sie nie. Im Winter blieb sogar ein Müllauto stecken. Deshalb erkundigte er sich über den anwohnerfinanzierten Straßenausbau und wühlte auch in Archiven.

Was er dort fand, überraschte ihn: Bereits in den 30er-Jahren hatten die früheren Siedler des 1909 gegründeten Ortsteils für eine Pflasterkasse gesammelt. Knapp 15 000 Reichsmark seien zusammengekommen. Wo das Geld heute ist? Niemand weiß es. Vielleicht wurde es verbaut, alte Bilder zeigen, dass in einigen Straßen bereits Pflaster lag – dort, wo später die Berliner Mauer stand. Im Niemandsland der Grenze verschwand es. Beim Blick in die alten Kaufverträge fiel Ahlhorn auch auf, dass das Land Berlin, das bis heute Grundstücke in Dreilinden besitzt, beim Kauf der Flächen Erschließungspflichten eingegangen sei. „Eventuell müssen wir also gar nichts bezahlen.“

Das kann sich Bürgermeister Grubert nicht vorstellen. Berlin habe nie alle Grundstücke in Dreilinden entwickelt, große Teile seien bis heute Forst, die Erschließungspflicht fraglich. Aber man wolle das prüfen, auch ob es früher Pflaster gab. Das würde die Straßenausbaubeiträge senken. Immerhin haben die Dreilindener erreicht, dass nächsten Montag im Bauausschuss über ihre Straßen diskutiert wird. Dann wird sich zeigen, ob die Sandpisten zügig von den Anwohnern ausgebaut werden oder frühestens 2014 durch die Gemeinde. Tobias Reichelt