PNN 17.5.13

Es ist angebadet

von Tobias Reichelt

Die Ersten. Schüler der Klasse 6B der Kleinmachnower Steinweg-Schule waren bei der Eröffnung der Badesaison dabei.

Bei 17 Grad Wassertemperatur wurden am Donnerstag wieder Gäste im Freibad Kleinmachnow begrüßt

Kleinmachnow - Über so viel Begeisterung hätte sich Mathelehrerin Sigrid Hunger in ihrem Unterricht gefreut. Ungeduldig hüpfen der zwölfjährige Jan-Philipe und sein Freund Theo von der Steinweg-Grundschule im Kleinmachnower Freibad Kiebitzberge von einem Bein aufs andere. Mathe fällt für die 6b heute aus, dafür ist Anbaden angesagt. „Wir wollen in diesem Jahr unbedingt die ersten sein“, sagt Theo. Doch erst muss Klassenlehrerin Hunger den Eintritt bezahlen. Die Zeit scheint stillzustehen, doch dann ein kurzes Nicken von der Kasse. Mit vollem Anlauf springt Jan-Philip in das Wasser, gefolgt von Freund Theo. Es platscht, es spritzt. Die Freibadsaison ist eröffnet.

Am Donnerstagmorgen hat Schwimmmeister Rainer Prager die Becken an den Kiebitzbergen freigegeben. Wegen des langen und kalten Winters mussten die Badefreunde mehr als zwei Wochen länger auf den Badestart warten. Traditionell wird der schon seit Jahren am 1. Mai das Freibad eröffnet. Doch noch im April blockierten Schnee und Eis die Aufräum- und Wartungsarbeiten auf dem Gelände. Mit dem gestrigen Sonnentag und 27 Grad im Schatten hätte die Saison aber nicht besser beginnen können.

In den Becken badet es sich derzeit bei nur 17 Grad noch ein bisschen frisch, sagt selbst Bademeister Prager. Andererseits: „Als Kinder hat uns das nicht gestört.“ Die Menschen seien eben nicht mehr abgehärtet, haben plötzlich Heizungen im Schlafzimmer und warten viel zu lange, bis das Wasser in den Becken 25 Grad erreicht hat. Aber das könnte im Freibad schon am Sonntag so sein. Bis dahin soll die mehr als 20 Jahre alte und schon wieder defekte Solaranlage auf dem Dach repariert werden. Wenn die Sonne scheint, kann die Temperatur dann innerhalb eines Tages im Wasser um fünf Grad steigen, sagt Prager.

Der lange Winter habe seine Spuren im Freibad hinterlassen. Der Beton an den Überlaufrinnen der Becken war abgeplatzt und mehr Fliesen als sonst abgefroren. Alles wurde repariert, vorerst provisorisch. Denn das 1976 erstmals eröffnete Bad am Teltowkanal steht vor der Sanierung. Im April hatten die Bürgermeister von Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf einen Gesellschaftervertrag zur Gründung einer Freibad GmbH unterzeichnet. Zuvor war das Freibad allein von der Gemeinde Kleinmachnow unter Regie der gemeindeeigenen Wohnungsgesellschaft Gewog betrieben worden.

Die neue Gesellschaft soll sich der Sanierung des Freibads annehmen. Über den Zeitraum von fünf Jahren wollen die drei Gesellschafter jährlich eine Million Euro zusätzlich zum Betriebskostenzuschuss von rund 400 000 Euro bereitstellen. Noch in diesem Jahr sollen die ersten Beschlüsse auf den Weg gebracht werden. Gebaut werde außerhalb der Saison vom Herbst 2014 an – in fünf Jahren soll die Sanierung abgeschlossen sein. An Öffnungszeiten und Eintrittspreisen soll sich nichts ändern. Badegäste werden montags bis samstags von 7 bis 19 Uhr und sonntags von 9 bis 19 Uhr erwartet. Erwachsene zahlen vier, Kinder und Jugendliche im Alter von zwei bis 17 Jahren 2,50 Euro.

Im vergangenem Jahr lockte das Freibad rund 70 000 Besucher an, etwas weniger als notwendig, um schwarze Zahlen zu schreiben. Dafür wurde an einem heißen Sommertag der Rekord von 6000 Gästen geknackt, sagt Schwimmmeister Prager. Viele seiner Gäste kämen aus dem Süden Berlins, einige sogar aus Berlin-Mitte, weil sie in Kleinmachnow die Ruhe und die Natur genießen.

Auch Psychotherapeutin Christiane Quent-Renfordt will mit dem Start der Saison wieder jeden Morgen aus Zehlendorf kommen, um sich im Bad zu erfrischen. Seit dem Fall der Mauer sei sie regelmäßig hier, sagt die grauhaarige Berlinerin. „Für mich ist das die pure Lebensfreude“ – die sich zu einer Sucht entwickelt habe. Nach eindreiviertel Bahnen steigt sie aus dem Wasser. Man müsse aufhören, bevor man friert. Aber: „Das Wasser ist erfrischend, nicht kalt“, sagt sie.

Derweil lassen die Sechstklässler Jan-Philipe und sein Freund Theo die Wellen weiterwogen. Saltos, Köpper, Hechtsprünge, Bomben und Bauchklatscher. Kaltes Wasser? Von wegen, sagt Theo. „Wir sind Fans vom Freibad!“

Spätestens am 8. Juni wollen sie wiederkommen. Dann lädt der Förderverein des Bades zum Familienfest ein. Der Eintritt ist frei.