PNN 4.5.2013

Am Wasser radeln und gucken

von Tobias Reichelt

Kleinmachnow gibt weiteres Teilstück des Radwegs am Teltowkanal frei

Kleinmachnow – Tritt für Tritt nähert sich Peter Ernst seinem Ziel. Auch mit 80 Jahren hat es sich der Stahnsdorfer Naturschützer nicht nehmen lassen, zur Eröffnung eines neuen Wegestücks in der Teltowkanalaue mit dem Rad anzureisen. „Ganz schöne Steigungen“, pustet Ernst, als er seinen silbernen Drahtesel quietschend vor Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert (SPD) stoppt. Aber ansonsten fahre sich die Strecke von der Friedensbrücke bis zur Rammrathbrücke wunderbar, sagt Ernst. „Immer am Wasser entlang, und man kann schön gucken.“

Am Freitag wurde in Kleinmachnow das neue 800 Meter lange Teilstück des Rad- und Wanderweges am Ufer des Teltowkanals eröffnet. Der zwei Meter breite, gut gewalzte Splittweg ist Bestandteil einer 19 Kilometer langen Strecke, die einmal durchgehend Potsdam und Berlin auf beiden Kanalseiten verbinden soll. Noch gibt es viel Flickwerk– besonders in Teltow und Stahnsdorf gibt es viel zu tun – aber in Kleinmachnow ist man dabei, die letzten Lücken zu schließen.

„Wir sind schon sehr weit“, sagte Bürgermeister Grubert mit einem Glas Sekt in der Hand. 100 000 Euro hat die Gemeinde für dieses Wegestück ausgegeben, das vom kommunalen Bauhof angelegt wurde. Auch zwei Bänke wurden aufgestellt. Im November hatten die Arbeiten begonnen. Zuvor führte hier nur ein Trampelpfad durch das Gebüsch und am NH-Hotel vorbei. Nun können Radler im sicheren Abstand vom Ufer radeln. Schon seit Dienstag wurden die ersten Tester gesichtet, Schüler nutzen die Strecke auf dem Weg zum Weinberg-Gymnasium oder dem Hoffbauer-Campus.

Wanderwart Wolfgang Hirte zeigte sich entzückt. Der neue Weg sei eines der schönsten Teilstücke am Ufer. Nun müssten noch die Hinweisschilder ausgerichtet werden. Um nicht zu viele Bäume fällen zu müssen, haben die Planer etliche Kurven gebaut. An der Rammrathbrücke endet die Strecke derzeit. Erst wenn die Brücke saniert ist, soll der Weg unter ihr fortgeführt werden. Bis dahin muss man einen kleinen Umweg in Kauf nehmen, um auf der anderen Straßenseite zurück auf den Kanalweg zu gelangen.

Schon im vergangenen Jahr hatte Kleinmachnow ein 750 Meter langes Wegstück am Campingplatz Dreilinden ausgebaut, ein ehemaliger Kolonnenweg der Grenztruppen. In Richtung Potsdam endet der Asphaltweg jetzt noch auf einer Sandpiste, auch das soll sich ändern. Es gebe Pläne, die gut einen Kilometer lange Lücke in Richtung Westen schrittweise auszubauen, sagte Jörg Ernsting, Fachdienstleiter für Stadtplanung in Kleinmachnow. Auch für den Anschluss in Richtung Osten gibt es Pläne. Letzter heikler Punkt sei dann der Abschnitt an der Schleuse. Radler müssen hier bislang weit entfernt vom Wasser fahren. Das wird so bleiben, bis man sich mit den privaten Eigentümern einig ist.

Auch auf der südlichen Uferseite – in Teltow und Stahnsdorf - braucht es noch Geduld, bis die Trampelpfade einem glatten Radweg weichen. Der Haken hier seien die steileren Uferböschungen, sagt Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD). Bislang habe man noch keine bauliche Lösung gefunden. Vorrangig sei der Bau der geplanten Marina an der Altstadt. Von dort soll das Radwegenetz am Teltowkanal erschlossen werden.

In Stahnsdorf wird indes schon geplant. Der Vorentwurf für den Bebauungsplan eines Geh- und Radweges am Südufer liegt vor, sagt Bürgermeister Bernd Albers (BfB). Mit den Flächeneigentümern sei man sich einig. Bevor gebaut werden kann, muss der Naturschutz aber noch prüfen. Frühestens in zwei Jahren könnten die Arbeiten beginnen. Ist auch dieses Teilstück fertig, wäre der Weg frei, um von der Schleuse auf der Südseite des Teltowkanals bis zum Griebnitzsee in Potsdam zu radeln.

„Schritt für Schritt“ wird das was mit dem Weg, sagt Peter Ernst, als er wieder auf seinen Drahtesel steigt. Er hat die Hoffnung nicht aufgegeben, noch selbst mit dem Rad von Potsdam bis Berlin fahren zu können, immer am Teltowkanal entlang auf durchgehend glatten Wegen. Tobias Reichelt