PNN 16.4.13
Aktion "Autofreie Schulen Kleinmachnow" ist erfolgreich an sechs Schulen gestartet
Kleinmachnow - Mit Helm und roten Backen radeln zwei Jungs den Seeberg zur Internationalen Schule hinauf. Sie sind außer Puste. Vor ihnen radelt ihre Mutter. Elke Paterson ist stolz auf ihre Söhne: „Wir kommen aus Zehlendorf und haben sechs Kilometer hinter uns.“ Für die Aktion „Autofreie Schulen Kleinmachnow“, die am Montag an sechs Kleinmachnower Schulen für eine Woche gestartet ist, hat Familie Paterson das Auto gegen das Rad getauscht.
Mit der Aktionswoche soll die teilweise chaotische Verkehrssituation vor der Internationalen Schule, der Eigenherd- und Steinwegschule, der evangelischen Hoffbauer-Grundschule und der Waldorfschule entspannt werden. Normalerweise drängeln sich dort morgens oft Hunderte Eltern, Kinder und Lehrer zwischen Autos hindurch zu den Schuleingängen, beschreiben die Initiatoren der Woche von der Kleinmachnower Lokalen Agenda 21 die Situation. Rücksichtsloses Verhalten, unerlaubtes Halten und Wenden mit dem Auto seien keine Seltenheit. Auf dem Seeberg würde es sich häufig bereits an der Ecke Förster-Funke-Allee / Adolf-Grimme-Ring stauen.
Das Chaos blieb am Montagmorgen ausnahmsweise aus: Um kurz vor acht Uhr gehörte die Straße Am Hochwald den Radfahrern. Zu viert konnten die älteren Grundschüler nebeneinander fahren, ohne auf den Verkehr achten zu müssen. Die jüngeren Schüler stapften in kleinen Gruppen auf dem Gehweg die Anhöhe hinauf. Innerhalb kürzester Zeit waren die wenigen Radständer vor der Seeberg-Grundschule belegt. Auch für viele Eltern war am Montagmorgen einiges anders: Statt sich aus dem Auto herauszuwinken, gab es einen kurzen Handschlag auf dem Gehweg.
Mit der Aktionswoche wollen die Agendavertreter den Schulweg für die „schwächsten“ Verkehrsteilnehmer, die mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs sind, sicherer machen. Wie gefährlich die Schulwege sind, zeigen die Zahlen des jüngsten Kinderunfallatlas. Im Landkreis verunglückten von tausend Kindern jährlich etwa 3,44 Kinder. Besonders gefährdet sind laut Daten der Bundesanstalt für Straßenwesen radelnde Kinder und Kinder als Beifahrer im Auto.
Viele Kleinmachnower Eltern begrüßten die autofreie Woche. Dennoch stößt die Aktion auf unterschiedliche Reaktionen. Jens Müller, der seinen Sohn auch bei Regen mit dem Fahrrad zur Seeberg-Grundschule bringt, ist skeptisch, ob sie Erfolg haben wird: „Wenn es nur 20 Prozent der Eltern einhalten, dann ist das schon gut.“ Generell findet er autofahrende Eltern rücksichtslos. Die vielen Autos auf der engen Straße Am Hochwald seien gefährlich für Fußgänger und Radfahrer.
Anders sieht es eine Mutter, deren Tochter in die zweite Klasse geht. Die Straße sei wegen der Schlaglöcher ein Tabu, mit dem Fahrrad würde sie ihre Tochter dort nicht fahren lassen. Zudem wohne die Familie zu weit weg, um autofrei zur Schule zu kommen. Auch für andere Eltern ist der weite Schulweg der Hauptgrund, weswegen man auf das Auto nicht verzichten könne.
Auch dafür bietet die Aktionswoche eine Lösung: Eltern, die mit dem Auto kommen, werden an ausgewiesenen Haltestellen, sogenannten Drop-Off-Zonen, die einige Meter von der Schule entfernt sind, angehalten und gebeten, die letzten Meter mit dem Kind zur Schule zu laufen. Das zeigt Wirkung. Die parkende Fahrzeugreihe am Straßenrand des Adolf-Grimme-Rings wird immer länger. Und keiner ärgert sich, keiner ist in Hektik, keiner will aus der Reihe tanzen.
Nur vereinzelt fahren dunkle Limousinen direkt vor den Eingang der Internationalen Schule. Aus gutem Grund: „Wir haben hier auch Schüler, die Personenschutz haben. Die werden weiterhin vorfahren“, erklärt der Leiter der Internationalen Schule, Peter Kotrc. Der Pförtner habe Montagmorgen dennoch nur 45 Autos gezählt. „Das ist ein Viertel von dem, was wir sonst haben.“
Auch an Steinweg-, Eigenherd- und evangelischer Grundschule verlief der Montagmorgen nahezu autofrei. „Wir wünschen uns, dass diese Aktion einen bleibenden Effekt hat“, sagt die stellvertretende Leiterin der Eigenherdschule Karen Korge. Den Erfolg am Montagmorgen führt die Schulleiterin darauf zurück, dass die Eltern vorab sehr gut informiert und zum Teil eingebunden worden sind.
Mit dem ersten Aktionstag ist der Sprecher der Lokalen Agenda, Peter Sahlmann, sehr zufrieden. Er hofft, die Eltern zum Umdenken anzuregen. Für die Zukunft wünscht sich die Lokale Agenda, so Sahlmann, eine Einbahnstraße im Adolf-Grimme-Ring, um die Schulzufahrt sicherer zu machen.