PNN 13.4.13
Kleinmachnow als Projektkommune vorgesehen. Autos, Fernseher oder Laptops können markiert werden
Kleinmachnow - Einbrecher fühlen sich wohl in Kleinmachnow. Seit vielen Jahren zählt die Kommune zu den von Wohnungseinbrüchen und Autodiebstählen am stärksten betroffenen Orten im Bereich der Polizeiinspektion Potsdam. Mit hochmodernen Farbklecksen will die Polizei die Täter nun gezielt abschrecken. Künstliche DNA, aufgetragen auf Fernsehern, Laptops, Uhren, Schmuck, Fahrrädern und auch Autoteilen, soll künftig helfen, die Diebe zu überführen. Vorausgesetzt, das Diebesgut fällt der Polizei bei Kontrollen in die Hände.
Am Donnerstagabend informierte der Leiter des Projektbüros „Künstliche DNA“ der Polizei, Ulrich Jobst, in der Gemeindevertretersitzung über das geplante Präventionsprogramm. Geht es nach dem Willen der Polizei, soll Kleinmachnow eine von 15 Projektkommunen in Brandenburg werden, in denen die künstliche DNA in möglichst vielen Haushalten zum Einsatz kommt. Mithilfe der Gemeinde sollen Anwohner auf Versammlungen informiert und zu guter Letzt auch Straßenschilder die Einbrecher warnen. Bürgermeister Michael Grubert (SPD) kündigte bereits an, das Projekt unterstützen zu wollen.
In anderen Brandenburger Kommunen funktioniert das bereits sehr gut, berichtete Ulrich Jobst. So hätten Diebe bei einem Einbruch in einer Lackiererei in Prenzlau (Uckermark) zahlreiche hochwertige Geräte stehen lassen. Sie waren mit der künstlichen DNA markiert. Vermutlich haben die Warnaufkleber auf den Geräten die Diebe abgeschreckt, sagte Jobst. „Die Täter hätten sie mitnehmen können, haben es aber nicht gemacht.“ In Wittenberge (Prignitz) soll die durchsichtige Flüssigkeit in einer Tankstelle zum Einsatz kommen. Wird bei einem Überfall die Kasse leergeräumt, setzt sich eine Art Farbdusche über der Tür in Gang. Die flüchtenden Räuber werden beim Verlassen unbemerkt mit einem feinen Nebel der Flüssigkeit markiert. Noch Wochen später lässt sich die unsichtbare Farbe mithilfe von Schwarzlicht erkennen und die Täter so überführen.
In Polen werden mit der Hightech-Farbe sogar sakrale Gegenstände, wie Kerzenständer oder Figuren, markiert. Winzige in der bei Tageslicht durchsichtigen Farbe eingeschlossene „Microdots“ mit einzigartiger Nummer sollen die Ermittler direkt zum wahren Besitzer der gestohlenen Schmuckstücke, elektronischen Geräte und auch Autos führen. Die Hoffnung ist, dass es erst gar nicht zum Diebstahl kommt, so Polizist Jobst.
Allein im vergangenen Jahr wurden in Kleinmachnow 33 Autos gestohlen und 97-mal in Häuser eingebrochen (2011: 91). 54-mal kamen die Täter gezielt in den Tagesstunden, während die Hauseigentümer abwesend waren. Rund 23 Prozent aller Einbrüche konnte die Polizei aufklären. Wie berichtet gab es im vergangenenen Jahr in vielen Kommunen einen teils erheblichen Anstieg der Einbruchszahlen. So folgen die Nachbarn Teltow und Stahnsdorf in der Polizeistatistik mit 66 und 53 Einbrüchen. Damit liegt die Region Teltow an der Spitze. In den drei Kommunen gab es insgesamt mehr Einbrüche als in Potsdam (212). Nach Erkenntnissen der zuständigen Polizeidirektion West sind es vor allem mobile, überregional agierende Banden, die durch die Gemeinden ziehen.
Immer wieder tauchen deren gestohlene Gegenstände an der Grenze oder in Berlin auf, sagte Jobst. Doch fast niemand kann die Fernseher, Laptops oder den Schmuck eindeutig der Tat und dem eigentlichen Besitzer zuordnen. Mit der künstlichen DNA soll sich das ändern.
Das Prinzip ist einfach und ähnelt dem einer Fahrrad-Codierung. Über Internet können sich die Anwohner mit der Hightech-Farbe versorgen. Etwa 90 Euro kostet ein Set samt Aufklebern, die Diebe abschrecken sollen. Mit einem Wattestäbchen kann die chemisch hergestellte DNA auf die entsprechenden Gegenstände aufgetragen werden. „Das verändert die Ästhetik der Objekte nicht“, verspricht Jobst. Anschließend müssen die Hausbesitzer ihren Farbcode nur noch über Internet auf einem Server abspeichern, auf den auch die Polizei Zugriff hat.
Wird dann eine wertvolle Uhr oder ein Auto gestohlen, braucht die Polizei nur mit einer Schwarzlichtlampe das Objekt ableuchten. Leuchtet es lila zurück, können die Ermittler den Farbcode der künstlichen DNA ganz einfach über Internet abgleichen. So können die gestohlenen Gegenstände zurück zu ihren Besitzern kommen und die Täter hinter Gitter.