PNN 15.3.13
Kleinmachnows Seniorenbeirat schlägt Alarm: Im Ort gibt es zu wenig Wohnangebote für alte Menschen.
Kleinmachnow / Teltow - Kleinmachnow altert: Bis zum Jahr 2030 wird sich die Zahl der Senioren im Ort beinahe verdoppeln. Mehr als jeder dritte Kleinmachnower wird dann älter als 65 Jahre sein, sagt Herbert Franke. Der Vorsitzende des Seniorenbeirats schlägt Alarm: Schon jetzt sind Wohnangebote für Ältere rar. Etliche Alteingesessene haben ihre Heimat verlassen müssen. Die Senioren sehen die Kommune und die gemeindeeigene Wohnungsgesellschaft in der Pflicht, sich dem Problem anzunehmen.
„In Kleinmachnow wurde viel für junge Familien getan“, sagt Herbert Franke. Jetzt sei es an der Zeit, dass auch an die Senioren gedacht werde. Viele von ihnen leben in Einfamilienhäusern, die nicht barrierefrei sind. Wenn auch die eigenen Kinder weit weg wohnen, wird es schwierig mit der Hilfe. Oft bleibt nur der Umzug – mangels Alternativen – in eine andere Stadt.
Zwar will die Wohnungsgesellschaft Gewog noch im Frühjahr mit dem Bau dreier seniorengerechter Dreigeschosser in der Heinrich-Heine-Straße beginnen, aber: „Allein 52 neue Wohnungen reichen nicht“, sagte Franke. Denn schon bevor der erste Spatenstich getan ist, liegen fast 200 Anmeldungen vor. Über die Hälfte der Bewerber werden kein Glück haben. So viel ist klar.
Doch das ist nicht das einzige Problem: 400 000 Euro schießt die Gemeinde für die drei Neubauten dazu, die bis zum Sommer 2014 entstehen sollen. So soll die Miete sinken. Ursprünglich war der Zuschuss jedoch doppelt so hoch. Noch im Jahr 2008 – vor den Kommunalwahlen – hatte die Gemeinde das Geld bewilligt. Nun fehlt es: Die Netto-Kaltmiete für die Neubauten soll bei 8,50 Euro pro Quadratmeter liegen. Hinzu kommt eine monatliche Pauschale von 70 bis 120 Euro, von der ein bis zwei Hilfskräfte bezahlt werden. Sie sollen den Rentnern zur Seite stehen, bei Behördengängen oder bei kleinen Arbeiten. So könnten sie die Gardinen zum Waschen abnehmen oder ein Einwegglas öffnen.
Ein Angebot, auf das die Senioren nicht verzichten wollen, sagt Franke. „Wir sind dankbar, dass es solch einen Service geben soll.“ Es ermögliche den Älteren, selbstbestimmt zu leben. Andernfalls bleibe nur der Weg in ein Pflegeheim.
Doch die Miete und den Zuschlag für die Hilfskräfte wird sich nicht jeder leisten können. Zudem bleibt das Platzproblem. Deshalb fordert der Seniorenbeirat von der Gewog, eigene Wohnbauten für Senioren umzurüsten. Doch das ist schwierig, sagt Gewog-Chef Carsten Fischer. Einige Wohnblöcke wurden bereits renoviert, Potenzial für weitere sieht er nicht. „Wir haben keine freien Flächen für neuen Geschosswohnungsbau.“ Auf dem letzten Grundstück, das die Gewog für Senioren reserviert hatte, soll eine Grundschule entstehen. „Es wird für einige darauf hinauslaufen, dass sie wegziehen müssen.“ Zum Beispiel nach Nuthetal oder Stahnsdorf. Auch Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert (SPD) kennt die Forderung der Senioren. Er spricht von einer Aufgabe für die Zukunft. „Wir machen, was wir schaffen.“
Für Herbert Franke ist das zu wenig: Fast zehn Jahre wurde über die drei Neubauten geredet, bis sie nun endlich gebaut werden. So lange dürfe es nicht nocheinmal dauern.
Indes ist in Teltow ein Seniorenwohnprojekt wieder aufgegeben worden. Schon seit Monaten wirbt an der Iserstraße ein Schild für den Bau einer neuen, seniorengerechten Anlage – 154 Wohnungen waren dort geplant. Jetzt hat sich das Unternehmen, die Heldbau, von dem Projekt auf dem Gelände des früheren Geräte- und Reglerwerks zurückgezogen. Wie ein Mitarbeiter gegenüber den PNN erklärte, soll das fünfgeschossige Haus in den nächsten Wochen verkauft werden. Das Unternehmen verabschiede sich damit von den Plänen für die Seniorenanlage. Einen Grund für die Entscheidung wurde nicht genannt, auch nicht der interessierte Käufer.