PNN 7.3.13

Kinderbetreuung in Mittelmark Das große Krabbeln kann beginnen

von Tobias Reichelt

Platz für die Kleinen. Viele Kitas sind in Potsdam-Mittelmark ausgebaut und saniert worden. Foto:

Ab August gilt der Kita-Platz-Anspruch: Die Kommunen in Potsdam-Mittelmark sehen sich gerüstet. Allerdings auch deshalb, weil es das Betreuungsgeld gibt - und einige Eltern ihre Kinder damit selbst betreuen.

Potsdam-Mittelmark - Eltern in Potsdam-Mittelmark müssen keinen Engpass bei Kitaplätzen befürchten. Die Kommunen im Kreis sehen sich für den ab 1. August geltenden Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab einem Jahr gut gerüstet. Ob in Kindergärten oder bei Tageseltern: Die Kleinen werden versorgt sein, sagte auch Landrat Wolfgang Blasig (SPD) am Mittwoch in Bad Belzig. Grund dafür sind nicht nur neue Einrichtungen, sondern auch das von der schwarz-gelben Bundesregierung beschlossene Betreuungsgeld. Einer Studie nach, auf die sich das Landratsamt bezieht, könnten bis zu einem Viertel der Eltern, die ihre Kinder jetzt noch betreuen lassen, dann darauf verzichten. Es soll ebenfalls ab August gelten.

Behält die Studie recht, könnten im Kreis rechnerisch 857 Betreuungsplätze frei werden, sagte Regina Thinius, die für Kitas zuständige Fachdienstleiterin im Landratsamt, den PNN. Ob dieses Szenario eintreffe, sei aber schwer einzuschätzen. Erste Erfahrungen gebe es in Thüringen. Dort gilt die Betreuungsprämie seit 2006. Einer Studie des Bonner Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) nach seien nach Einführung knapp 20 Prozent der Zweijährigen aus den Kindergärten herausgenommen worden. Die Heidelberger Universität geht in einem Gutachten zum Betreuungsgeld sogar von den erwähnten 25 Prozent aus. Beide Studien belegten, dass nicht nur die ganz Kleinen aus der Kita herausgenommen werden, sondern auch ihre älteren Geschwister.

Bislang ist die Betreuungsquote im Landkreis mit 77 Prozent recht hoch: Von 3429 Kindern im Alter von ein bis drei Jahren wurden zum Stichtag im vergangenen Sommer 2656 betreut. Die Zahl könnte ab August schrumpfen, so Thinius. Gleichzeitig werden aber drei neue Kindergärten eröffnet, zwei in Teltow und einer in Michendorf, macht 191 weitere Plätze. Im letzten Jahr öffneten zudem neue Kitas in Werder und Nuthetal. „Mit diesen Plätzen und unter Berücksichtigung der Einführung des Betreuungsgeldes wird von einer bedarfsgerechten Betreuung ausgegangen“, so Thinius. Alle Eltern sollen einen Kita-Platz finden, den sie in 30 Minuten erreichen können. Lediglich zeitlich begrenzte Engpässe seien in einigen Kommunen nicht auszuschließen.

Auch die Kommunen sehen dem Rechtsanspruch gelassen entgegen: „Ich denke, dass es bei uns kein Problem wird, Kinder unterzubringen“, sagte Anja Knoppke, Fachbereichsleiterin für Schule und Soziales im Stahnsdorfer Rathaus. Zwar seien die Kitas im Ort fast voll – zum 30. Juni ist nur noch ein Platz frei. Reserven gebe es aber bei Tagesmüttern. Da die Betreuungsquote bei den ein- bis dreijährigen Kindern im Ort schon bei 82,5 Prozent liege, rechnet man auch hier nicht mit einem Ansturm der Eltern.

So sieht das auch Solveig Haller, Chefin des Teltower Kitaeigenbetriebs. „Jeder wird einen Platz bekommen.“ In der Iserstraße eröffnet Mitte Mai eine neue Kita, ab August gibt es zudem eine 24-Stunden-Einrichtung an der Mahlower Straße. In Kürze soll außerdem ein Interessenbekundungsverfahren für eine weitere Kita gestartet werden. Auch habe man eine Umfrage unter Teltower Eltern gemacht, viele wollen statt einer Kita lieber flexible Betreuungsangebote nutzen wie Eltern-Kind-Gruppen. Deshalb werden auch solche Angebote in der Stadt verstärkt, sagte Haller.

In Kleinmachnow endet die Antragsfrist für Eltern, die auf der Suche nach einem Kitaplatz sind, bereits Ende März. „Wir gehen davon aus, dass wir alle Kinder in Betreuung bringen können“, sagt Kitaverbundschefin Susanne Feser. Einige Eltern hätten aus Sorge um einen Platz schon Anträge gestellt, bevor das Kind auf der Welt sei. Das sei zu früh.