PNN 7.3.13
Kultraum und "Die Brücke" stellen Konzept für Zehlendorfer Damm 200 vor
Kleinmachnow - „Mit einem Stuhl fing alles an“, erinnert sich Christiane Heinke. Wer im Kleinmachnower Kultraum den Künsten von Sängern oder Kabarettisten folgen wollte, musste in der Anfangszeit noch selbst für sein Sitzmöbel sorgen. „Vier Jahre ist das her“, sagt Heinke – zahlreiche Gäste haben die Wohnzimmer-Atmosphäre im Kapuzinerweg genossen. So langsam wächst die eigeninitiierte Kulturstätte jedoch aus ihren Kinderschuhen. In einer anderen Bleibe soll sie nun das Laufen neu erlernen.
Gemeinsam mit dem Kleinmachnower Kunstverein „Die Brücke“ wollen die Initiatoren des Kultraums das denkmalgeschützte Landarbeiterhaus am Zehlendorfer Damm 200 mit Kunst und Kultur erfüllen. Am Dienstagabend wurde ihr Konzept im Sozialausschuss vorgestellt. Die Resonanz bei den Gemeindepolitikern war positiv. Schon im Sommer könnte es losgehen. Einige sprachen sich sogar für einen weiteren Ausbau des Gebäudes aus.
Das 1903 errichtete Wohnhaus am Zehlendorfer Damm steht seit 2007 leer. In den vergangenen Jahren fanden im Erdgeschoss immer wieder einzelne Veranstaltungen statt – ein dauerhafter Betrieb war aufgrund des baufälligen Zustands nicht möglich. Im Sommer beschloss die Gemeinde deshalb eine Notsanierung. Insgesamt flossen 110 000 Euro zur Herstellung eines barrierefreien Zugangs, den Einbau von Sanitäranlagen und einer Küche. Außerdem sollen die Außenanlagen mit Parkplätzen und Fahrradständern neu gestaltet werden. Bis Mai könnten die Arbeiten abgeschlossen sein. Eine Kostenschätzung für eine grundlegende Sanierung des Gebäudes inklusive einer Remise im Garten und zum Beispiel eines Cafés beläuft sich auf rund 1,3 Mio Euro.
„Ein ferner Traum“, wie Rainer Ehrt sagt. Der Kleinmachnower Grafiker und Cartoonist ist im Vorstand des Kunstvereins. Seit Jahren haben sich Kultraum und „Die Brücke“ um das Haus beworben. Jetzt scheinen sie am Ziel und wollen nicht darüber hinausschießen. Eine grundlegende Sanierung könnte das Konzept gefährden. „Die Geschichte soll zu sehen bleiben.“ Zwar wurde im Haus renoviert, aber eben nur notdürftig. So scheinen an einigen Stellen noch immer die acht bis zehn Schichten Tapeten hervor, die die Vorbesitzer hinterlassen haben. Ein Haus mit Charme, ein Rohdiamant für die Kunst, sagt Ehrt. Der „wildromantische Ort in der Nähe zu Berlin“ soll Vertreter der zeitgenössischen Kunst aus ganz Deutschland anlocken.
Kultraum und Kunstverein wollen das Haus vorrangig nutzen und führen. An den Wochenenden soll es für Ausstellungen geöffnet sein. Zu etwa sechs Terminen im Monat lädt der Kultraum in den neu entstandenen Saal ein. Das Haus selbst bliebe in der Hand der Gemeinde, auch andere Vereine sollen es nutzen können, erklären Ehrt und Heinke. Eine Jury könnte über die Inhalte beraten, diese sollten sich am Profil des Hauses orientieren. Die Gemeindevertreter können in den nächsten Wochen über den Vertrag abstimmen. „Wir können jederzeit umziehen“, sagt Heinke. Und auch die Stühle bringen sie dann mit. Tobias Reichelt