PNN 1.3.13

 

In Teltow wird es eng

von Eva Schmid

Heiß begehrt: Sechs Monate Wartezeit für eine Mietwohnung in Teltow.

Jährlich 600 neue Einwohner: SPD warnt vor Mietpreisspirale

Teltow - Das Ringen um bezahlbaren Wohnraum wird sich in Teltow und den Nachbarkommunen Stahnsdorf und Kleinmachnow verschärfen. Grund ist der Wohnungswettbewerb in den großen Nachbarstätten Berlin und Potsdam, erklärte die Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein (SPD) bei einer SPD-Veranstaltung zum Thema Wohnraumpolitik am Mittwochabend in Teltow. „Die Verdrängung auf dem angespannten Berliner und Potsdamer Wohnungsmarkt wird den Druck in der Region erhöhen.“ Die Folge dieser Entwicklung seien Mietsteigerungen um fast 25 Prozent in den letzten fünf Jahren. Durch mangelnden Wohnungsneubau würde sich die Lage weiter verschärfen, warnte Wicklein.

Besonders in Teltow spitzt sich die Situation zu: „Der Wohnungsmarkt ist sehr angespannt“, bestätigt Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) gegenüber den PNN. Der Bedarf an neuen Mietwohnungen sei in der Stadt sehr hoch. Schmidt schätzt, dass in den nächsten sieben Jahren weitere 4 000 Menschen in den Ort ziehen werden. Pro Jahr sind das fast 600 neue Bewohner. „Vor allem junge Familien zieht es hierher.“

Der Geschäftsführer der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft WGT, Michael Kuschel, stellt hingegen fest, dass Teltow für alle Altersschichten attraktiv ist. Die insgesamt 1 500 Mietwohnungen der WGT seien in den letzten vier Monaten stark nachgefragt worden. „Wir haben seit Jahren keinen Leerstand, jetzt werden jedoch die Wartelisten immer länger.“ Die Wartezeit für eine Wohnung habe sich vom letzten zu diesem Jahr um drei Monate verlängert und liege aktuell bei etwa einem halben Jahr. Noch in diesem Jahr will die WGT in der Paul-Singer-Straße bauen. Ein Altbau aus den 30er Jahren, der unbewohnt sei, werde abgerissen. Bis 2015 sollen 75 Wohnungen entstehen.

Das Problem mit den fehlenden Mietwohnungen will Teltows Bürgermeister indes mit viel Überzeugungsarbeit angehen: „Investoren wollen am liebsten Discounter aufstellen.“ Schmidt wolle sie nun überzeugen, dass auch der Mietwohnungsbau Rendite bringen könne. Im Gegensatz zu Teltow bietet sich in Stahnsdorf und Kleinmachnow ein anderes Bild: Die Gemeinden rechnen mit weniger Zuzug. Pauschal werden in Kleinmachnow bis zu 150 neue Bewohner erwartet, in Stahnsdorf sind es 80. Altersgerechtes Wohnen hat in beiden Orten höchste Priorität. „Ältere Menschen, die in ihrem Haus leben, möchten später in eine barrierefreie Mietwohnung ziehen“, meint Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert (SPD). Wie berichtet plant die Kleinmachnower Wohnungsgesellschaft Gewog im Sommer den Bau von drei neuen barrierefreien Dreigeschossern für Senioren in der Heinrich-Heine-Straße. „Die Gewog wird nächstes Jahr auch in Nuthetal in der Straße Am Rehgraben ein ähnliches Projekt starten“, kündigte Grubert an.

Auch in Stahnsdorf wird nach entsprechenden Neubauflächen gesucht. So könnten in der Annastraße und auch in der Hildegardstraße altersgerechte Wohnungen entstehen, sagte Bürgermeister Bernd Albers (BfB). „Es handelt sich bei beiden Optionen um Grundstücke von mindestens 20 000 Quadratmetern.“

Um den Wohnungsmarkt auch in Zukunft mitgestalten zu können, rät Bundestagsabgeordnete Wicklein den drei Nachbarorten zu einem gemeinsamen Wohnungsbaukonzept: Damit könnte der Mietermix gesteuert und gegenseitige kommunale Konkurrenz vermieden werden.