PNN 16.2.13

Vertrag mit Sodexo aufgehoben

von Tobias Reichelt

Die Verträge für das Schulessen in Stahnsdorf werden neu ausgeschrieben. Sodexo kann sich erneut bewerben.

Nach der Brechdurchfallwelle wurde viel über Schulessen diskutiert, Stahnsdorf zieht nun Konsequenzen

Stahnsdorf - Nach dem Skandal um verseuchte Tiefkühlerdbeeren und die dadurch an zahlreichen Schulen, Kitas und Horten der Region ausgelöste Brechdurchfallwelle ziehen die Gemeinde Stahnsdorf und der Essenslieferant Sodexo jetzt Konsequenzen. Die Stahnsdorfer Grundschulen sollen vorerst nur noch bis Schuljahresende von dem Caterer beliefert werden. Man habe mit dem Unternehmen vereinbart, den Vertrag zum Schuljahresende aufzuheben, sagte Anja Knoppke, Fachbereichsleiterin für Schule und Soziales im Stahnsdorfer Rathaus, auf PNN-Anfrage. Die Essenslieferleistungen für das kommende Schuljahr sollen unter anderen Bedingungen neu ausgeschrieben werden. Künftig solle die Qualität des Essens eine größere Rolle spielen als der Preis.

Damit einigt sich Stahnsdorf als erste Kommune in der Region mit dem französischen Caterer über eine vorzeitige Auflösung des Vertrages. In den zwei Grundschulen im Ort war es vor den Herbstferien zu besonders vielen Vergiftungen gekommen, eine Einrichtung musste sogar kurzzeitig geschlossen werden. Die Erkrankungswelle hatte in der gesamten Region eine Debatte über die Qualität des Schulessens ausgelöst, 11 000 Kinder waren in Ostdeutschland an den Noroviren aus dem Schulessen erkrankt, über 1000 davon in Potsdam-Mittelmark.

Durchaus gehen die Kommunen im Landkreis aber unterschiedlich mit dem Caterer um: Während die Stadt Werder (Havel) die Zusammenarbeit mit Sodexo fortsetzen will und auf Nachverhandlungen setzt, gibt es in der Gemeinde Seddiner See nun die Bestrebung einiger Eltern, das Schulessen künftig in kommunalen Küchen kochen zu lassen. Eine teure Alternative, wie Bürgermeister Axel Zinke sagt (siehe Kasten). Trotzdem wird zum Beispiel auch in Teltow über genau solch eine Lösung nachgedacht. Zuletzt hatte in der Region auch die Hoffbauer-Stiftung angeboten, eine regionale Großküche in Kleinmachnow zu eröffnen, um von dort aus alle Schulen und Kitas mit frischem Essen zu beliefern. So würde man sich lange Wege und Warmhaltezeiten sparen. Auch in Kleinmachnow selbst wird über Alternativen nachgedacht: Zum Schuljahresende soll der Vertrag mit Sodexo nicht verlängert, sondern fristgerecht gekündigt werden. Auch hier wird neu ausgeschrieben. Schulen und Horte sollen gemeinsam neue Kriterien für das Mittagessen entwickeln.

In Stahnsdorf hätte Sodexo die zwei Grundschulen noch bis zum Jahr 2016 beliefern sollen. Nur mit einer außerordentlichen Kündigung aus wichtigem Grund hätte die Gemeinde aus dem Vertrag aussteigen können. Dieser Grund lag jedoch nicht vor, da nicht Sodexo selbst, sondern ein Zulieferer für den Skandal verantwortlich war. Die Eltern handelten indes auf eigene Faust, berichtet Knoppke. So hätten viele die Mahlzeiten in der Schule abbestellt. Auch in einer Umfrage der Gemeinde sei deutlich geworden, wie unzufrieden Eltern und Schüler mit dem Essen sind. So kam es zu den Verhandlungen über eine Vertragsauflösung mit dem Caterer. „Sodexo war letztendlich damit einverstanden“, so Knoppke.

Zum neuen Schuljahr sollen die Essensslieferungen in Stahnsdorf nun unter neuen Kriterien europaweit ausgeschrieben werden, auch Sodexo steht es frei, sich zu bewerben. Unter anderem sollen künftig mehr regionale Produkte auf den Teller kommen. Auch der Anteil an Bioprodukten soll steigen, sagte Knoppke. Fertigprodukte soll es nicht mehr in den Schulen geben, auch Innereien dürfen nicht mehr beim Kochen verwendet werden, die Warmhaltezeit soll verkürzt werden. Damit orientiere man sich an den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Künftig soll zudem eine jährliche Kündigungsfrist festgeschrieben werden sowie eine Probezeit.

„Es ist nicht auszuschließen, dass das Essen dadurch teurer wird“, sagte Knoppke. Man wolle jedoch einen Preis unter der Marke von 3,50 Euro erreichen. Bislang bezahlen Stahnsdorfer Eltern für ein Essen ihrer Kinder in der Schule zwischen 1,49 und etwas mehr als 2 Euro. Bis Ende Juli soll der neue Caterer gefunden sein. Bei der Entscheidung sollen auch die Schulkonferenzen herangezogen werden, sagte Knoppke. Die Kindergärten in Stahnsdorf werden ihre Essenslieferanten behalten – sie werden schon jetzt von anderen Anbietern beliefert und waren von der Brechdurchfallwelle nicht betroffen.