PNN 13.2.13
Das Problem ist nicht neu, die Maßstäbe schon: Die Zahl an Asylbewerbern im Kreis wird weiter ansteigen. Noch ist unklar, wo sie unterkommen.
Potsdam-Mittelmark / Teltow - Die Gastfreundschaft des Landkreises Potsdam-Mittelmark wird nochmals auf die Probe gestellt. Die Zahl der Asylbewerber, die im Kreis untergebracht werden, wird sich weiter erhöhen. Das kündigte Thomas Schulz, zuständiger Fachbereichsleiter im Landratsamt, am Montagabend in Teltow an. Bekannt war, dass in diesem Jahr die Zahl der Asylbewerber auf 408 steigen wird. Dabei wird es jedoch nicht bleiben. Im kommenden Jahr sei mit weiteren rund 160 Flüchtlingen zu rechnen. „Und auch das ist nicht das Ende der Fahnenstange“, sagte Schulz. Unklar ist, wo die Flüchtlinge künftig untergebracht werden. Bislang hätten sich Städte und Gemeinden im Kreis mit Angeboten für freie Räume zurückgehalten. Deshalb sollen sie stärker in die Pflicht genommen werden, kündigte Schulz an.
Das Problem ist nicht neu, die Maßstäbe schon. „Wir alle kennen die Nachrichten aus der Welt“, sagte Schulz in der Sitzung des Teltower Sozialausschusses. Internationale Krisen in Konfliktländern in Afrika oder dem Nahen Osten verschärften die Situation der Flüchtlinge. Nach einem Tief bei den Asylbewerberzahlen Ende der 90er Jahre stiegen die Zahlen nun wieder an. Zeitweilig konnten im Kreis alle Heime bis auf das in Bad Belzig geschlossen werden. Nun geht der Trend in die andere Richtung. Das Problem: Es kann zum Teil über Jahre dauern, bis geklärt ist, ob die Flüchtlinge dauerhaft in Deutschland bleiben dürfen oder wieder in ihr Heimatland gehen müssen. Selbst wenn die Flüchtlinge abgeschoben werden sollen, können sie unter Umständen geduldet werden.
„Wir werden also auch in Zukunft vor großen Herausforderungen stehen“, kündigte Schulz an. Die größte sei die Suche nach geeigneten Räumen. Im vergangenen Jahr habe der Landkreis die vom Land vorgegebene Aufnahmequote mangels freier Unterkünfte nicht erfüllen können. Kaum eine Kommune hatte dem Kreis Räume für Asylbewerber angeboten. So hatte das Land bereits gedroht, die Asylbewerber auf Kosten des Kreises in Hotels und Pensionen unterzubringen. „Wir wussten uns keinen anderen Rat, als selbst die Initiative zu übernehmen“, sagte Schulz. So kam es, dass in Beelitz-Heilstätten und auch Teltow neue Heime hergerichtet wurden.
Für viele Stadtpolitiker in Teltow war das eine überraschende Entscheidung. Anfang Februar wurde das neue Asylbewerberheim in der Iserstraße eröffnet. In einem Fünfgeschosser des früheren Geräte- und Reglerwerks und einem Nachbarhaus an der Ecke zur Warthestraße sollen 198 Flüchtlinge untergebracht werden. Sie kommen aus Ländern wie dem Iran, Tschad, Pakistan, Kamerun oder Kenia. Die Asylbewerber und ihre Familien bringen 23 Kinder mit in die Stadt, wo sie Kitas und Schulen besuchen. Auch die medizinische Versorgung steht allen Flüchtlingen offen. Der Mietvertrag für das Haus in Teltow läuft zunächst über vier Jahre – mit der Option für eine Verlängerung, sagte Schulz. Anders als in Teltow wolle man Kommunen künftig nicht mehr vor vollendete Tatsachen stellen. Klar sei aber: Die steigende Zahl an Asylbewerbern könne man nicht mehr wie in der Vergangenheit dezentral im Kreis unterbringen, so Schulz. Man sei auf der Suche nach größeren Mietobjekten. Es gebe neben Teltow einige andere Kommunen im Kreis, die nun in Verantwortung stünden. Namen nannte Schulz nicht. Kreissprecherin Andrea Metzler verwies auf Wiesenburg, Ziesar, Michendorf und Treuenbrietzen als mögliche Orte. In der Vergangenheit waren auch Kommunen wie Werder (Havel) oder Kleinmachnow im Gespräch.
Bislang sind Mittelmarks Asylbewerber in Bad Belzig, Beelitz-Heilstätten und Teltow untergebracht. Neue Heime sollen in Städten entstehen, in denen die Flüchtlinge sozialverträglich untergebracht werden und sich integrieren können, sagte Thomas Schulz. Man wolle nicht, dass die Asylbewerber am Stadtrand leben. Tobias Reichelt