PNN 7.2.13
Neue Leitung der Kleinmachnower Kulturstätte will an eine alte Tradition anknüpfen
Kleinmachnow - Die Jugend: Haare sprießen, Pickel auch. Eltern nerven, der erste Herzschmerz ist da und die Schulzeit neigt sich dem Ende entgegen und plötzlich kommen all diese Fragen: Abitur? Ausbildung? Studium? Was will man werden, was will man sein und wie will man leben?
In den Kleinmachnower Kammerspielen soll eine Tradition wiederbelebt werden. Die Verantwortlichen rund um die noch junge Genossenschaft wollen in dem alten Kino- und Theaterhaus wieder Jugendweihen für Schüler der Region Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf anbieten. Das sagte Kammerspiel-Sprecherin Valefka Hanel. Sexualität, Probleme mit dem Freund oder der Freundin, Verantwortung für andere zu übernehmen und die Wahl eines Berufs - demnächst sollen die Jugendlichen in regelmäßigen Jugendstunden auf das Erwachsenenleben vorbereitet werden und Antworten auf ihre Fragen finden.
Es scheint, als hätten viele Eltern und Jugendliche nur darauf gewartet, dass die Kammerspiele wieder regelmäßig bespielt werden. „Wir haben zahlreiche Anfragen bekommen“, sagt Hanel. Erst danach habe man begonnen, über solch ein Angebot tatsächlich nachzudenken. Viele Eltern hätten sich gewünscht, die Jugendweihe ihrer Kinder in der Region feiern zu können und dafür keine weiten Wege in Kauf nehmen zu müssen. So entschied man sich, die Jugendweihe am 4. Mai wieder in den Kammerspielen abzuhalten. Erst im November hatte die „KulturGenossenschaft Neue Kammerspiele eG“ mit der Unterzeichnung des Pachtvertrags für das alte Kino den Betrieb dort übernommen. Die Gemeinde unterstützt das Projekt mit 400 000 Euro. Stück für Stück soll das marode Haus so saniert werden.
„Wir knüpfen mit unserer Jugendfeier an eine Tradition im besten Sinne an“, sagt Hanel. Seit das Angebot im Ort bekannt ist, hätten viele nachgefragt, ob es ihnen um die sozialistische Tradition ginge, denn schon zu DDR-Zeiten gab es Jugend-Feiern in den Kammerspielen. Aber nein, darum geht es der Genossenschaft nicht, sagt Hanel. „Unsere Jugendweihe hat mit der sozialistischen Jugendweihe nichts zu tun.“ Man orientiere sich eher an den ursprünglichen Gedanken der Feier des Erwachsenwerdens, an dem freikirchlichen Ritual, das es schon seit 1852 in Deutschland gibt.
Die ersten Jugendlichen haben sich bereits für Jugendstunden und Feier angemeldet, sagt Hanel. Nach den Winterferien soll das Programm starten. Alle zwei Wochen sollen sich die Schüler treffen. Die Gruppe soll nicht mehr als 25 Personen zählen. Noch sind einige Plätze frei.
Valefka Hanel und Kammerspiel-Geschäftsführerin Carolin Huder werden die Achtklässler begleiten. Es wird Ausflüge zu Unternehmen der Region geben und Gespräche über Ethik und das Erwachsenwerden. Man wolle sich an den Interessen der Jugendlichen orientieren. So sei ein Ausflug zum Sitz des Internetauktionshauses Ebay in Kleinmachnow-Dreilinden geplant. „Auch wir sind Anfänger auf dem Gebiet und wollen von den Jugendlichen wissen, was sie interessiert.“
Auch für den Festakt im Mai soll es eine Überraschung geben. „Wir wollen, dass die Schüler ihren Mut erforschen und nicht nur Präsente entgegennehmen.“ Zudem soll ein bekannter Jungschauspieler aus Kleinmachnow eine Rede halten. Der Name ist noch geheim. Aber es soll jemand sein, der für die Jugendlichen etwas bedeutet, sagt Hanel. Natürlich wird es zur offiziellen Zeremonie, wie es bei Jugendweihen Tradition ist, ein Buch, eine Urkunde und eine Blume geben. Welches Buch, das steht noch nicht fest. Das aus DDR-Zeiten bekannte „Weltall, Erde, Mensch“ wird es aber nicht sein.
Anmeldungen für die Jugendweihe in den Kammerspielen unter Tel. (033203) 84804 oder per E-mail unter huder@neuekammerspiele.de. Die Gebühr beträgt 100 Euro und beinhaltet die Jugendstunden und die Teilnahme an der Feier für drei Personen.