PNN 8.1.13
Ansiedlung am Machnower See vermutet
Kleinmachnow - Mit viel Einfallsreichtum ist am Sonntag ein junger Biber aus einem Becken der Kleinmachnower Schleuse gerettet worden. Darüber berichtete der ehrenamtliche Naturschützer Jörg Dorowski am Montag den PNN. Eine große Ratte schwimme im südlichen Becken, hatte gegen 12.30 Uhr eine Besucherin dem Betreuer der Informationsstelle in der Schleusnerbude, Peter Richter, gemeldet. Schnell stellte sich jedoch heraus, dass es sich um einen Biber handelte. Zum Problem für das Tier wurde, dass das Becken außer Betrieb ist und nicht mehr geöffnet wird – der Nager war somit gefangen.
„Nun ist ein Biber zwar ein guter Schwimmer und Taucher, aber ewig kann er auch nicht schwimmen. Er würde ermüden und wenn sein Fell erstmal durchnässt ist, muss er es an Land trocknen, pflegen und einfetten. Sonst droht ihm Unterkühlung“, so Dorowski. Gemeinsam mit Schleusenwärterin Bettina Grobarczyk und einem weiteren Mitarbeiter baute Peter Richter deshalb aus zwei Holzpaletten und einem Baumstamm eine kleine Rettungsplattform mit Ausstiegshilfe. Ein Angebot, das vom Biber unter den Augen vieler Besucher dankbar angenommen wurde – nur rausklettern wollte er noch nicht. Am Nachmittag bekamen die Retter sachkundige Verstärkung. Die Biber-Experten Burghard Sell aus Potsdam und Jörg Lippert vom Landesumweltamt waren herbeigeeilt. Das offensichtlich hungrige Tier hatte bereits die Paletten angefressen – jetzt bekam es zur Stärkung Möhren, Äpfel, Pappel- und Weidenzweige. „Der Biber war erstaunlich zutraulich. Beim Füttern kamen wir bis auf einen Meter heran“, berichtet Dorowski. Doch erst in der Dunkelheit gegen 18 Uhr erklomm er dann die provisorische Leiter und verließ das Becken. Nach kurzer Orientierung fand der Biber zielsicher die Stelle, an der er nun auf dem Landweg das Schleusengelände in Richtung Machnower See verlassen konnte. Unklar ist, wie er in das Becken geriet. „Entweder ist er hineingesprungen oder durch einen Belüftungskanal in das Becken getaucht und gekrochen“, sagt Jörg Dorowski.
Laut Burghard Sell sind zuvor im Raum Kleinmachnow noch keine Biber gesichtet worden, während im benachbarten Potsdam bereits mehrere Reviere bekannt sind (PNN berichteten). Der Experte vermutet, dass sich Castor fiber, so der lateinische Namen, jetzt vielleicht auch am Machnower See in der Nähe der Schleuse angesiedelt hat. Vereinzelte Nagespuren habe er dort bereits im Jahr 2010 gesehen. Naturschützer Dorowski wünscht sich indes vom Wasser- und Schifffahrtsamt, dass im südlichen Schleusenbecken mindestens eine Ausstiegshilfe für Tiere fest eingebaut wird. Auch für Igel, Entenküken und sogar Frösche könnte das geschlossene Bassin zur tödlichen Falle werden, warnt er. ldg