PNN 7.1.13

KulTOUR Macht mal was

von Gerold Paul

Der Verein "Die Brücke" will das alte Kanalarbeiterhaus zu einem Kulturzentrum entwickeln

Kleinmachnow - Nach dem langen Schlaf in Kleinmachnow gibt es derzeit gleich vier Kulturanbieter im Ort. Einer davon ist der 2009 gegründete Kunstverein „Die Brücke“. Dieser setzt sich nicht nur zum Ziel, das alte mit dem neuen Kleinmachnow zu verbinden, die eine Seite vom Teltowkanal mit der anderen.

Er will auch die Lücke füllen, die das tieftraurige Ableben seines Vorgängers, des Kleinmachnower Kunst - und Kulturvereins (1948-2008), ins allgemeine Gefüge des Ortes riss. Auf seine Art, versteht sich, denn sowohl die soeben mit viel Geld unterstützten Kammerspiele wie auch KunstRaum und das Rathaus haben als Veranstalter mehr oder weniger ein eigenes Profil, einen festen Ort.

&xnbsp;„Nur die bildende Kunst nicht“, klagt der Maler und Grafiker Rainer Ehrt. Aber da gibt es ja die „Zehlendorf 200“, das alte Kanalarbeiterhaus im historischen Ortskern. Warum nicht das eine mit dem anderen verbinden, also die baufällige Hütte retten, dem Ort ein kleines, aber feines Kulturzentrum geben und den bildenden Künstlern ein Haus?

Eine Selbstdarstellung der Vereinsmitglieder war ohnehin nicht beabsichtigt. Man wollte und will fremde, auch internationale Künstler in Haus, Hof und Garten der „Zweihundert“ laden. Daran arbeiten der Verein unter dem Ehrenamt von Rainer Ehrt derzeit mit zwanzig Mitstreitern und zehn „festen Förderern“ , sollten es unter dem Kürzel „Firmenförderer“ ein paar mehr werden, hätte wohl niemand etwas dagegen.

Dass „pontifikale“ Arbeit sauschwer ist, weiß nicht nur der Papst, auch der Verein musste lernen, kommunale Klinken zu putzen. Nach manchem Kotau und vielen offenen Ohren kam das bürgermeisterliche „Macht mal was!“ Und es geschah. Inzwischen ist das ehemalige Kanalarbeiterhaus zum Kulturobjekt umgewidmet, es erhält eine Bau- und Sicherungskur, Toiletten, Heizung und eine Küchenzeile. Alles nur für die untere Etage, aber immerhin: Nach längerem Tauziehen bekennt sich die Gemeinde zu diesem Objekt. Im Juni 2012 fassten die Gemeindevertreter den Beschluss zur Sanierung des Hauses – die Gemeinde bleibt Betreiber. An einer gemeinsamen Nutzungsvereinbarung wird noch gebastelt. Vielleicht kann man auch KultRaum mit ins Boot holen, bildende und Kleinkunst unter einem Dach sind doch vortreffliche Partner! Von einem Ausbau des Dachgeschosses und der Remise hinterm Haus freilich könne man nur träumen, fügte der Vereinsvorsitzende und „Pontifex“ Ehrt hinzu. Na ja, soll man.

Im Gegensatz zu anderen Veranstaltern stellen die Brücke-Leute in der „Zehlendorf 200“ selbst nicht aus. Sie legen allerdings größten Wert auf die Botschaft, dass ihr Fachgebiet nicht nur aus Geist und Spintisiererei besteht, sondern auch mit Können und handfester Arbeit zu tun hat. Deshalb ist eine geplante Kunstwoche für die Künstler immer auch eine Arbeitswoche. Über den Kunstwert manch eines Dings darf man ja trotzdem rätseln; dafür ist es ja da. Schön jedenfalls, dass sich die Gymnasien der Region und sogar Radio Paradiso für das Projekt interessieren. Da ist der Traum vom Raum, scheints, gefunden! Für die Kunstwoche im August greift man wieder auf die Melange aus bildenden und angewandten Bereichen, aus Männlein und Weiblein, Jugend und Erfahrenheit zurück. Zuvor, im März, gibt es in Kooperation mit dem Rathaus eine Foto-Ausstellung über Tina Modotti zum Thema „Revolution und Kunst“. Noch so ein Traum.

Ja, Brückenschlagen in Kleinmachnow ist schwer, Brückenschlagen in Kleinmachnow ist möglich. Dies ist wohl die Botschaft des Augenblicks. Gerold Paul