PNN 19.12.2012

von Thomas Lähns und Ariane Lemme

Kleinmachnows Förderschulen vor dem Aus

In einer neuen Kreistags-Vorlage ist bereits von der Schließung der beiden Schulen die Rede

Kleinmachnow – Die Albert-Schweitzer-Schule für geistig behinderte Kinder in Kleinmachnow steht vor dem endgültigen Aus. Der Landkreis als Träger will die Einrichtung nach dem laufenden Schuljahr schließen, so sieht es ein Antrag des Landratsamtes an den Kreistag vor. Demnach wird es die bislang geplante Zusammenlegung der Albert-Schweitzer- mit der Förderschule für lernbehinderte Kinder im Kleinmachnower Schleusenweg nicht mehr geben. Letztere soll noch einmal für 220 000 Euro instand gesetzt werden, bevor auch sie im Zusammenhang mit der sogenannten Inklusion ebenfalls den Betrieb einstellt. Nach dem Konzept der Landesregierung sollen Förderschüler in Brandenburg ab 2018 die Regelschulen besuchen.

Der gemeinsame Betrieb der beiden Kleinmachnower Einrichtungen unter dem Dach der Förderschule im Schleusenweg 84 galt bis vor Kurzem noch als Möglichkeit, die Schweitzer-Schule zu retten. Deren jetziger Standort in einer alten Villa im Erlenweg gilt als ungeeignet. Allerdings hatte eine Untersuchung ergeben, dass der dafür notwendige Umbau im Schleusenweg den finanziellen Rahmen

Bereits vor zwei Jahren war an der Schweitzer-Schule deshalb ein Aufnahmestopp verhängt worden. Von den 33 Kindern, die die Schule noch vor drei Jahren besucht hatten, sind heute nur noch 15 übrig. Jahrgangsstufen sind mittlerweile zusammengelegt worden, im kommenden Schuljahr wird es nur noch zwölf Schüler geben, führt Sozialdezernent Thomas Schulz jetzt als Begründung für die Schließung an. Er verweist er auf die alternativen Bildungsstätten für geistig behinderte Kinder aus der Region Teltow: Zum einen sei dies die Schule „Hans Christian Andersen“ des Evangelischen Diakonissenhauses in Teltow, zum anderen die Potsdamer Comenius-Schule.

Aus Kleinmachnow hagelte es am Dienstag Kritik: „Das sind Sparmaßnahmen auf dem Rücken der Schwächeren“, sagte Bürgermeister Michael Grubert (SPD) den PNN. Er sei enttäuscht, dass der Kreis offenbar nicht auf das Drängen der Kommune reagiere. Zugleich sei er überrascht: „Mein bisheriger Kenntnisstand war, dass die Schüler aus dem Erlenweg an den Schleusenweg verlegt werden und so eine Übergangslösung geschaffen wird.“ Das Argument der Inklusion greife nicht in allen Fällen: Einige Kinder der Albert-Schweizer-Schule seien nicht für den Besuch einer Regelschule geeignet, so Grubert.

Als Skandal bezeichnete Kleinmachnows Grüne-Fraktionschefin Barbara Sahlmann die Vorlage: „Das wird im Kreistag nicht durchkommen.“ Dort sorgte die Vorlage am Dienstag unter anderem bei den Linken für Empörung. „Ich bin sprachlos“, so Fraktionschef Thomas Singer, der an den Aufnahmestopp in der Schweitzer-Schule vor zwei Jahren erinnerte. „Man wollte die Schule damals schon still und heimlich schließen“, so sein Vorwurf. Nach wie vor würden der Einrichtung keine Kinder mehr zugewiesen werden. „Die Eltern werden gezielt umgelenkt, weil der Landkreis die Villa verkaufen will“, so Singers Vermutung. Seine Fraktion werde dem Antrag am 28. Februar nicht zustimmen.

Ähnliche Töne kamen aus der CDU-Fraktion: „Es wäre ein Skandal, wenn es zur Schließung kommt“, so der Kleinmachnower Kreis- und Landtagsabgeordnete Ludwig Burkardt. Er erinnerte an einen Grundsatzbeschluss des Kreistages, nach dem die beiden Förderschulstandorte fusionieren sollten. „Ein Konzept wurde bereits vorgelegt – dass das Geld kostet, war auch klar“, so Burkardt. Er könne sich nicht vorstellen, dass der Kreistag dem zustimmen wird.

In der Förderschule im Schleusenweg würden voraussichtlich ab 2014 keine Neuzugänge mehr aufgenommen – Grundschüler sollen nach Vorstellungen des Landes-Bildungsministeriums dann herkömmliche Einrichtungen besuchen und dort entsprechend gefördert werden. Schon jetzt würden weiterführende Bildungsstätten in der Region Kinder und Jugendliche mit Lernbehinderung aufnehmen, so das Landratsamt mit Verweis auf die Kleinmachnower Maxim-Gorki-Gesamtschule und die Mühlendorf-Oberschule in Teltow. Bis zum mittelfristigen Aus im Schleusenweg sollen in dem eingeschossigen Gebäude die Alarm- und Elektroanlagen erneuert und ein zweiter Rettungsweg geschaffen werden.