PNN 12.11.12
Im Zweifel wäre der Kommune ein Neubau der Grundschule wichtiger als die Kirche. Kleinmachnow plant den Neubau in Rathausnähe – und sichert Bestand über 2015 hinaus zu.
Kleinmachnow - Im Januar soll die Entscheidung über die Zukunft der Seeberg-Grundschule in Kleinmachnow fallen. Aller Voraussicht nach wird die Kommune ein neues Schulhaus bauen. Auch zwei potenzielle Standorte hat Bürgermeister Michael Grubert (SPD) dafür schon im Blick: „Das Grundstück direkt hinter dem Rathaus am Fuße des Seebergs ist eine Option.“ Es gehört der gemeindeeigenen Wohnungsbaugesellschaft Gewog. Die Alternativfläche ist ebenfalls nicht weit vom Rathausmarkt entfernt, sie liegt an der Förster-Funke-Allee 109. Offen ist allerdings, ab ein Neubau bis 2015 fertiggestellt werden kann.
Hintergrund ist die Ankündigung der Internationalen Schule BBIS, die Eigentümerin des Seeberg-Geländes ist, den Mietvertrag für die kommunale Grundschule nicht mehr zu verlängern. Die Privatschule wächst und benötigt den Platz dann für eigene Klassenräume. Für die Gemeindeverwaltung kam diese Ankündigung Ende August nach eigenen Aussagen überraschend – noch im März dieses Jahres habe es positive Signale über eine Verlängerung des Mietverhältnisses gegeben, so Grubert.
Burkhard Dolata, Geschäftsführer der BBIS, beruft sich jedoch darauf, dass die Kommune den Vertrag lediglich bis 2015 verlängert hatte – weil nach Jahren rasanten Bevölkerungswachstum die Schülerzahlen 2009 langsam zurückgingen. Die Kommune sei im Jahr 2010 der Ansicht gewesen, die dritte Grundschule dann nicht mehr zu benötigen, so Dolata.
Jetzt liegt eine aktualisierte Schulbedarfsplanung für die Gemeinde vor. Von den rund 1700 Kindern im Grundschulalter besuchen derzeit 68 Prozent eine der drei kommunalen Grundschulen. Bis 2020 soll der Anteil auf 77 Prozent gesteigert werden. Grund hierfür ist, dass immer weniger Familien zuziehen: Vor allem deren Kinder aber bleiben häufig in ihren Schulen am früheren Wohnort, etwa in Berlin oder Potsdam, heißt es.
Die Zahl der unter 12-Jährigen insgesamt sank von 3 352 im Jahr 2009 auf 3 230 im vergangenen Jahr. Zwar werden laut der Prognose des Landesamtes für Bauen und Verkehr in Kleinmachnow auch in den kommenden Jahren im Schnitt jeweils 130 Kinder geboren. Die Zahl der unter 12-Jährigen wird sich bis 2020 dennoch reduzieren: Von 1 056 schulpflichtigen Kindern werden dann 813 Kinder eine kommunale Grundschule besuchen. An der Eigenherd- und der Steinweg-Grundschule wurden bereits in einigen Klassenstufen Züge gestrichen – nicht aber an der Seeberg-Grundschule. Die kleinste der drei kommunalen Grundschulen nimmt seit diesem Schuljahr am landesweiten Pilotprojekt Inklusion teil, bei dem Kinder mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf gemeinsam lernen. Voraussetzung dafür sind kleine Klassen mit nicht mehr als 23 Schülern. Klar ist damit, dass für die aktuell rund 240 Grundschüler der Seeberg-Grundschule eine Lösung ab 2015 gefunden werden muss. Darin sind sich die Gemeindevertreter immerhin einig. „Die Schule wird weder obdachlos noch geschlossen“, sagte Grubert auf die Fragen verunsicherter Eltern auf der jüngsten Gemeindevertretersitzung. Auch bei einem Umzug der Schule würden keine Klassen gesprengt. Das Lehrerkollegium der Seeberg-Grundschule leiste sehr gute Arbeit und der Bedarf einer dritten Grundschule bestehe vorerst weiter. Noch in dieser Woche soll die Standortfrage in den Ausschüssen behandelt werden, am 19. November eine Information an alle betroffenen Eltern gehen. Auch Eltern, die ihr Kind für das kommende Schuljahr anmelden, könnten angesichts der beiden Vorschläge für einen neuen Schulstandort beruhigt sein, so Grubert.
Für beide Grundstücke gab es zuvor schon andere potenzielle Käufer: An der Förster-Funke-Allee wollte die Kette Bio Company einen Supermarkt eröffnen, hinter dem Rathausmarkt hatte die evangelische Kirchengemeinde einen Neubau erwogen. Inzwischen hat Bio Company ein benachbartes Grundstück gekauft und der Gemeindekirchenrat sich für einen Kirchenneubau im Alten Dorf entschieden – zum Ärger einiger Gemeindevertreter. Sie sähen es lieber, wenn dort das alte Gutshaus wieder aufgebaut würde. So forderte etwa Barbara Sahlmann (Grüne), die Kirche doch am Rathausmarkt zu bauen. Für Grubert kommt das offenbar nicht infrage: „Im Zweifel ist uns eine Lösung für die Grundschule wichtiger als die Kirche.“