PNN 12.11.12
Nach Stahnsdorf berät auch Kleinmachnow jetzt über einen Anbieterwechsel und besseres Schulessen
Kleinmachnow - Das Vertrauen ist offenbar nicht zurückgekehrt: Neben Stahnsdorf überlegt nun auch Kleinmachnow, dem Schul-Caterer Sodexo zu kündigen. Geprüft werden soll dabei auch, ob der Vertrag vor Ablauf der Frist aufgelöst werden kann. Zusammen mit den Schulen und Horten sollen auf einen CDU-Antrag hin Qualitätskriterien entwickelt und die Essensversorgung anschließend neu ausgeschrieben werden.
„Es geht darum, beim Schulessen mehr regionale Produkte zu verwenden“, sagte CDU–Fraktionsvorsitzender Ludwig Burkardt. Die Speisen sollten zudem häufiger frisch gekocht und seltener aufgewärmt werden. Essen müsse ein Teil der Bildungsarbeit an den Schulen werden – dazu gehört in Burkardts Augen auch die Form der Darreichung – sprich, das Essen soll nicht einfach auf den Teller geklatscht werden. Im Dezember werden die Ausschüsse über den Vorschlag beraten.
Diskussionen um Anbieterwechsel hatte es in Kleinmachnow bereits kurz nach dem Ausbruch der massenhaften Magen-Darm-Erkrankungen gegeben. Wie berichtet hatte Anfang Oktober eine Charge Tiefkühlerdbeeren aus China die Welle an Norovirus-Infektionen ausgelöst. Sodexo hatte die Ware gekauft und in Form von Kompott an Schulen in fünf ostdeutschen Bundesländern ausgeliefert. Das hatte zu Debatten über die Herkunft von Nahrungsmitteln und die Qualität des Schulessens allgemein geführt.Ein Anbieterwechsel sei so schnell nicht möglich, hatte Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert (SPD) damals gesagt. Dazu sei ein halbes Jahr Vorlauf nötig. Bei einer Neuausschreibung werde aber darauf gedrungen, künftig auf Importe aus China zu verzichten und vermehrt regionale Produkte zu verwenden.
Anders als in Stahnsdorf waren die Kleinmachnower Eltern zunächst deutlich zurückhaltender in ihrer Reaktion: Nur acht Prozent der Steinweg-Grundschüler etwa hatten in der unmittelbaren Folge auf das Schulessen verzichtet, an der Maxim-Gorki-Gesamtschule gab es nach den Herbstferien sogar einen Sodexo-Esser mehr als vor der Epidemie.
In Stahnsdorf hatte damals knapp die Hälfte der Grundschüler auf das Sodexo-Essen verzichtet. Mittlerweile hat in der Gemeinde eine Umfrage zur Zufriedenheit mit dem Caterer stattgefunden. „Die Ergebnisse haben wir intern ausgewertet, sie werden aber erst in den kommenden Wochen in den Ausschüssen vorgestellt“, sagte Bürgermeister Bernd Albers (BfB) den PNN auf Anfrage.
Für beide Kommunen wird sich die Frage stellen, was das Schulessen künftig kosten darf – und ob die Eltern bereit sind, mehr als die durchschnittlich 2,50 Euro für das Mittagessen ihrer Kinder auszugeben. „Es kann sein, dass wir anhand der neuen Kriterien sagen, unter drei Euro ist nichts zu machen“, sagte Burkardt. Letztlich müssten dann die Eltern entscheiden, ob das akzeptabel sei. Beispiele für gute Anbieter gebe es in der Region bereits. „Sowohl das Oberlin-Haus als auch das evangelische Diakonissenhaus in Teltow kochen regelmäßig selbst für viele Menschen – bei guter Qualität.“ alm