PNN 9.11.2012

Kritik an Verzicht auf Stammbahn nach Kleinmachnow

von Hagen Ludwig

Landrat Wolfgang Blasig spricht von klarer politischer Fehlentscheidung

Kleinmachnow - Mittelmarks Landrat Wolfgang Blasig (SPD) hat sich erneut für eine Erweiterung der S-Bahn nach Kleinmachnow ausgesprochen. Dass dieses Projekt zur Wiederbelebung der alten Stammbahntrasse auf Eis gelegt wurde, sei eine klare politische Fehlentscheidung gewesen, sagte er jetzt vor Journalisten anlässlich einer Pressekonferenz zur Wirtschaftsförderung.

Bereits im März war eine Erweiterung des S-Bahn-Netzes für die kommenden Jahre von Brandenburgs Verkehrsminister Jörg Vogelsänger (SPD) ausgeschlossen worden. Als Grund nannte er den engen Finanzrahmen für das Land. Als Beispiel führte er den Verzicht auf die S-Bahn-Anbindung der Stadt Velten an. Ebenso erteilte er den Plänen für eine S-Bahn-Trasse zwischen dem Europarc Kleinmachnow-Dreilinden und Zehlendorf eine Absage. Auch in dem am vergangenen Dienstag von Vogelsänger vorgestellten Entwurf des Landesnahverkehrsplans heißt es, S-Bahn-Netzerweiterungen seien unter den gegebenen Finanzperspektiven nicht möglich, aber auch nicht zwingend erforderlich. Dem widerspricht Blasig. „Die Wiederbelebung der Stammbahn hätte der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung der Region Teltow einen kräftigen Schub gegeben“, betonte er.

Mit großer Mehrheit hatte sich auch die Kommunale Arbeitsgemeinschaft „Der Teltow“ im Juni für eine bessere Schienenanbindung der Region ausgesprochen. Konkret forderten die Vertreter der Kommunen Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf die Landesregierung auf, die Stammbahn und den Ringschluss der S-Bahn von Teltow über Stahnsdorf nach Wannsee in die Planung für den Schienenpersonennahverkehr des Landes aufzunehmen.

Wie berichtet wollten die Länder Berlin und Brandenburg ursprünglich in diesem Jahr eine Nutzen-Kosten-Untersuchung für das Teilstück der alten Stammbahntrasse in Auftrag geben. Das wurde nunmehr verworfen. In Zehlendorf und Kleinmachnow wurde seit der Wende vergeblich um die Wiederinbetriebnahme der Stammbahnstrecke gerungen, nach dem Mauerbau war sie stillgelegt worden. Ein Wirtschaftlichkeitsgutachten der Länder aus dem Jahr 2008 hatte ergeben, dass eine Wiederbelebung der kompletten Potsdamer Stammbahn zwischen Griebnitzsee, Kleinmachnow und Zehlendorf nicht als Regionalbahn erfolgen kann. Offen blieben damals aber die Alternativen, besonders die Verlängerung der S-Bahn vom S-Bahnhof Zehlendorf über Düppel bis zum Europarc Dreilinden in Kleinmachnow. Eine Fahrt auf der eingleisigen Strecke von Zehlendorf zum Europarc würde sechseinhalb Minuten dauern. An einer notwendigen Anzahl von Anwohnern und Arbeitnehmern, die als Pendler eine gute Schienenanbindung bräuchten, mangele es in der Region nicht, hatte Jens Klocksin, Sprecher der „Bürgerinitiative Stammbahn“ und Fraktionsvorsitzender der Kleinmachnower SPD, erklärt. Hagen Ludwig