PNN 27.10.12
Entscheidung des Kleinmachnower Gemeindekirchenrats sorgt für Entsetzen bei Gemeindevertretern
Kleinmachnow - Der Gemeindekirchenrat hat gesprochen: Die neue Kirche für die evangelische Kirchengemeinde Kleinmachnow soll im Alten Dorf gebaut werden. Nach Abwägung von drei Standortvarianten sei das Gelände des ehemaligen Gutshofes das geeignetste, sagte Bodo Bohn, Vorsitzender des Gemeindekirchenrats, den PNN auf Anfrage. Den idealen Standort gebe es nicht – letztlich hätten sich die zehn Kirchenratsmitglieder für die Variante mit den geringsten Nachteilen entschieden, so Bohn.
Die Nachbarschaft zur über 400-jährigen Dorfkapelle habe wesentlich zur Entscheidung für das Alte Dorf beigetragen. Die schlechte Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr sei zwar ein Problem, Bohn hofft aber, mit der Kommune und der Havelbus Verkehrsgesellschaft eine Lösung zu finden. Alternativ waren ein Neubau am jetzigen Kirchenstandort am Jägerstieg oder oberhalb des Rathauses am Seeberg im Gespräch gewesen. Beide Varianten wären deutlich teurer.
Bei den Kleinmachnower Gemeindevertretern sorgte die Nachricht am Freitag für Entsetzen: „Ein Wiederaufbau des alten Gutshofes wird damit unmöglich“, sagte SPD-Fraktionschef Jens Klocksin. Er habe bis zuletzt gehofft, dass der Kirchenrat sich für eine Variante entscheide, die von einer breiteren Öffentlichkeit akzeptiert werde. An den Abstimmungen der Kirchengemeinde hätten sich kaum mehr als 80 Menschen beteiligt. Eine Meinungsbildung mit den Gemeindevertretern habe es nicht gegeben, so Klocksin. „Bei der nun zwangsläufig folgenden Auseinandersetzung wird es am Ende heißen, der Kirchenneubau sei nicht gewollt, das aber ist falsch.“
Grünen-Fraktionschefin Barbara Sahlmann sagte, der Rathausmarkt sei mit öffentlichen Verkehrsmitteln deutlich besser zu erreichen, zudem müsste für den Neubau im Alten Dorf ein Teil des Geländes am Machnower See aus dem Landschaftsschutzgebiet entlassen werden.
Laut Kirchengemeinde soll der Bau auf dem Grundriss der ehemaligen Wirtschaftsgebäude des Gutshofs entlang des Zehlendorfer Damms entstehen. Das ist das Ergebnis einer Überarbeitung, die das Landesumweltministerium empfohlen hatte. Schon im vorigen Jahr hatte die Kirchengemeinde das Gelände im Alten Dorf, das im Landschaftsschutzgebiet liegt, im Auge gehabt – bis das Ministerium im Februar die Pläne stoppte. Daraufhin waren verschiedene Standorte geprüft worden, im Internet konnte seit August abgestimmt werden. Dort hatte sich eine Mehrheit für den Rathausmarkt abgezeichnet.
Einen Stimmungsumschwung gab es nach einer Informationsveranstaltung der Kirchengemeinde, nach der klar wurde, dass ein Neubau im Alten Dorf die günstigste Variante des finanziell noch nicht abgesicherten Projekts sei. Trotz der geplanter Zuschüsse durch die Landeskirche und den Verkauf von Immobilien fehlen der Gemeinde für den Neubau im Alten Dorf rund 330 000 Euro. Die Finanzlage der Gemeinde wird sich nach Einschätzung von Pfarrerin Elke Rosenthal in den kommenden Jahren verschlechtern, weil laut neuem Kirchenrecht erhebliche Rücklagen gebildet werden müssen. Obwohl Kleinmachnow eine wohlhabende Gemeinde ist, sei die Kirche hier nicht reich. „Wir besitzen kaum Grund und Boden“, so Rosenthal.
Um einen Neubau kommt die Gemeinde derweil nicht herum: Wie berichtet platzt die Auferstehungskirche am Jägerstieg aus allen Nähten. Für die insgesamt 5400 Kleinmachnower Gemeindemitglieder stehen dort nur etwa 230 Plätze zur Verfügung. Für Veranstaltungen, Theater- und Chorproben muss ständig umgeräumt werden.
Bevor eine Baugenehmigung für das Alte Dorf erteilt werden kann, muss der Bebauungsplan angepasst und beschlossen werden. Der Gemeindekirchenrat hofft auf Zustimmung, Klocksin und Sahlmann auf eine mehrheitliche Ablehnung.