PNN 10.9.12

Radtour zu Problemzonen

von Kirsten Graulich

Mobile Bürgerversammlung zur Fahrradfreundlichkeit Kleinmachnows

Kleinmachnow – Rund 30 000 Euro würde der Umbau an der Kreuzung des OdF-Platzes kosten, um diesen Bereich fahrradfreundlicher zu gestalten. Schon lange kritisiert die Arbeitsgruppe Verkehr der Lokalen Agenda diese örtliche Problemzone, deren verwirrende Wegeführungen für Radler eine Herausforderung sind. „Hier werden wir etwas machen müssen“, stellte Bürgermeister Michael Grubert (SPD) fest, nachdem er am Samstag die Hürden selbst erfahren hatte.

Anlass war eine „Mobile Bürgerversammlung“, zu der die Agenda-Akteure und der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) eingeladen hatten. Peter Weis vom ADFC bekannte freimütig, dass er beim Radeln über die Kreuzung die Diagonale bevorzuge. Bauliche Varianten zur Problemlösung sollen im nächsten Umweltausschuss vorgestellt werden.

Auch Gefahrenpunkte auf Schulwegen wurden während der Tour von den rund 15 Teilnehmern unter die Lupe genommen, beispielsweise die neue Zufahrt über das Gelände des ehemaligen Blumenladens, die von der Hohen Kiefer in den Steinweg mündet. Da Büsche und Äste die Sicht behindern, sei es fast schon zu Unfällen gekommen: Autofahrer würden Radler erst spät wahrnehmen, hieß es. Grünschnitt und ein Achtungsschild sollen demnächst die Situation entschärfen, versprach der Bürgermeister.

Ein weiteres von neun Zielen war die Straße am Uhlenhorst, die seit einem Jahr Einbahnstraße ist, was den Schwerlastverkehr erheblich verringerte, wie Anwohner berichteten. Auch Radler würden profitieren, allerdings wünschen die sich, die Straße in beide Richtungen befahren zu können. Doch die Fahrbahnbreite sei hierfür nicht ausreichend, erfuhr das Rathaus bereits von der zuständigen Verkehrsbehörde.

Viele Radler würden Vorschriften und Schilder jedoch einfach ignorieren, meinte ADFC-Mitglied Christa Blanke: „Die Eltern machen es den Kindern vor.“ Besonders auf der Förster-Funke-Allee habe sie beobachtet, dass viele Radler auf der falschen Radwegseite unterwegs wären. Allerdings hält sie manche Vorschriften auch für Prinzipienreiterei: „Das freundliche Miteinander aller Verkehrsteilnehmer ist auch ein wichtiger Aspekt, der bei all den Diskussionen um bauliche und verkehrliche Maßnahmen noch zu kurz kommt.“

In Rotterdam, einer Stadt mit viel Radverkehr, habe sie erlebt, dass ein Lkw-Fahrer angehalten habe, um sich bei einem Radfahrer für seinen Fehler zu entschuldigen. Kleinmachnow sei noch nicht so weit, bedauerte Blanke, weil zuerst darauf gepocht werde, wer Vorfahrt habe.

Auch ein Problem, das die Kommune schon länger beschäftigt, sind Eltern-Taxis, die allmorgendlich für Chaos vor den Schulen sorgen. Zwar würden viele Kinder zu Fuß oder mit dem Rad zur Schule kommen, aber noch immer kutschieren besorgte Eltern ihre Sprösslinge bis vor die Schultür und gefährden so andere Kinder. Vor allem vor der Steinwegschule müssten sich die Schüler an Blechlawinen vorbeikämpfen.

Zu unübersichtlichen Situationen durch Parken käme es seit einiger Zeit auch im Bereich der Goethestraße, die zum Schulweg der Seeberg-Grundschule gehört. Aus Sicht der Agendagruppe Verkehr ist das Problem hausgemacht. „Von einem Umdenken wie in der Waldorfschule, wo Schüler den Weg zu Fuß gehen, sind andere Schulen des Ortes noch weit entfernt“, sagte Agendavertreter Peter Sahlmann. „Autofreie Schule“ ist daher das Thema einer Veranstaltung am Mittwoch, zu der die Agenda um 19 Uhr ins Rathaus einlädt. Kirsten Graulich