PNN 3.8.12
Leipzig / Potsdam - Das Bundesverwaltungsgericht hat entschieden, die BER-
Flughafenbetreiber sind zufrieden, die Anrainer entsetzt. BER-Geschäftsführer
Rainer Schwarz sagte: „Das Gericht hat zum dritten Mal hintereinander den
Standort des Flughafens bestätigt und das Urteil ist an Eindeutigkeit nicht zu
übertreffen.“ Jetzt sei klar, dass Menschen, die im Umfeld eines Flughafens
leben, damit rechnen müssten, dass sich Flugrouten auch ändern können. „Das ist
keine statische Sache, sondern die Flugrouten werden sich auch im Laufe der
nächsten Jahre immer mal wieder ändern.“
Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit
(SPD), auch Chef des Aufsichtsrats der Flughafengesellschaft, sagte, „hier wird
Klarheit geschaffen“. Die Proteste seien individuell nachvollziehbar, aber es
gehe auch um eine Gesamtabwägung. „Wir brauchen diesen Flughafen.“ Für
Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) ist nun bestätigt, dass
„wir mit diesem Standort auf sicherem Grund stehen“.
Auch das Infrastrukturministerium in Brandenburg war zufrieden, vor allem,
weil das Gericht keine Arglist festgestellt hat. Die Kläger hatten den Behörden
vorgeworfen, bewusst falsche Flugrouten eingeplant zu haben – wider besseren Wissens, weil die Deutsche Flugsicherung selbst
abknickende Flugrouten gefordert hatte. Dennoch gab sich Staatssekretär Rainer
Bretschneider selbstkritisch. „Es hat Fehler im Planfeststellungsverfahren
gegeben, vor allem bei der Kommunikation und der Einbeziehung der
Öffentlichkeit“, sagte er.
Genau das hatte das Gericht angemahnt. So seien die Planungsunterlagen in zu
wenigen Gemeinden ausgelegt worden. Bretschneider kündigte an, dass diese
Verfahren künftig anders aussehen müssten. „Man muss auf jeden Fall den Kreis
derer, die involviert sind und informiert werden über ein Infrastrukturprojekt,
erweitern.“ Es bleibe die Aufgabe der Flughafengesellschaft, ihre Kommunikationsstrategie
deutlich zu verbessern, erklärte der infrastrukturpolitische Sprecher der
brandenburgischen FDP-Landtagsfraktion, Gregor Beyer, der das Urteil insgesamt
begrüßte. Die Berliner Fraktionsvorsitzende der Bündnisgrünen, Ramona Pop,
konstatierte indes, dass „der politische Schaden einer intransparenten
Flughafenplanung“ riesig sei.
Scharfe Kritik übte Michael Lippold von der Bürgerinitiative Kleinmachnow an
der Urteilsbegründung, wonach die Kleinmachnower damit rechnen mussten, von den
Flugrouten betroffen zu sein, obwohl die Grobplanung Geradeaus-Routen vorsah.
„Kein Mensch wäre auf die Idee gekommen, ins Blaue hinein zu klagen“,
entgegnete er. „Aber die Planungsbehörden in Deutschland werden diesen Tag noch
verfluchen“, so der Initiativensprecher, denn das Bundesverwaltungsgericht habe
Planungsvorgaben jetzt so weit ausgelegt, dass kaum mehr Verlässlichkeit für
große Infrastrukturprojekte gegeben sei. „Das haben wir nicht gewollt“, so Lippoldt. axf/ctr/ldg