PNN 14.7.12

Badespaß für Hartgesottene

von Ariane Lemme

Das Freibad Kiebitzberge schreibt seit Jahren rote Zahlen – der kühle Sommer trübt weiter die Bilanz

Kleinmachnow - Spiegelglatt sind die Becken im Freibad Kiebitzberge nach dem ersten heftigen Regenguss des Tages. Nur vereinzelt ziehen ein paar Schwimmer ihre Bahnen an diesem Julimorgen. Kalt ist es nicht, aber nach den häufigen Gewittern sind die Liegewiesen aufgeweicht und matschig. Das Ehepaar Behrend hält das nicht vom Schwimmen ab: Mit ihren beiden Enkelkindern kommen sie regelmäßig hierher. „Das Wasser ist herrlich, 23 Grad und nach dem Regen wunderbar weich“, sagt Renate Behrend.

Für die angenehme Temperatur sorgen die Solaranlagen, die vor mittlerweile 20 Jahren auf den Dächern der Umkleide- und Verwaltungsgebäude montiert wurden. Immerhin die funktionieren wieder – solange es nicht regnet. Im vergangenen Jahr sah das noch anders aus, die dünnen Plastikrohre, in denen das Wasser erwärmt und dann ins Becken geleitet wird, waren an vielen Stellen undicht. Notdürftig habe man sie jetzt ausgebessert, sagt Rainer Prager, Bademeister und erster Ansprechpartner im Kleinmachnower Freibad. Die Anlage komplett zu erneuern würde rund 320 000 Euro kosten. Geld, das nicht da ist, denn das kommunal betriebene Bad schreibt Jahr für Jahr rote Zahlen in Höhe von 300 000 Euro.

Um den Erhalt langfristig zu sichern, sollen jetzt die Nachbarkommunen Teltow und Stahnsdorf ins Boot geholt werden. Gemeinsam mit Kleinmachnow wurde im Frühjahr eine gemeinsame Besitz-Betriebsgesellschaft auf den Weg gebracht. Noch befindet sich das Schwimmbad allein im Eigentum der Gemeinde Kleinmachnow und wird von deren Wohnungsgesellschaft Gewog betrieben. Die Anteile der Kommunen an der gemeinsamen Gesellschaft sollen künftig über Kredite finanziert werden, die später aus den Gewinnen des Badbetriebs abzuzahlen sind. Zuvor aber muss das in den 1970er Jahren erbaute Freibad dringend saniert werden.

Überall bröckeln die Kacheln, wegen der klammen finanziellen Situation werden sie nur nach und nach ausgetauscht. In die Komplettsanierung wollen die Kommunen 4,5 Millionen Euro investieren. Schon jetzt greift Kleinmachnow dem Bad mit 330 900 Euro jährlich unter die Arme, Stahnsdorf schießt 30 800 Euro und Teltow 46 400 Euro zu.

„Es wäre eine Schande, wenn das Bad weiter den Bach runtergeht“, sagt Renate Behrend. Kleinmachnow sei schließlich eine reiche Gemeinde, das Schwimmbad das einzige in einer Region mit rund 60 000 Einwohnern. Trotzdem liegen die Besucherzahlen dieses Jahr weit unter dem Durchschnitt. „Nur im Mai lagen wir mit 10 000 Badegästen über dem Vorjahresvergleich“, so Bademeister Prager.

Einige kommen sogar aus Potsdam hierher – ein Freibad gibt es dort schließlich nicht. Romano Patrunky etwa macht heute hier sein Schwimmabzeichen in Silber. Der 21-Jährige will sich bei der Bundespolizei bewerben und zieht ganz allein im großen Becken auf Anweisungen des Bademeisters seine Bahnen.

An den geringen Besucherzahlen haben auch die seit dieser Saison verlängerten Öffnungszeiten nichts ändern können. Nach einem Beschluss der Gemeindevertreter können die ersten Schwimmer jetzt schon um 7 Uhr statt wie bisher um 9 Uhr eine Runde drehen. Damit soll vor allem Berufstätigen entgegengekommen werden. Bislang seien es aber vor allem die Rentner, die den Frühschwimmer-Rabatt nutzen wollen, so Prager. „Dafür stehen sie in diesem Jahr eben früher auf.“ Für den Badbetrieb stellten die neuen Öffnungszeiten ohnehin eine Herausforderung dar: „Wir kommen mit dem Reinigen der Becken nicht mehr hinterher“, sagt Prager. Hier müsste erst noch eine geeignete Lösung gefunden werden. Denn: Der Elektrosauger, mit dem die Bahnen einzeln gesäubert werden, braucht für das gesamte Becken etwa acht Stunden. Bislang wurde das Bad so im Drei-Tages-Rhythmus gereinigt. Das funktioniere nun nicht mehr, sagt Prager.

Der Bademeister hofft jetzt auf den August. Mit dem Ende der Sommerferien kommen in der Regel auch mehr Besucher. „Die Hort- und Schulkinder sind derzeit ja alle verreist.“ Sollte sich das Wetter bis zum Schulbeginn in knapp drei Wochen verbessern, erwartet die Kinder eine neue Attraktion im Freibad: Für 30 000 Euro hat die Gemeinde eine neue, zehn Meter lange Wasserrutsche angeschafft.