PNN 10.7.12
Der Berliner Bezirk Wilmersdorf legt das Gelände in Stahnsdorf noch dieses Jahr still - die weitere Nutzung ist aber offen.
Stahnsdorf - Der Wilmersdorfer Waldfriedhof in Güterfelde wird noch in diesem Jahr stillgelegt – ebenso wie der Waldfriedhof in Stahnsdorf, der ebenfalls vom Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf verwaltet wird. „Noch ist aber völlig offen, was mit dem Gelände dann geschieht“, sagte Karl–Heinz Metzger, Sprecher des Bezirksamtes, den PNN auf Anfrage. Zuletzt hatte die Absicht der Stahnsdorfer Wohnungsbaugesellschaft Woges, das Gelände zu kaufen und kulturell zu nutzen, für Ärger gesorgt. Medienberichten zufolge hatten Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung der Woges ein Veto gegen den Kauf eingelegt.
„Die Woges hatte Interesse, das hat sich aber inzwischen zerschlagen“, sagte Metzger. Der Bezirk überlegt seit längerem, das Gelände zu verkaufen weil sich immer weniger Menschen dort beerdigen lassen. Eine kurzfristige Umnutzung des Geländes sei aber ohnehin nicht möglich, so Metzger. Denn auch, wenn die beiden Friedhöfe noch in diesem Jahr geschlossen werden, gebe es noch Liegefristen für einige Gräber. Bis zu 20 Jahre könnte sich die Ruhephase maximal noch hinziehen.
„Nach dem üblichen Verfahren müsste das Bezirksamt die Flächen nach der Stilllegung an den Berliner Immobilienfond abgeben“, so Metzger. Der könnte sie dann gegebenenfalls an Interessenten weitergeben. Weil es sich bei den beiden Friedhöfen aber nicht um Immobilien im eigentlichen Sinn handelt, sei auch denkbar, dass sich die Länder Berlin und Brandenburg auf eine Übergabe einigten. Bei der Woges wollte man sich am Montag nicht mehr zu den Plänen äußern.Ganz ausschließen will Stahnsdorfs Bürgermeister Bernd Albers (BfB) den Kauf des Friedhofs aber noch nicht. Demnach wollen Gemeindevertretung und Gesellschafterversammlung nach der Sommerpause diskutieren, wie sie künftig mit dem Friedhof umgehen wollen. „Die Entscheidung, ob die Gemeinde Stahnsdorf oder eine gemeindeeigene Gesellschaft eine 130 702 Quadratmeter große Fläche kauft, wird mit Sicherheit nicht in der Urlaubszeit getroffen“, sagte Rathaussprecherin Lena Knothe am Montag. Derzeit seien einfach zu viele Mitglieder beider Gremien im Urlaub. Nach der parlamentarischen Sommerpause werde die Gemeinde alle Gesichtspunkte, die für oder gegen einen Erwerb sprechen, sorgfältig abwägen. Die Woges ist im Besitz der Gemeinde, in der Gesellschafterversammlung sitzen fünf Vertreter der Gemeinde Stahnsdorf.
Nach ersten Medienberichten zu den Kaufabsichten der Woges hatte die Fraktion „Bürger für Bürger“ reagiert: Die Woges habe die vorrangige Aufgabe, sich um eine sozial verträgliche Wohnungsversorgung zu kümmern, sagte Sozialausschussvorsitzende Regina Schwarz (BfB). „Es gibt keinen Beschluss der Gesellschafterversammlung, dass die Woges über diese Aufgabe hinaus tätig wird.“
Beide Friedhöfe stünden zudem unter Denkmalschutz, sagte sie im Hinblick auf die Woges-Pläne, die Friedhofskapelle für kulturelle Zwecke zu nutzen. Für problematisch hält Schwarz vor allem die Absicht der Woges-Geschäftsführung, auf den weiter westlich gelegenen Grundstücken Eigentumswohnungen zu errichten. „Eine Wohnbebauung ist auf dem Friedhofsgrundstück nicht zulässig“, so Schwarz: Im Flächennutzungsplan der Gemeinde seien die Waldfriedhöfe als Grünflächen ausgewiesen. Das Gelände liege außerdem im Außenbereich und sei im Lärmaktionsplan als „ruhiges Gebiet“ festgeschrieben. Auch der Landkreis könnte eine Bebauung ablehnen: Zusammen mit dem Stahnsdorfer Südwestkirchhof gehört der Wilmersdorfer Friedhof zum Landschaftsschutzgebiet „Parforceheide“.
Doch trotz all dieser Bedenken war die Woges nicht die die erste, die das Gelände und vor allem die Friedhofskapelle gerne mit neuem Leben gefüllt hätte: Bereits im Januar hatte der Kleinmachnower Jugendklub JKT die Idee,dort einen Treffpunkt für junge Bands aus Potsdam-Mittelmark einzurichten. „Die alte Begräbniskapelle mit ihren dicken Mauern wäre ein geeigneter Raum für Bandproben, auch Platz für ein Café, in dem sich Jugendliche treffen können, wäre vorhanden“ hatte JKT-Leiter Bernd-Peter Wilczek damals gesagt. Ariane Lemme