PNN 6.6.12

Streit auf dem Rücken der Künstler

von Ariane Lemme

Kleinmachnows Initiativen brauchen Geld. Ihre Arbeit ist erwünscht, CDU und Linke bleiben skeptisch

Kleinmachnow - Kulturbanausen sind die Kleinmachnower nicht. Das beweisen schon die beiden privaten Initiativen, die sich derzeit bemühen, ein breites Angebot aus Musik, Theater, Kunst und Kino zu schaffen. Neben den Künstlern, die im ehemaligen Kanalarbeiterhaus am Zehlendorfer Damm 200 ein Atelier- und Veranstaltungshaus einrichten wollen, gibt es seit einigen Wochen auch einen Zusammenschluss zur Rettung der Kammerspiele.

Auch fast alle Gemeindevertreter erklären in schöner Regelmäßigkeit, dass dem Ort Spielstätten für Kultur fehlen, das Interesse daran aber groß sei. Doch sobald Pläne zur Sanierung oder zum Erhalt von Häusern konkret werden, gibt es Bedenken. So forderte Linken-Fraktionschef Klaus-Jürgen Warnick im Hauptausschuss am Montagabend einen Grundsatzbeschluss zu den langfristigen Kosten des Zehlendorfer Damms – dabei stand eigentlich nur die Sanierung des Erdgeschosses für insgesamt 60 000 Euro auf der Tagesordnung. Unterstützt wurde er dabei von seinem CDU-Kollegen Ludwig Burkardt. „Damit schaden Sie nicht der Verwaltung sondern den Künstlern, die dort etwas auf die Beine stellen wollen“, echauffierte sich Jens Klocksin (SPD).

„Wenn wir jetzt kein Geld in das Gebäude stecken, dürfen dort nicht einmal mehr die sporadischen Veranstaltungen stattfinden“, warnte Bürgermeister Michael Grubert (SPD). Am 14. Juni entscheidet die Gemeindevertretersitzung. Das Problem: Das 1903 errichtete Wohnhaus am Zehlendorfer Damm steht seit Mitte 2007 leer. Der baufällige Zustand lässt keine weitere Vermietung zu, es fehlen Toiletten und eine Heizung.

Genutzt wurde das Erdgeschoss in den vergangenen Jahren dennoch immer wieder für einzelne Kulturveranstaltungen, unter anderem durch den Verein „Die Brücke“. Weil das Angebot gut angenommen wird, soll dort dauerhaft Raum für Ausstellungen, Lesungen und Workshops im Haupthaus sowie eine Werkstatt in der Remise geschaffen werden.

Die Kammerspiele hingegen sind geöffnet – noch. Der jetzige Betreiber Karl-Heinz Bornemann will das Traditionskino spätestens im September schließen. Der Kauf des Hauses durch die Gemeinde war im Dezember vor allem an den Stimmen der Linken und der CDU gescheitert. Die Sanierungskosten seien zu hoch, das Konzept nicht „rund“, wie es hieß. Jetzt wollen die Kulturmanagerin Carolin Huder und der Kinoliebhaber Michael Martens das Haus übernehmen. Neben dem Kino soll es dort künftig Konzerte, Theater und einen Kneipenbetrieb geben. Doch auch hier müsste die Gemeinde Geld zuschießen, um das Haus schnell bespielbar zu machen.

Konkret geht es in der Rathausvorlage um eine einmalige Anschubfinanzierung von 400 000 Euro. Diese Summe ist Linken-Fraktionschef Warnick wiederum zu niedrig. Am Montagabend reichte er auch für diesen Vorschlag eine Alternative ein. Demnach soll die Initiative 600 000 Euro verteilt über zwei Jahre bekommen. „Mit weniger sind die notwendigen Sanierungen nicht zu stemmen“, fürchtet Warnick. Das Geld soll seiner Ansicht nach auch erst ab 2013 und nicht wie geplant schon in diesem Jahr fließen, denn: Der Zuschuss soll an die Gründung einer Genossenschaft mit einer Stammeinlage von 50 000 Euro geknüpft sein.

Den Plan, eine Kulturgenossenschaft zu gründen, hatten Huder und Martens von Anfang an, die Anteile sollen mit 250 Euro für jeden erschwinglich sein, so ihr Plan. Nach Klocksins Ansicht reicht auch eine Einlage von 25 000 Euro. „Die Anteile zusammenzubekommen wird kein Problem“, so Martens. Leichter sei das allerdings bei laufendem Betrieb. Gegen einen höheren Zuschuss hätte er natürlich nichts, Grubert stellte aber klar, dass er nicht wisse, woher er die zusätzlichen 200 000 Euro nehmen solle. Warnick will seinen Vorschlag am 14. Juni dennoch einreichen. „Dann können auch wir dem Kammerspielzuschuss zustimmen.“