PNN 10.5.12
Deutsche Flugsicherung diskutierte mit Kommunalvertretern aus Potsdam-Mittelmark
Potsdam-Mittelmark - Der Termin mit der Deutschen Flugsicherung (DFS) am Dienstagabend war frei gewählt – zufällig fiel die Informationsveranstaltung für Kommunalvertreter aus Potsdam-Mittelmark nun auf den Tag, an dem die Verschiebung der Flughafeneröffnung in Schönefeld das bestimmende Thema war. Unabhängig vom neuen Zeitplan ist Fakt, dass die Regionen Teltow und Werder-Schwielowsee stark vom Fluglärm des neuen Großflughafens betroffen sein werden. Und die DFS sieht unverändert nur geringen Spielraum für eine weitere Entlastung. Das ist das nüchterne Fazit des Treffens im Teltower Rathaus.
Die DFS sei weder für die Wahl des Flughafenstandortes in direkter Hauptstadtnähe noch für die Zahl der Flugbewegungen zuständig, stellte Hans Niebergall, Leiter der Berliner DFS-Niederlassung, klar. Ihr Auftrag sei es, den Flugverkehr sicher, geordnet und flüssig zu leiten. „Unter den gegebenen Voraussetzungen gibt es im Sinne der Anwohner von Schönefeld dafür nur einen möglichst wenig schlechten Vorschlag“, so Niebergall.
Wie berichtet, wird die Region Teltow vor allem durch Abflüge auf der sogenannten Wannseeroute betroffen sein. Sie führt direkt über die Gemeinden Kleinmachnow und Stahnsdorf, auch auf Teltow könnte einiges zufliegen. Da die Piloten nach jetzigem Stand ab einer Flughöhe von 1500 Metern von ihren Routen abweichen dürfen, werden viele startende Maschinen wahrscheinlich breit gefächert bereits über Teltow zur Kurve in Richtung Norden und Osten einschwenken. Nach jüngsten Prognosen müssen die Einwohner mit etwa 80 Überflügen pro Tag rechnen. 20 davon seien Propellermaschinen, die weniger Lärm verursachen, versuchte Niebergall etwas zu relativieren.
Die Freigabe zum Einschwenken erst ab einer Höhe von 2400 Meter zu erteilen, wie es unter anderem der Teltower Stadtverordnete Eberhard Adenstedt (Grüne ) forderte, hält Niebergall für unrealistisch. „Wir haben das auf der Grundlage des Prognoseflugplans für 2015 durchgerechnet. Es würde zu erheblichen Verspätungen kommen“, sagte er.
Wenig Hoffnung gibt es auch für die Region Schwielowsee. Wie berichtet führt eine radargeführte Anflugroute für Spitzenzeiten direkt über das Erholungsgebiet. „Eine politische Forderung war, Berlin und Potsdam zu umfliegen, da bleibt nur wenig Spielraum“, sagte Verfahrensplaner Robert Ertler. Die Route soll bei entsprechendem Wind an etwa 40 Prozent der Tage im Jahr genutzt werden. Insgesamt vorerst für etwa 2,5 Stunden am Tag – doch in diesem Zeitfenster donnern die Maschinen nahezu im Minutentakt über den Schwielowsee. Laut DFS können sie dabei bereits auf eine Höhe von 1800 Metern abgesunken sein.
Nachgedacht wird noch über Entlastungsvarianten an den Wochenenden. Bei weniger Flugverkehr sei es möglich eine Freigabe zum Verlassen der Routen tatsächlich erst ab 2400 Meter zu erteilen, so die DFS-Vertreter. Entsprechend werde es derzeit am Flughafen Tegel praktiziert. Ein Vorschlag, von dem Peter Kreilinger von der Bürgerinitiative „Kein Fluglärm über den Havelseen“ wenig hält. Sinnvoller wäre es, grundsätzlich die Flüge außerhalb des Autobahnrings um die Dreiecke Werder und Potsdam zu führen, erklärte er.
Ein Versprechen gab es seitens der DFS. Man werde die tatsächliche Entwicklung der Flugbewegungen im ersten halben Jahr nach Flughafeneröffnung genau beobachten und dann noch einmal gesondert auf Problemsituationen eingehen. Dabei hoffe man auf das Feedback von Anwohnern, die sich zum Beispiel über die kommunalen Vertreter in der Fluglärmkommission einbringen könnten. Teltow ist für diese Startphase bereits gerüstet, im Stadtgebiet seien mehrere Lärmmessstationen aufgestellt worden, sagte Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD).