PNN 19.4.12
Kleinmachnow - Eigentlich trifft der Name Medusentor nicht ganz zu, findet Rudolf Mach, Vorsitzender des Kleinmachnower Heimatvereins. Denn über dem Medusenkopf mit den typischen Schlangenhaaren und dem weit aufgerissenen Mund thront der Kopf einer Minerva – der römischen Göttin der Weisheit und des Handwerks. „Das Gute triumphiert hier also über das Schreckliche“, lautete die Interpretation Machs am Mittwoch bei der Übergabe der neuen Infotafeln am restaurierten Tor. Landrat Wolfgang Blasig (SPD) erinnerte an die erste Sanierung 1990, für die er damals selbst Geld bei den ersten Fahrradtouristen aus Zehlendorf gesammelt hatte: 730 DM kamen zusammen. Die jüngste Instandsetzung kostete 26 000 Euro, 2 500 kamen für Entwurf und Umsetzung der Tafeln dazu.
Gestaltet hatte die Tafeln der Grafiker Helfried Winzer, Mitglied im Heimatverein, zusammen mit Dietmar Jansen. Beide konnten den Erfolg ihres Einsatzes nicht mehr miterleben, Winzer verstarb am 19. Dezember 2010 im Alter von 86 Jahren, Jansen bereits am 14. Oktober 2008. Winzers Witwe Helga erinnerte sich an die vielen Stunden, die ihr Mann bei der Recherche und der Gestaltung der Tafeln zubrachte. Auf dem Gelände dahinter, findet sie, sollte ein Park entstehen. Denn das Tor führt heute auf eine Freifläche am Rande des Landschaftsschutzgebiets Bäketal. Bis 1943 befand sich hier das Gutshaus mit seinen umgebenden Gebäuden – der alte Dorfkern von Kleinmachnow. Er wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, nur Tor und Dorfkirche blieben erhalten.
Viele wünschen sich derzeit eine Wiederbelebung des alten Dorfs, über das Wie gehen die Meinungen allerdings auseinander. Den seit Jahren geplanten Kirchenneubau samt Gemeindesaal hatte das Landesumweltministerium zuletzt gekippt und eine grundsätzliche Überarbeitung empfohlen. Die lokale Agenda Kultur und der Jugendklub (JKT) Kleinmachnow hegen den Plan, die alte Remise wieder aufbauen zu lassen und sie zu einem Ort für Kino-, Theater- und Konzertveranstaltungen sowie für die Jugendkultur zu machen. Doch die Verwaltung sieht bei dem Projekt dieselben Probleme wie beim Kirchenbau, zudem sei völlig unklar, wer die Kosten für den Wiederaufbau tragen solle. „Es ist aber klar, dass wir noch in diesem Sommer entscheiden sollten, wie wir Räume für Jugendliche und Kultur verteilen wollen“, sagte Bürgermeister Michael Grubert (SPD). Das Areal am alten Dorf werde in rund 15 Jahren nicht mehr auf der Grenze zwischen Kleinmachnow und Stahnsdorf liege sondern ein Mittelpunkt der Region sein. Das Tor, so könnte man deshalb meinen, steht derzeit an der Schnittstelle zwischen Kleinmachnows Vergangenheit und seiner Zukunft. alm